Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

201. Kötschach, Pfarrkirche, Langhausgewölbe, nach der Restaurierung 202. Kötschach, Pfarrkirche, Chorgewölbe mit Fresken von Michael Strickner, nach der Restaurierung Fensterleibung an der Nordseite anschneidende Gewölbe und die erwähnten störenden Relikte der älteren Kirche Zweifel an der persönlichen Leitung des Ausbaues durch Firtaler auf kommen; vielleicht dienten der örtlichen Bauleitung nur die von ihm zur Verfügung gestellten Risse^^. Es scheint so, als trägt sein Zeichen. Dasselbe Zeichen ist aber auch in St. Ste phan bei Wolfsberg, in St. Leonhard i. Lavanttal und in Lölling, außerdem ist es in Gnesau in Oberkärnten zu linden. Erstmals nennt der Meister sich selbst in der Schloßkapelle von Stein als PRTLME VIERTLER VON INNICHEN 05 JAR. Dieser Sakralraum, ursprünglich eine romanische Doppelkapelle, wie sie in Burgen oft anzutreffen ist (z. B. Straßburg im Gurktal), verrät in nichts die reiche Phantasie eines der schöpferischesten Baukünstler der späten Gotik. Sein Kirchenbau in Luggau (Lesachtal) ist nach einem Brand vollkommen neu gestaltet worden, lediglich das Gewölbe im Turmgeschoß blieb verschont. Dafür kam der Kirchenbau von Laas nahezu unveisehrt auf uns. Ähnlich dürfte es sich bei dem 1516 durchgeführten Umbau der Stiftskirche von Eberndorf verhalten haben. Die Gewölbefiguration dieser Kirche zeigt eine verblüffende Ubereinstimmung mit der der Stadtkirche von Wimpfen am Berg in Deutschland, einem ungefähr zur gleichen Zeit voll endeten Emporenbau, dessen Rippenfiguration, wie Hans Koepf und Bruno Grimschitz unabhängig voneinander über zeugend nachweisen konnten, von Anton Pilgram stammt, während den Bau ein Werkmeister ausführte. Bruno Grim schitz, Die Risse von Anton Pilgram; Hans Koepf, Neu entdeckte Bauwerke des Meisters Anton Pilgram, beide: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte, Band XV, Wien 1953, S. lOlff. und S. 119ff. habe man seinen Plänen gemäß an die schon vorhandenen Langhauspfeiler kräftige Säulendienste gestellt und die Ge wölbe aus den für Firtaler kennzeichnenden trichterförmigen Ansätzen entwickelt (Abb. 195). Unvergleichlich aber sind die phantasiereichen Ornamente, die die kunststeinernen, von ihrer tektonischen Funktion vollkommen entbundenen Rippen bilden. Kreisförmig aneinandergereihte Bögen, weit aus greifende, vielfach verschlungene Schleifen ergeben zusamraengeschaut Linienornamente, aus denen Herzfiguren und Vier pässe herauszulesen sind (Abb. 201). Interessant ist die Farb gebung: das westliche Mittelschiffjoch, durch die Sänger empore stark verdunkelt, zeigt die lebhafteste Polychromie. Hier sind an den die frei endenden Rippen zierenden Blättern, Knospen und Blüten alle Farben vertreten, die in den übrigen Jochen nur getrennt aufseheinen. Im zweiten Joch sprießen aus den Rippenenden grünes Weinlaub und blaue Trauben gehänge; das dritte weist in der Mitte einen aus Vergißmein nicht gebildeten, von roten Lilien umrahmten Kranz auf. Im letzten, am Triumphbogen endenden Joch beleben rote Lilien die grau getönte Rippenfiguration. Gegenüber dem Haupt schiff ist die Farbgebung in den Abseiten auf den Zweiklang Grau-Gelb beschränkt. An der Nordseite halten im westlichen Joch gelb gefaßte Rippenschlingen ein großes Rad in der Gewölbemitte. Im folgenden sind es vierpaßähnliche Formen, die ein an Stelle des Schlußsteines angebrachtes „Diadem" um rahmen. Im dritten Joch fehlen die Schlingen; alle Rippen-

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