90. Oberzeiring, Steiermark, Filialkirche St. Elisabeth. Inneres nach der Restaurierung Südwand: in der vorderen Ecke Schloß des Herodes {zum Königszug gehörend); Fensteruinrandung im Dreieclanuster; Feiertagschristus mit hl. Oswald (1,90: 2,20 m); Fensterumrandung mit derbem Rankenmuster; unterhalb drei Apostelkreuze in kreisrunder Umfassung. Die Malereien wurden in monatelanger Arbeit von Restauratorin. L. Kerciku freigelegt und konserviert; die Abnalnne der Kalktünchen, die über den in secco-fresco-Manier gemalten Bildern lagen, gestaltete sich vor allem dort, wo die Mauerfeuchtigkeit in die Fresken eingedrungen war, äußerst langwierig. Der Erhaltungszustand der Bildausstattung ist verschieden; am ehesten vermag die Triumphbogenwand das ursprüngliche ErscheiTiungsbild wiederzugeben, während an der Nordwand nur mehr Vor zeichnungen (Johannesbild) oder die flächigen Untermalungen voi'handen sind. Schon das vorderste und als erstes bekannt gewesene Feld^ mit dem Tod des hl. Johannes (Abb. 92) gewährt hinreichend Aufschluß über die stilistische und zeitliche Einordnung der Malereien. In kontinuierender Darstellungsweise sind mehrere Geschehnisse in einer Szenerie gezeigt: Salomes in akro batisch verrenkter Pose vollführter Tanz vor Herodes und Herodias, der in der näheren Umgebung im Seckauer Johannesfresko eine Parallele besitzt^, die Enthauptung des in Kamelhaarfelle gekleideten Heiligen vor seinem Gefängnis, die Aufnahme seiner Seele in den Himmel und die Darreichung seines Hauptes durch eine Dienerin. Die im Dreiviertelprofil gedrehten, in der Hüfte leicht geknickten Figuren, die von weichlinigen, fülligen Gewändern umhüllt sind, präsentieren die bereits voll entwickelte Formenspräche der Gotik, die sich aus dem erst scharfkantig splitterigen Zeichenstil der spätromanischen Epoche (Fresken in der Bischofskapelle in Goß®) in allmählich vorsichgehender Erweichung löst (Fresken in der Sakristei in Kammern^). Die Haltung der Hände spiegelt die Beseelung wider, die die agierenden Personen untereinander und auch mit dem Beschauer verbindet; die Figuren haben sich längst von der starren, distanzheischenden Statuarik entfernt und dem ,,Natürlichen" genähert. Diese Merkmale kennzeichnen den Stil der Zeit um 1340—1350, der im einzelnen auch durch die durchgezogene Augenbrauen-NasenLinie und die fast kalligraphisch ausgebildete Mundpartie charakterisiert ist, wie sie u. a. in den datierten ' Erste .Spuren von Wandmalereien entdeckte 1952 der Grazer Numismatiker W. Fritsch, dorn hier für seine Mitteilung gedankt sei. ^ Abb. und Erläuterung bei W. Frodl, Zur Malerei der zweiten Hälfte des 13. Jhs. in Österreich, in: Wiener Jb. für Kunst geschichte, Bd. XVI, S. 60ff., Abb. 58. ' E. Andorfer, Die Wandmalereien des 13. Jhs. in Goß, Festschrift für H. Egger, Graz 1933, S. 34ff., und R. Kroemer, Die Entwicklung und Bedeutmrg des Zackenstiles in der steirlschen Kunst des 13. Jhs. (ungedr. Dissertation, Graz 1954). "* W. Frodl, Denkmalpflegearbeiten in Steiermark (Berichte, Kammern), in: ÖZKD 1953, S. 42ff., Abb. 50.
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