Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

man allenthalben sieht, wie gering geistige und künstlerische Werte geschätzt werden, wenn sie sich nicht durch den Fremdenverkehr in klingende Münze verwandeln lassen. Daher ist es begreiflich, wenn der Postwirt in Söll sieh bemüht, sein wunderschönes Haus außen und innen richtig zur Geltung zu bringen, alten Hausrat wieder verwendet und die schönen Gewölbe und Deckengetäfel instand setzt. Die Vorbereitungen für die Freilegung einer reichen barocken Fassa{lenbemalung wurden getroffen. Als letzte Kirche des Söll-Landes wurde die Pfarrkirche von Going restauriert. Der schöne Raum mit seinem eigenwilligen Grundriß ist durch schöne Deekenbilder und sehr qualitätvolle Plastiken und Altäre ausgezeichnet. Das vielbesuchte und rührige St. Johann hat trotz der intensiven Bautätigkeit im Ortskern noch einige schöne und architektonisch wertvolle Bauten. Auf den geplanten Umbau eines solchen Hauses in der Nachbarschaft der Pfai'rkirche mußte stark Einfluß genommen werden. Es ist nun zu hoffen, daß der Umbau so erfolgt, daß die wirtschaft lichen Wünsche des Besitzers ebenso berücksichtigt sind wie die denkmalpflegerischen. Über die bauliehen Maßnahmen zur Rettung der idyllisch gelegenen Adolarikirche am Pillersee wurde schon in den vergangenen Jahren berichtet. Im abge laufenen Jahr ist es gelungen, die reiche Bemalung des Chor gewölbes aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts frei zulegen und die in der Barockzeit abgeschlagenen Rippen wieder anzubringen. Für den schötien Hochaltar aus der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde eine Pietä von zirka 1440 angekauft und restauriert (Abb. 116). Besonders reich an Filialkirchen ist das Wipptal. Im ver gangenen Jahr wurde die Lueg-Kirche bei Gries einer gründ lichen baulichen Sanierung unterzogen, während St. Jakob in Nößlach noch immer die alten Schäden aufweist. Die Burg kapelle von Aufenstein am Eingang ins Navistal ist ein Sonderfall, da sie wegen ihrer einmaligen kunstgeschichtlichen Bedeutung außerordentliche Maßnahmen erfordert, die auch im abgelaufenen Jahre fortgesetzt wurden. Die neben der Pfarrkirche von Matrei gelegene Johanneskapelle trägt immer noch die Spuren des Krieges an sich, doch wurde nun damit begonnen, einen Restaurierungsfonds anzulegen. Das Kirchlein von Pfons weist infolge der besonderen Art des Baugrundes starke Sprünge und außerdem Dachschäden auf. Neueindeckung und bauliche Sicherung wurden eingeleitet. Die Waldraster Kirche, ein schlichter Bau aus dem 17. Jahrhundert, wurde außen restauriert und die Trockenlegung des Bauwerkes begonnen, das in sumpfigem Gelände liegt. Besondere Kosten verursacht die Instandsetzung des Daches, das seit Jahrzehnten nicht mehr eingehalten wurde. Sehr erfolgreich war die Arbeit des Denkmalamtes in der Umgebung von Innsbruck. Gerade in der Barockzeit haben der weltliche Hof zu Innsbruck und der geistliche zu Brixen ihre Kultur ausgestrahlt und befruchtend auf die Umgebung und den zwischen den beiden Städten liegenden Raum gewirkt. Dem verdanken wir auch die schönen Kirchen im Stubaital. Der riesige Saal der Neustifter Kirche zeigt seit einiger Zeit bedrohliche Sprünge in der weitgespannten Decke. Sie sind dadurch entstanden, daß das Turmmauerwerk mit dem Gewölbe in Verbindung steht und beim Läuten die starken Schwingungen auf die Kirche übertragen werden. Mit den notwendigen baulichen Maßnahmen wurde begonnen. Ein ebenso imponierender Kirchenraum ist die herrliche Kirche von Telfes, die durch bunte dunkle Fenster und charakterlose neuromanische Altäre entstellt war. Trotz heftigen Wider standes der Bevölkerung wurden helle Fenster eingesetzt, Altäre und Kanzel entfernt und als Hochaltar eine herrliche spätbarocke Kreuzgruppe aufgestellt, die vielleicht schon in der Barockzeit an dieser Stelle war. Für die Seitenaltäre wurden die alten bai'ocken Bilder wieder verwendet. Als Kanzel wurde ein Prachtwerk erworben, das aus Kauns stammt (Abb. 117, 118). Ein ebenso schöner Barockbau ist die Pfarrkirche von Axams mit überreicher Stuckierung des frühen Rokokos und prächtigen Altären. Die Freilegungsarbeitenbrachten herrlichen Stuckmarmor zutage, doch ist die teure Arbeit noch nicht abgeschlossen. Durch die Entfernung einer ordinär wirkenden Bronzevergoldung am Stuck und die Anbringung von farblosen Fenstern hat die Kirche die ihr gemäße, leicht uird heiter wirkende Farbigkeit wiedergewonnen. Zu diesen wohlgelungenen Restaurierungen gesellt sich noch die Kirche von Inzing, baulich gesehen eine bescheidenere Ausgabe der herrlichen Wiltener Pfarrkirche. Sie bot vor der Restaurierung das Bild einer verräucherten Bahnhofshalle und ist nun mit den stilgerechten Fenstern und den ursprünglichen hellen Farbtönen ein wahres Schmuckstück. An die hoohbarocken Bauten reiht sich die Seekirche in Seefeld als Spätrenaissance- oder Frühbarookbau von 1628. Seit langen Jaln-en nicht gepflegt, bot sie ein trauriges Bild und wurde heuer ausgezeichnet restauriert. Die Instandsetzung des Äußeren und des schönen Marmorportals steht jedoch noch bevor. Schon vor einem Jahrzehnt waren in der Pfarrkirche von Hatting Reste gotischer AVandgemälde festgestellt worden. 116. St. Adolari am Pillersee. Pietä aus Hopfengarten nach der Restaurierung

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