Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

Die angeführten Beispiele genügen, um einen Begriff von der Art der hier besprochenen Arbeiten zu geben. Abgesehen von den Plastiken, die an Ort und Stelle im Freien behandelt wurden, sind seit 1945 138 Steinplastiken bzw. Gruppen durch die amtlichen Werkstätten gegangen (Abb. 68, 87). Die gesammelten Erfahrungen sind groß und genügen für die Behebung mechanischer Schäden. Um den weiteren Verfall von Steinplastiken durch Zeitschäden zu verhindern, muß es erreicht werden, den Stein völlig .steril zu machen und ihn zu festigen, auch wenn der Kalkgehalt so vennindert ist, daß der Zusammenhalt an der Oberfläche zu schwinden beginnt. Es ist vor allem wichtig, das Eindringen von Wasser zu verhindern, doch hat sich bisher noch keine Methode entwickeln lassen, welche eindeutig als erfolgreich bezeichnet werden könnte. Die aus ästhetischen Gründen so verpönte Färbelung mit Kalk ist an und für sich eine sehr zielstrebige Maßnahme. Die Verwendung von heißem Leinöl, eine Methode, die in der Barockzeit häufig geübt wurde, hat Sinn bei einem Stein, der noch nicht erkrankt ist. Eine Anreicherung des Steines mit Calciumcarbonat, eine sehr empfehlenswerte Maßnahme, ist ohne große technische Vorrichtungen kaum möglich. Das Besprühen mit Kalksinterwasser ist meist völlig ungenügend. Die Aufbringung von Wachs ist gewöhnlich nur kurze Zeit von Wirksamkeit. So hat sich bisher noch kein Allheilmittel finden lassen. Gerade deshalb müssen weitere Versuche gemacht werden, um die Lebensdauer des vom Zerfall bedrohten Sandsteines zu verlängern. Wenn dies auf einige Generationen gelingt, so muß es als großer Erfolg bezeichnet werden. Wenn jedoch auf Jahrhunderte hinaus vorgesorgt werden soll, so müssen doch die kostbarsten Stücke in geschützte Räume gebracht und an Ort und Stelle durch Abgüsse ersetzt werden. Abhildunytinncliweis: Hermann Brühlmeyer, Wien-Baden: Abb. 86; alle übrigen Aufnahmen Bundesdenkmalamt, Wien. DER FRESKENZYKLUS IN DER KNAPPENKIRCHE ZU OBERZEIRING Von Ulrich Ocherbaubr Eine umfangreiche, in den Jahren 1955/56 unter der Tünche hervorgeholte mittelalterliche Fresken folge stellte die Filialkirche St. Elisabeth, die alte Knappenkirche, in den Mittelpunkt kunst geschichtlichen Interesses bei der im Vorjahr abgehaltenen Tausendjahrfeier des einstigen Silber ortes Oberzeiring in der Steiermark (Abb. 90). Die einschiffige, eimst flachgedeokte Kirche mit schmalen, romanischen Südfenstern entstammt dem 12. Jahrhundert. (Das oft zitierte Weihedatum 1111 beruht auf einer irrtümlichen Lesung eines spätgotischen Textes in der vorderen Fensterleibung.) Der Chor wurde in gotischer Zeit angefügt, die Flachdecke 1832 durch flache Gewölbe zwischen eingezogenen Gurtbögen ersetzt. Reiche Freskenausstattung im Kirchenschiff. An der Nordwand, von West nach Ost: Szene aus dem Leben des hl. Johannes; obere Reihe (durch die Gurtbogenanläufe unterbrochen): Heiligenmartyrien (hl. Erasmus, Heiliger am Geißelpfähl, hl. Vitus, hl. König); thronender Christus mit Segensgestus und Wundmalen, Kreuzniinbus und Buch, von den Aposteln flankiert (linke Hälfte zer-stört); Magdalenenlegende (die Heilige mit dem Buhlen und einem vom Teufel besessenen Jüngling, die Heilige als Büßerin). Untere Reihe: Dornenkrönung Christi (zwei Männer mit Judenhüten brechen die Dornenzweige, zwei Schergen winden die Dornenkrone, Krönung Christi, die Dornenkrone wird von zwei Engeln gehalten); Kreuzigung mit Maria und Johannes und zwei (fast unkenntlichen) Stifterflgürohen; Messe des hl. Gregor (gekrönter Christus, hl. Bischof, glockenläutender Meßdiener, hl. Gregor mit der Hostie); hl. Dreifaltigkeit in drei Personen dargestellt, beiderseits adorierende Engel, links Gruppe der vierund zwanzig Ältesten. Gesamtausmaß der bemalten Nordwand: 3,00 :12,20 m. Triumphbogenwand: stehende Heilige (hl. Jakobus d. Ä., hl. Franziskus, hl. Antonius von Padua), unterhalb verwaschene Reste von Heiligenfiguren (kenntlich ist nur noch eine hl. Margaretha); im Scheitel das Schweißtuch Veronikas mit dem Haupt Christi, von zwei Engeln gehalten; rechts Anbetung der Könige mit dem Königszug, darunter Marienkrönung mit zwei weiblichen Heiligen (in Form eines geöffneten Schreinaltars gemalt), links unterhalb zwei betende Stifter (schlecht erhalten). Länge der bemalten Fläche: 8,40 m.

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