Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

Nimmt man jedoch das Salzburger Fenster zum fiktiven methodischen Ausgangspunkt für eine Zusammenstellung der eigenhändigen Arbeiten Hemmeis (fiktiv; da zwar die Be stellung bei Peter von Andlau, keineswegs aber die eigen händige Ausfühi-ung bezeugt ist) — und dafür bietet es sieh auf Grund der arohivalischen Notiz, der Datierung, der hohen Qualität und des von Restauratorenhänden unberührten aus gezeichneten Zustandes an —, so wird die Ausscheidung einerseits der Walburger, andererseits der Oberehnheimer Scheiben durchaus einleuchtend. Zur Rekonstruktion der Abfolge der von der Werkstatt ausgefühi'ten Aufträge geht Frankl, allerdings nicht ohne selbst das Hypothetische eines solchen Vorgehens immer wieder zu betonen, vielfach von der Annahme einer bestimmten MinimalArbeitsdauer aus. So interessante Aufschlüsse dies als heuri stische Annahme auch gewähren kann, so ist es doch außer ordentlich gefährlich, konkrete Schlüsse daraus zu ziehen, was jeder bestätigen wird, der als Auftraggeber, sei es auch nur für Restaurierungen, mit der Praxis eines Glasmalerei-Betriebes in Berührung gekommen ist. Zu berichtigen ist ein kleines Versehen Frankls hinsichtlich der glasmalerischen Technik. Das Aussehleifen des tiberfanges ist keine Errungenschaft, die Hemmel von Acker in Ulm lernen, mußte, sondern ein ganz allgemein und schon lange vorher geübtes Verfahren, das allerdings Aufträgen von einigem Aufwand vorbehalten blieb. Als Beispiele (wie sie mich der Zufall aus meinen Notizen herausgreifen läßt) nenne ich; um 1310 Lilienfeld, Kreuzgang, Nimbus des Christkindes in der Epiphanie; um 1390 Viktring, Wappenscheibe mit Fisch; Auge, Kiemen, Bauchflosse des Fisches (Abb. 206). Hinsichtlich des künstlerischen Radius der HemmelWerkstatt ist die eingehende Untersuchung der Beziehung zu Schongauer besonders aufschlußreich. Es erscheint darnach in den Bereich der Möglichkeit gerückt, daß zunächst Hemmel der Gebende, Schongauer der Nehmende gewesen wäre und sich das Verhältnis erst später umgekehrt hätte. Diese wie alle übrigen Hypothesen äußert Frankl mit weiser Zurückhaltung und im Bewußtsein der Verantwortung, die es bedeutet, den Schritt auf unsicheren Boden zu wagen, ohne den Erkennt nissen, die spätere Einzelforschrmg noch bringen kann, den Weg zu verbauen. E. Frodl-Kraft Abbildtmgsnachweis: Dr. G. Frenzel, Nürnberg; 204, 205; Bundesdenkmalamt, Wien; 206. BUCHBESPRECHUNGEN Kunst- und Kunsthandwerk. Meisterwerke im Bayrischen Nationalmuseum, München (Festschrift zum hundertjähi'igen Bestehen des Museums), Bruckmann 1955. Mit dieser hervorragend schönen Publikation feiert das Bayrische Nationalmuseum sein hundertjähriges Jubiläum. Eine Publikation, zu der man dem Herausgebar (C. Th. Müller), den Verfassern, den Photographen und dem Verlag aufrichtig gratulieren kann. Knapp, aber doch einprägsam die Schil derung der Geschicke des Institutes von O. Lenz, in der vor allem der Wandel zum Ausdruck kommt, dem die Auffassung von Zweck und Ziel des Museums im abgelaufenen Jahrhundert unterlag. In die Form eines Katalogs sind die Erläuterungen gefaßt, die E. Steingräber zu den Abbildungen gibt, die ihrer seits sich durch besonders hohe Qualität der photographischen Aufnahmen (A. Mittenzwey) auszeichnen. W. Fbodl Salzburger Museum Caroline Augusteum, Jahresschrift 1955, mit Berichten über die Jahre 1945—1954. Heraus gegeben von der Direktion, Salzburg 1956. Der Rechenschaftsbericht (187 Seiten, 21 Abbildungen), der über die Arbeit in und an den Sammlungen seit 1945 Auf schluß gibt, läßt es einmal mehr bedauern, daß das Museum noch immer keine Bleibe hat, in der es all seine Bestände der Öffentlichkeit darbieten könnte. Der Bericht zeigt aber auch, daß das Institut seiner Aufgabe als Bildungsstätte durch die Veranstaltung von Sonderausstellungen (samt der eigenen ständigen Ausstellung in der Berichtszeit über 85.000 Besucher), von Vorträgen und Führungen in hohem Maße gerecht wird. Die Bedeutung der Museumsbestände wird durch die Tatsache unterstrichen, daß Jahr für Jahr auch Leihgaben des Museums in fremde Ausstellungen übernommen werden. Eine böse Erinnerung bedeutet die Veröffentlichung der Verlustliste der Münzen- und Medaillensammlung, die den Krieg in einem Bergungsdepot glücklich überstanden hatte und vor der Rückführung im Mai 1945 geplündert worden ist. Der Schaden ist, abgesehen vom materiellen Wert, der mit über einer halben Million Schilling beziffert wird, unersetzlich. Beiträge über ein neu entdecktes Mozartklavier in den Sammlungen, über bisher unveröffentlichte Archivalien zu J. B. Fischers von Erlaoh Salzburger Tätigkeit (beide von F'. Fuhrmann) ver vollständigen den Band, zu dem Direktor Prof. Dr. K. Willvonseder das Vorwort und der frühere Direktor Prof. R. FunkeElbstadt den Bericht über den Wiederaufbau geschrieben haben. W. Fbodl Robert Mayer; Die Bergkirchen in den Ostalpen. Ein Beitrag zur Kunstgeographie, Kärntner Museums schriften XVI, Klagenfurt 1956. Die Direktionen des Geschichtsvereines für Kärnten und des Kärntner Landesmuseums haben es sich angelegen sein lassen, die aus dem Nachlaß des Grazar Geographen Univ.-Piof. Dr. R. Mayer (gest. 16. Dezember 1950) stammende Arbeit in der Schriftenreihe des Museums zu publizieren. Das Vor haben war um so dankenswerter, als Arbeiten über kunst geographische Themen nicht gerade häufig sind, obwohl der Kunsthistoriker ihrer in vielen Fällen dringend bedürfte. Vor kurzem erst hat Dagobert Frey In einer größeren kunst geographischen Abhandlung eine Fülle von Anregungen besonders methodischer Art gegeben, die uns im Hinblick darauf, daß dieses Randgebiet der Forschung einer gründlichen Methode entbehrt, von größtem Wert erscheinen^. Mayer setzt eine Definition des Begriffes ,,Bergkirche" an den Anfang seiner Untersuchung und geht sodann der Ver breitung und Dichte dieser Bauwerke in dem Gebiet, das sich ^ Geschichte und Probleme der Kultur- und Kunstgeographie, in; Archaeologia geographica, Jg. 4, Dez. 1955, S. 9011.

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