Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

m V 196. Kötschach, Pfarrkirche, Blick in das Gewölbe des nördlichen Seitenschiffes, nach der Restaurierung samen Schnitzwerks soll an der Fundstelle eine hölzerne Kapelle geschaffen worden sein, die sich jedoch wegen des rasch einsetzenden unerhörten Zulaufes von Gläubigen aus nah und fern bald als zu klein erwies. Vom ersten Steinbau blieb eine 1442 datierte Glocke erhalten, die im Jahre 1848 wegen eines Sprunges eingeschmolzen worden war. Am 20. Juli 1478 steckten in das Gailtal eingedrungene Türken die damals schon berühmt gewordene Wallfahrtskirche in Brand. Wie die Pfarrchronik besagt, soll aus dem Flammen meer lediglich die Statue gerettet worden sein. Nun wissen wir aber aus dem Reisetagebuch Paolo Santoninos^^, daß der Bischof von Caorle^^ am Sonntag, den 2. Oktober 1485, also sieben Jahre nach dem Brand, ,,die neue prächtige Marien kirche'* eingeweiht hat; am nächsten Tag erfolgte die Weihe zweier weiterer Altäre, die an der Triumphbogenwand standen, am 4. Oktober die ,,des auf der Empore oberhalb des Haupteingauges stehenden Altars", eine Notiz, die wir als zusätz lichen Beweis für eine Emporenkirche auslegen dürfeid^. ,,Die Reisetagebücher des Paolo Santonio", ins Deutsche übertragen von R. Egger, Klagenfurt 1947, S. llff. Als Vertreter dos ,,Patriarchen von Aquileia", dem durch einen Schiedsspruch Karls des Großen aus dem Jahi'e 811 die südlich der Drau gelegenen Teile Kärntens als Kirchen provinz zugewiesen worden waren. Wie in der Wallfahrtskirche Heiligenblut, deren Emporen altar 1491 geweiht worden war. Kurz nach der Weihe muß der Bau neuerlich durch eine, in den Büchern nicht verzeichnete Katastrophe zumindest seines Daches und Gewölbes beraubt worden sein. Barthlmä Firtaler aber soll ausdrücklich die Weisung erhalten haben, beim Ausbau der Ruine ,,alle bestehenden Mauern zu benützen, um Kosten und Arbeit zu sparen". Vor Beginn der während der Sommermonate von der Fa. Adolf Campidell, Feistritz a. d. Drau, mustergültig durch geführten Restaurierungsarbeiten war der Kirchenraum durch die im Jahre 1913 in verschiedenen Brauntönen getünchten Wände und Steinteile stark entstellt; sein Rippenwerk, milchigbraun angestrichen, hob sich nur schwach vom Gewölbe grund ab. An beiden Langhauswänden befand sich je ein querrechteckiges, 1835 datiertes Fresko^® minderer Qualität, das besonders durch den aufdringlichen, mit Zopfornamenten dekorierten Rahmen störte. Die unteren Wandpartien dagegen zeigten, besonders an der schattseitigen Mauer, schwere, durch die von den Muren an die Kirche herange wälzten Erdmassen ver ursachte Feuchtigkeitsschäden; die der Lüftung dienliche Türe an der nordseitigen Langhaus wand war durch eine überdimen sionierte, aus Korkstücken gebildete Lourdesgrotte verstellt. Von demheimischen Maler Chi-istoph Brandstätter, der die selben Themen in den Gemälden der ,,Maria-Schnee-Kapelle" bei Kötschach behandelt hat. Die Kötschacher Fresken waren überdies 1874 stark renoviert worden.

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