Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

203. Kötschach, Servitenkloster. Christus in der Wüste, Ölgemälde, von Michael Strickner, nach der Restaurierung enden des großen Vierpasses und des ihm eingeschriebenen Kreuzes sind mit Eicheln geziert (Abb. 1961inks). Demgegenüber sitzen die Eicheln im letzten Joch an den Enden der Bögen, die, aneinandergereiht, mehrere gegen die Mitte zu kleiner werdende Kreise formieren. Den innersten Kreis zeichnen acht kleine Wappenschilde aus; an Stelle des Schlußsteines finden wir eine am ehesten mit einer steinernen Fensterrose vergleichbare Zierform (Abb. 196 rechts). Unvergleichlich ärmer sind die Rippenformen im südlichen Seitenschiff, das der Phantasie Firtalers wenig Spielraum offen ließ. Möglicherweise stammen die verschiedenen abgewandelten Kreuzformen über haupt nicht von ihm, sondern von dem mit dem Bau beauf tragten Werkmeister. Schon die ersten Abdeckungsproben im Gewölbe ergaben, daß auf ein Neufärbein desselben verzichtet werden durfte: die unterste Tünche war über Erwarten gut erhalten und ließ es ratsam erscheinen, die gesamte Gewölbefläche gleich einem Fresko zu behandeln, also die Tünchen abzunehmen, die Malfiächen zu reinigen und die Fehlstellen zu retuschieren. An den Steinteilen aber mußten die vorgefundenen Farben er neuert, Trennfugen und Begleitlinien nachgezogen werden, ebenso erhielten die Wände eine frische Tünche. Allgemein war befürchtet worden, daß die barocken Gewölbefresken im Presbyterium mit der wieder sichtbar ge wordenen ursprünglichen Polychromie der Halle in Wider spruch stehen würden. Erfreulicherweise zu Unrecht, denn die Abnahme der Schmutz- und Rußschichten erbrachte eine merkliche Aufhellung der Gewölbe und machte die vom Künst ler bewußt angestrebte farbige Anpassung der in Grau- und Gelbtönen gemalten Gewölbedekoration an die Halle evident (Abb. 202). Auch hinsichtlich der Qualität der beiden, durch die Stichkappen begrenzten großen Ovalbilder in der Gewölbe mitte gilt es, das bisher gültige abfällige Urteil zu revidieren. Es handelt sich um Werke des Tiroler Künstlers Michael Strickner, der in den Jahren 17.50/51 in Kötschach tätig war und in dem einen der Gemälde auf den Stufen des himmlischen Thrones seinen Namen vermerkt hat (J. Michael Strickner inv. et pinx). Dieses Gemälde hat die Aufnahme Mariens in den Himmel zum Gegenstand, das zweite zeigt Maria als Helferin in jeder Not; auf ihm ist, schwebend auf einer Wolke, die Kötschacher Gnadenstatue dargestellt. Von der Hand des gleichen Meisters besitzt das Kloster zwei Ölgemälde, deren Bildinhalt durch überstarke Verschmutzung bisher nicht zu erkennen war. Dr. Reiner Treven hat ihnen ihre ursprüngliche Farbigkeit zurückgegeben. Eines hat die Szene Christus und die Samariterin am Brunnen zum Thema, das zweite Christus in der Wüste, von Engeln mit himmlischen Gaben gelabt (Abb. 203). Der Tiroler Künstler hat die Szene in eine Fels landschaft verlegt und Christus in einer öden Höhle lagernd dargestellt, aus der der Teufel gleich einer Fledermaus ent weicht^^. Mit dieser Freskenrestaurierung sind die Arbeiten vorläufig abgeschlossen®^. Es fehlt das Geld für die Restaurierung der Altäre und für die Überstellung des Schmerzensaltars in das Presbyterium. Dies ist um so bedauerlicher, als der mächtige klassizistische Altaraufbau in der Polychromie des Raumes stärker stört als zuvor und er zufolge seiner Breite das frei gelegte Fenster und das spätgotische Wandbild zur Hälfte verdeckt. Johann Michael 8trickner, geboren 1719 zu Innsbruck, gestorben 1759 ebendort, war ein in den Kirchen in der Um gebung seiner Vaterstadt vielbeschäftigter Maler von lokaler Bedeutung (Mühlau, Hötting, alte Pfarrkirche, Kranebitten, Dreiheiligen, Ampaß, Volders — zerstöit, Rietz); für das Servitenkloster in Innsbruck schuf er einen Gemäldezyklus. Für die freundlich gewährte Auskunft über Lebensdaten und Lebenswerk des Künstlers möchte ich Landeskonservator Grafen Trapp auch an dieser Stelle danken. In der gotisch gewölbten Turmhalle ist schon ein Jahr vorher das Kriegerdenkmal untergebracht worden. Siegfried Hartwagner Abbildungsnachweis: Restaurator Adolf Carnpidell, Feistritz a. d. Drau: Abb. 193—195, 198—202; Restaurator Lukas Arnold, Klagenfurt: Abb. 196; Prof. Dr. Franz Walliser, Wien : Abb. 197; Landeskonservator in Klagenfurt: Abb. 203.

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