204. Nürnberg, St. Sebald, Prophetenkopf aus dem Grundherrenfenster vor der Restaurierung 205. Derselbe Kopf nach der Restaurierung mit teilweise wiedergewonnener Zeichnung MITTELALTERLICHE GLASMALEREI Restaurierung und Erforschung 1956 Die praktische Beschäftigimg mit mittelalterlichen Glas gemälden stand 1956 weniger im Zeichen großer österreichi scher Restaurierungsvorhaben als vielmehr in dem des Er fahrungsaustausches mit ausländischen Kollegen und Werk stätten. Es ergab sich dabei eine weitgehende Übereinstimmung der Restaurierungsgrundsätze. Die Verwendung von Kunst harz als Bindemittel beim Doublieren wiid, vorausgesetzt, daß es nur auf der Rückseite der gesprungenen Originalgläser angebracht wird, nicht nur von den maßgebenden deutschen ' Restaurierungswerkstätten propagiert, sondern wurde auch vom französischen Denkmalamt sanktioniert. In Frankreich, und m. W. nur dort, wird auch Wert darauf gelegt, daß die zum Doublieren verwendeten neuen Gläser annähernd den gleichen Ausdehnungskoeffizienten aufweisen wie die Original gläser. Beachtenswert erscheint mir ein von Dr. G. Frenzel an den Nürnberger Sebaldusfenstern entwickeltes Verfahren, durch das abgewitterte Schwarzlotzeichnung wieder einiger maßen sichtbar gemacht werden kann (Abb. 204, 205). Das brennende Problem, noch vorhandenes aber lockeres Schwarzlot wieder an seine Unterlage zu binden, konnte allerdings auch der Gedankenaustausch mit dem Auslande keiner Lösung näherbringen; es sei denn, man entschlösse sich dazu, eine Doublierung, d. h. einen Kunstharzfilm plus Deck glas, unmittelbar auf der gefährdeten Zeichnung anzubringen, ein Wagnis, daß wir in Anbetracht der kurzen Erfahrungen mit Kunstharzen nicht eingehen zu können glauben. In der Erforschung der mittelalterlichen Glasmalerei wurde mit dem Erscheinen des 1. Bandes des auf internationaler Basis geplanten Corpus vitrearum medii aevi ein markanter Punkt erreicht. Es ist zugleich der I. Band der Schweizer Reihe: Die Cdas malerei der Schweiz vom 12. bis zum. Beginn des 14. Jahrhunderts von Ellen J. Beer, Birkhäuser Verlag, Basel 1906. Die Schweiz (genauer: der Herausgebor Hans R. Hahnloser) fügt zu dem Verdienst, Hauptinitiator und Fördeier des ganzen Unternehmens zu sein, damit ein zweites und größeres: daß sie es unternahm, auch selbst das erste Beispiel des gemeinsam geplanten Katalogwerkes auszuarbeiten und der Öffentlichkeit zu übergeben. Es war die entsagungsvolle Aufgabe dessen, der es auf sich nimmt, sich als erster mit allen Schwierigkeiten der Organisation einer so weitgespannten Arbeit auseinander zusetzen und den Nachfolgern den Weg zu ebnen. Dafür gebührt sowohl dem Herausgeber wie der Autorin der auf richtige Dank aller Bearbeiter des Corpus. Als eine Bemühung um die Klärung des gemeinsamen Weges, auf dem die Bearbeiter der einzelnen Länder ver schieden weit fortgeschritten sind, nicht sosehr als eine Würdigung der kunstgeschichtlichen Ergebnisse des Beerschen
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