Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

'ry.. M * 8>. . .•4 :t. 115. Mariathal, Pfarrkirche, Stuck im Chorgewölbe von Ladner und Gogl. 1956 Bemalung mit einem WappenfTOsko des Schwazer Künstlers Hochschwarzer geschmückt. Im Jahresbericht für 1955 war es notwendig gewesen, auf den drohenden Verfall der reizenden Annakirche in Achen kirch hinzuweisen. Die Gemeinde hat nun doch Anstalten getroffen, dieses Kunstdenkmal instand zu setzen, das beherrschend in der Landschaft steht und gewissermaßen die Ortschaft bekrönt. Der Pfarrer von Gerlos ist nun der größten Sorge ledig. Er hat durch die abgeschlossene Restau rierung und "Freilegung der barocken Bilder von Schmutzer seine Kirche zu einem Kunstwerk gemacht, dessen Betrachtung allerdings durch das noch immer stehende Gerüst beein trächtigt ist. Große, nicht so schnell zu bewältigende Sorgen bereitet dagegen die Pfarrkirche von Hippach, die ein selten reizvolles Denkmal des 17. Jahrhunderts ist, aber in ihrem Bestand durch große Hangfeuchtigkeit und die Erschütterungen der vorbeiführenden Straße gefährdet ist. Die Gemeinde hat mit großen Kosten alles getan, um der Gefahr der Rutschungen und des Hangwassers zu steuern, doch die Besitzverhältnisse der Straße sind ungeklärt, und deshalb ist eine Bereinigung noch nicht möglich. Mit dem Bau der Eisenbahn hat die Stadt Rattenberg ihre wirtschaftliche Bedeutung, die mit dem Straßenverkehr zusammenhing, eingebüßt und seither ein Dornröschendasein geführt. Dies ist zwar der Erhaltung des schönen alten charakteristischen Stadtbildes zugute geicommen, das nur durch wenige verschandelte Häuser beeinträchtigt wird. Die Bevölkerung ist durch die Stagnation von fast 100 Jahren arm geworden. Doch in den letzten Jahren, da die Straße mehr imd mehi* wieder ihre alte Bedeutung erlangt, macht sich das auch in Rattenberg bemerkbar. So wurden heuer einige Fassaden überholt. Leider fehlt noch das Geld und die nötige Großzügigkeit, um gründliche Arbeit zu leisten. Fast durchwegs wäre es notwendig, die Fensterformen des 19. Jahr hunderts durch moderne Konstruktionen zu ersetzen, die dem Stil der Rattenberger Häuser besser entsprechen würden. Allerdings muß betont werden, daß die gerade jetzt so beliebten Fenster ohne Quersprossen weder für historische noch für Bauten im heimischen Stil geeignet sind. Die meisten Ratten berger Häuser sind außerdem durch häßlichen Spritzwurf entstellt, der nur in seltenen Fällen stilistisch berechtigt ist, wie etwa am Hause Thurner, dessen Fassade ihren besonderen Reiz durch die reiche barocke Stuckleistenverzierung erhält, deren glatte Flächen sich vom originalen Spritzwurf abheben. Die Fenster sollen nachträglich die passende Teilung durch Metallsprossen erhalten. Zusammen mit der verbesserten und neugefärbelten Fassade des anschließenden Gasthofes Platzbräu ist damit eine bedeutende Verschönerung der Hauptstraße erreicht. Denkmalpflegerisch einwandfrei ist die Fassade des Hauses Nr. 24 instand gesetzt, doch fohlt noch die Restaurierung des mit Öl übermalten Wappenfreskos von 1662. Am Hause Erhard ist, sehr zum Verdruß des Denkmalamtes, über dem Laden eiri Vordach angebracht worden, das ganz und gar der Gesamthaltung des Stadtbildes von Rattejiberg widerspricht, das durchwegs — wie überall in den Innstädten — die Vertikale betont. Diese starke Betonung der Waagerechten stört nicht nur die sonst glücklich instand gesetzte Fassade, sondern das ganze Straßenbild. Überdies wirkt das Bemühen, in das Städtchen, dessen Reiz in der Altertümlichkeit liegt, groß städtische Modernismen zu verpflanzen, fast lächerlich. Eine gewisse denkmalpfiegerische Einbuße bedeutet der Einbau eines Kinos im Gasthof zum Stern, da eine schöne alte Diele im ersten Stock dadurch zerstört wird. Interessante Balken und eine Holzsäule werden jedoch beim Umbau wieder verwendet. Große Sorgen bereitet der Stadt Rattenberg die Erhaltung des Schloßberges. Der tiefer gelegene ältere Teil ist zwar wegen der laufend durchgeführten Reparaturen in gutem Zustand, wenn auch einige Zubauten der neueren Zeit zu entfernen wären, doch die in Maximilianischer Zeit erbaute Oberburg ist in so schlechtem Zustand, daß immer mit dem Absturz einzelner Teile gerechnet werden muß. Die Instand setzungsarbeiten an diesem hoch auf steilem Felsen gelegenen Befestigungswerk sind äußerst kosl.spielig, aber unerläßlich. Es ist klar, daß die kleine Stadt diese Aufgabe nicht allein bewältigen kann, sondern der Hilfe von Land und Bund bedarf. Wer vom Rattenberger Burghügel nach Norden schaut, erblickt am Eingang zum Brandenberger Tal inmitten dunkler Tannen die Kirche von Mariathal, die nun in zweijähriger Arbeit zu neuer Schönheit erstanden ist. Verwahrlost und seit dem Brand der achtziger Jahre ihres Stuckzierates beraubt, bot sie ein wenig anziehendes Bild. Nun wurden die baulichen Schäden behoben und das nackte Gewölbe mit modernem Stuck versehen, der sich ausgezeichnet dem alten Raum einfügt, keine künstlerischen Konzessionen macht, aber trotz dem auch der Bevölkerung gefällt (Abb. 115). Eine Wallfahrt nach Mariathal ist auf joden Fall lohnend, auch wenn die Gnadenkapelle noch nicht restauriert ist. Eines der interessantesten und schönsten Kunstdenkmäler des Unterinntales ist die Leonhardskirche in Kundl. Das schadhafte Dach hat bereits andere Bauschäden verursacht, so daß die Instandsetzung dringend ist. Das abgelaufene Jahr ging über den Bemühungen hin, Geld zu beschaffen, allerdings war der Erfolg gering. Es muß wohl mit Trauer erfüllen, wenn

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