Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

m 1 t 95. Oberzeiring, .St. Elisabeth. Südlicher Zwickel des Triumphbogens, Zug und Anbetung der Könige Glasgemälden von Gaming und Straßengel aufscheinen®. Die nunmehr vorwiegend sichtbare zeichnerische Struktur des Freskos beruht auf dem Umstand, daß sich hier nur mehr die Vorzeichnung des Bildes erhalten hat, über die eine Kalkmilchlasur zur weiteren farbigen Behandlung gezogen war. Der ursprüng liche Zustand ist demnach plastischer zu denken und in seinen Konturen von der Nachzeichnung bestimmt, die über die farbigen Partien — manchmal von der durchscheinenden Vorzeichnung abweichend — gesetzt wurde®. Die anschließenden Bildfelder sind nur mehr in schwachen Umrissen zu entnehmen. Bemerkenswert die Passionsszenen in der unteren Reihe, wo den vorbereitenden Vorgängen zur Dornenkrönung breiter Raum eingeräumt ist. Ein Feld zeigt zwei Schergen beim Brechen der Dornenzweige, im nächsten wird die Krone gewunden, die dann, in formaler und symbolischer Entsprechung, auf der anderen Seite der ICrönung von zwei Engeln aufgenommen wird. Die Kreuzigung folgt dem überlieferten Dreifiguren schema des Gekreuzigten mit Maria und Johannes (Abb. 91). Unmittelbar daneben die Darstellung der Gregormesse^, mit der Erscheinung des Schmerzensmannes aus der hochgehaltenen Hostie® (und mit dem reizvollen Detail der im Bildrahmen aufgehängten Glocke). Besser erhalten zeigt sich die in ein Spiralband gerahmte Gruppe von Aposteln, die als Beisitzer des thronenden Chri.stus fungieren. Reich gebaiischte, in Schüsselfalten fallende Tuniken prägen den Typus der Gewandfigur, in der das weiche Schwingen der ® F. Kieslinger, Gotische Glasmalerei in Österreich bis 1450, Tat. 30 und 36. ® Der stark lineare Eindruck ist also keineswegs auf ein ..Nachziehen" oder Ergänzen der Konturen durch den .Restaurator zurückzuführen; er beruht auf der originalen, unverändert bewahrten Substanz der Vorzeichnung. ' Das als Gregormesse bezeichnete Fresko an einem Pfeiler der Murauer Stadtpfarrkirche stellt das Meßojjfer des hl. Leonhard dar. Vgl. dazu das Glasgemälde in St. Leonhard i. L., Abb. bei W. Frodl, Glasmalerei in Kärnten 1150—1500, Klagenfurt — Wien 1950, Taf. 64. ® L. Kretzenbacher, Eine ,,Gregoriusmesse", Zur Motivgeschichte eines neuen steirischeji Freskenfundes in Oberzeiring, in: „Neue Chronik" Nr. 35 (Beilage zur Südost-Tagespost Graz vom 26. Mai 1956).

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