Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

ZU erwägen, ob nicht für jene Denkmäler, die eine Schlüssel stellung in der künstlerischen Entwicklung einnehmen (dies träfe z, B. für die Flumser Madonna durchaus zu), eine vor herige gesonderte Veröffentlichung anzustreben wäre, deren Ergebnisse im Corpusband in komprimierter Form zu referieren wären. Allerdings hängt ein solches Vorgehen von den Publi kationsmöglichkeiten des betreffenden Landes ab. Zu stark belastend erscheinen uns auch die allgemeinen ikonographischen Erörterungen (z. B. auf S. 109, Himmelfahrt Christi), so aufschlußreich im einzelnen sie auch sein mögen. Vielleicht könnte im Interesse der wünschenswerten Straffheit eines Katalogwerkes in jenen Fällen, in denen auf Exkurse nicht verzichtet werden soll, ein Ausweg durch die Gliederung des Satzbildes (Exkurse in Petit-Druck) gefunden werden. Überhaupt zeigt sich gerade an Hand eines buchtechnisch so hervorragenden Bandes, daß die Gliederung eines Katalog werkes nicht klar, straff und schematisch genug sein kann. -1^ 206. Viktring, Wappen mit ausgeschliffenem Überfang in Auge, Kiemen und Bauchflossen des Fisches Buches, wollen daher die folgenden Bemerkungen verstanden sein. Vorauszuschicken ist, daß die Ausstattung des Bandes, das typographische Bild, die Wiedergabe der schwarzweißen und der nerm farbigen Abbildungen vorbildlich sind, ja in dieser Aufwendigkeit wohl schwerlich von anderen Ländern erreicht werden können. Mustergültig sind auch die schema tischen Darstellungen des Erhaltungszustandes (und besonders angenehm zu benutzen, wo sie in unmittelbarer Zusammen stellung mit den Abbildungen der einzelnen Scheiben erschei nen), ferner die den betreffenden Inventarbänden entnommenen Grundrisse und Fensteraufrisse, während die von der Ver fasserin zu Vergleichszwecken angefertigten und als Textabbildmigen. gebrachten Nachzeichnungen zwar von ihrem eindringlichen Fleiß Zeugnis ablegen, aber doch aus prinzi piellen Gründen in einer modernen Publikation keinen Platz mehr finden dürften. Soweit das äußere Bild. Im Inhaltlichen bewährt sich erneut das von der Verfasserin schon in der Monographie über die ,,Ilose von Lausanne"^ unter Beweis gesteilte gründliche und kenntnisreiche Eingehen vor allem auf die ikonographischen Probleme, die zusammen mit der stilkritischen Würdigung auch hier einen breiten Raum ein nehmen. Und hier erhebt sich die grundsätzliche Frage, ob eine so breite Behandlung dieser Fragen, wobei das Einzel objekt jeweils in den übergeordneten Komplex des künst lerischen Raumes gestellt wird (etwa: ,,die Madonna von Flums und die schwäbisch-schweizerische Kunst nach 1150"), nicht den Rahmen eines Katalogwerkes überschreitet. Es wäre ^ Vgl. Österr. Zeitschr. f. Denkmalpflege 7. 1953, Heft 5/6, S. 124. Die zweite wichtige Neuerscheiniuig des Jahres 1956 auf unserem Gebiete verdanken wir dem deutschen Verein für Kunstwissenschaft, der damit erneut sein Interesse an der Erforschung der deutschen Glasmalerei tatkräftig unter Be weis stellt^: Paul Frankl, Peter Hemmet Glasmaler von Andlau, Berlin 1966. Mit diesem Buch kehrt der Nestor der deutschen GlasmalereiForschung (es sei hier nur an seine grundlegenden Arbeiten über die Fenster der Münchner Frauenkirche erinnert) an den Ausgangspunkt seiner wissenschaftlichen Laufbahn zurück. In seiner 1912 erschienenen Dissertation unternahm er die erste zusammenfassende Darstellung des glasmalerischen Werkes eines für Ulm in Anspruch genommenen Meisters ,,Hans Wild". Seither ist das Bild dieses bedeutenden Glas malers und vielbeschäftigten Werkstätteninhabers nicht nur durch weitere Zuschreibungen bereichert, sondern vor allem durch glückliche Archivfunde ganz wesentlich korrigieit und verfestigt worden. Aus dem Ulmer ,,Hans Wild" ist der aus Andlau im Elsaß gebürtige Peter Hemmel geworden, über dessen äußere Umstände wie über den Umfang seiner Aufträge und Hilfskräfte dem Forscher nunmehr ein hinlänglich trag fähiges Gerüst von belegten Nachrichten zur Verfügung steht. Auf diesem Gerüst, das außer von Frankl selbst teils von Historikern (H. Rott), teils von Kunsthistorikern (hier vor allem von H. WentzeP) errichtet wurde, gründet die ein gehende Darstellung nicht nur des Werkes der ganzen, von der Persönlichkeit ihres überragenden Leiters geprägten Werkstatt, sondern zugleich der Versuch, den Anteil einzelner Mitarbeiter darin abzugrenzen. Diesen Versuch unterstützen die den Gesamtaufnahmen beigegebenen genügend großen und meist vorzüglichen Detail-Abbildungen. Es handelt sich aber (da der Stil der Werkstatt allen Mitarbeitern gemeinsam ist) vielfach um so subtile Unterschiede der Handschrift, daß es vermessen wäre, Frankls Zuschreibungen an die mit Notnamen gekennzeichneten Mitarbeiter ohne Kenntnis der Originale im einzelnen beurteilen zu wollen. ^1951 gab er H. Wentzels Meisterwerke der Glasmalerei in 1., 1954 in 2. Auflage heraus. Vgl. die Besprechung in Heft 1/1955 dieser Zeitschrift. ® H. Wentzel, Peter von Andlau, Glasmalereien in der Stifts kirche zu Tübingen, Berlin 1944, u. ders.. Das Ratsfenster von 1480 im Chor des Ulmer Münsters und sein Meister Peter Hemmel v. Andlau, ersch. in ,,Ulm und Oberschwaben", Bd. 32, 1951.

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