Rahmenteile und des Gesprenges zurückgehen. Schon lange vorher mußte ein Tischler den Sockel der mittleren Schrein figur erhöht haben, um zu verhindern, daß sie der vor die Predella gestellte Tabernakel verdeckt. Seitdem ist die Figurengruppe im Schrein gestört: die hochgerückte Katha rinenstatue stößt mit ihrem Kopf an das von oben gleich einem Vorhang herabhängende Rankenwerk, während die Barbara- und die Laurentiusstatue zu ihren Seiten merklich tiefer stehen. Besonders übel zugerichtet wurden die Gemälde an den Flügeln, an der Predella und an der Rückseite des Schreines; zuletzt überging sie im Jahi*e 1925 der Freskant mit seinen giftigen Farben. Markus Antonitsch gelang es, die Originalschicht der Gemälde ziemlich unversehrt bloßzulegen. Das den Abschied Christi darstellende Gemälde auf der Rückseite des Schreines ist in Tempera gemalt und wurde wie ein Fresko behandelt. An den Statuen kam das Inkarnat unter einer harten Schmutzschicht überraschenderweise unübermalt zum Vorschein. Dagegen fanden sich von der alten Vergoldung nur geringe Spuren, so daß die neue künstlich patiniert und dadurch in ihrer Wirkung gedämpft werden mußte. An den Rahmenteilen und im Gesprenge war unter der grauen Übermalung die gotische, in den Farben Rot und Blau gehaltene Fassung vorhanden. Einige fehlende Krabben imd der oberste Abschluß, eine halbgeöffnete Kreuzblume, mußten neu geschnitzt werden. Außer der Reduktion des erwähnten Sockels im Schrein auf sein ursprüng liches Ausmaß ist keine Änderung erfolgt (Abb. 122). Das Ausräumen des Langhauses, das Übertünchen der störenden Wand- und Gewölbemalerei lassen den Raum weiter, heller und freundlicher erscheinen. Sein Rippenwerk, nach einigen in den Zwickeln vorgefundenen Farbresten grau geschlämmt und mit schwarzweißen Fugenstrichen versehen, hebt sich vorteilhaft von dem kühlen Weiß der Wand- und Gewölbefiächen ab. Der Raum hat seine ursprüngliche Schön heit wiedergewonnen. Siegfried Hartwagner Abbildungsnachweis: Lukas Arnold, Klagenfurt: Abb. 124; Dr. S. Hartwagner, Klagenfurt: Abb. 123; Landesbildstelle für Kärnten: Abb. 122. TAGUNG DER VEREINIGUNG DER LANDESDENKMALPFLEGER IN DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND An der Jahrestagung der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in der Bundesrepublik Deutschland konnte auch 1957 eine größere Gruppe von österreichischen Kollegen teilnehmen. Wir haben dem Bundesministerium für Unterricht für die verständnisvolle Förderung der Studienreise zu danken und fühlen uns vor allem gedrängt, Prof. Dr. Grund mann, dem Vorsitzenden der Vereinigung, Landeskonservator Dr. Rudolf Wesenberg und Staatskonservator Dr. Walter Bader als den Vertretern des Gastlandes Nordrhein-Westfalen, deren großzügige Einladung unsere Teilnahme an der Tagung überhaupt erst ermöglicht hat, den schon mündlich zum Ausdruck gebrachten Dank hier zu wiederholen. An Fach tagungen teilnehmen zu können, bedeutet für den in der Praxis stehenden Konservator besonders viel. Auch die beste Publikation über die Restaurierung eines Kunstdenkmales vermag es nicht, die Imponderabilia, an die jede denkmalpflegerische Unternehmung gekettet ist, so zu beschwören, daß sie der Leser als unbezweifelbar empfindet, und eine methodisch noch so gut gearbeitete und mit Abbildungen noch so trefflich ausgestattete Darstellung kann in der Denkmalpflege niemals die Erörterung vor dem Objekt ersetzen. Kommt dazu, daß die brauchbare Literatur über denkmalpflegerische Maß nahmen, über Methoden, Experimente und Ergebnisse nicht eben reich ist, so daß die Tagung mit ihren Möglichkeiten zu persönlicher Fühlungnahme, zur Diskussion gerade technischer Fragen, zum Besuch von Restaurierungswerkstätten u. dgl. geradezu die einzige Gelegenheit zur fachlichen Fortbildung des Konservators geworden ist. Daß die Tagung im Rheinland in dieser Hinsicht sich als besonders ergiebig erwiesen hat, braucht in Anbetracht seiner großartigen Denkmäler und der Vielfältigkeit der Probleme nicht hervorgehoben zu werden. Die Aufsätze und Berichte des Jahrbuchs der Rheinischen Denkmalpflege 1957, das den Tagungsteilnehmern nebst anderen Publikationen überreicht wurde, bilden eine wichtige Erinnerungsstütze und eine wertvolle Ergänzung zu den Diskussionen, die sich vor den Denkmälern entwickelt haben^. Ein großer Teil der Kunstdenkmäler des Rheinlandes nimmt ja eine besondere Stellung ein, aus der sich wiederum die besonderen, uns nicht immer geläufigen Überlegungen der Denkmalpflege ergeben. Um so dankbarer müssen wir dafür sein, daß wir unsere Kenntnisse bereichern, gelegentlich unsere vorgefaßten Meinungen korrigieren, gelegentlich aber auch uns in bestehenden Auffassungen bestärken konnten. Vom Tagungsort aus, dem ehem. Zisterzienserstift Alten berg, wurden täglich Exkursionen unternommen, deren Hauptziele Köln, Aachen und der Niederrhein (Xanten, Kalkar) waren. Allen Einzelheiten gerecht zu werden, die uns in den vier mit Besichtigungen bis an den Rand gefüllten Tagen begegnet sind, ist schon deswegen unmöglich, weil die Komifliziertheit der Fragen im Rahmen eines knappen Berichtes nicht dar gelegt werden kann und weil gefährlichen Vereinfachungen ausgewichen werden muß. Es soll nur in großen Umrissen das Wichtigste vermerkt werden. Von den Kölner Kirchen wurden besichtigt: St. Gereon, St. Aposteln (Abb. 125), St. Pantaleon, St. Maria im Kapitol, St. Cäcilien (Schnütgen-Museum), der Dom, die Kirchenruine St. Alban (in Verbindung mit dem Gürzenich). Alle Kirchen waren auf das schwerste beschädigt. Das Ausmaß der Zer- ^ Jahrbuch der Rheinischen Denkmalpflege, XXI/1957; Berichte über die Tätigkeit der Denkmalpflege in den Jahren 1953—1956. herausgegeben von Rudolf Wesenberg, Kevelaer 1957.
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