Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

Die Chorbogenwand wird in Form eines Wandtej^pichs von einem Jüngsten Gericht eingenommen. Im Scheitel des Chor bogens der Weltenrichter in der Mandorla, ihm zugewandt links und rechts 6 Apostel auf einer durchlaufenden Bank. Unterbrochen wurde diese Reihe durch eine Änderung im 17. Jahrhundert: ein Apostel fiel aus durch die Hereinnahme eines großen Zeltes, einer wurde umgefälscht in die schmerzens reiche Gottesmutter mit Schwert. Die darunterliegende Zone füllt eine weitläufige Szene der Auferstehung von den Toten, aus welcher in größerem Format zwei ursprünglich adorierende Figuren hervortreten. Den schmalen Vertikalstreifen bis zu den Mensen der Seitenaltäre nimmt rechts der auf gesperrte Rachen eines riesigen Höllenhundes ein, in welchen die Verdammten stürzen. Auf der linken Seite führt ein Engel eine kleine Gruppe zu einer Treppe, über der dann eine Gruppe betender Heiliger postiert ist. Mehr als die Hälfte der anschließenden nördlichen Seiten wand nimmt ein Zyklus von 25 quadratischen Bildfeldern mit einer Szenenfolge aus dem Leiden Christi ein. Den gegen überliegenden schmalen Streifen zwischen Chorbogenwand und erster Fensternische füllen 5 Bilder mit Darstellungen von Werken der leiblichen Barmherzigkeit, den alten Teil der Fensterleibung nehmen einzelne Heiligenfiguren ein. Es folgt ein Bild des drachentötenden Ritters Georg und schräg darüber ein 4 X 6 m großes Bild mit der Anbetung der Könige. Die teilweise recht mühsame Freilegung unter einer glashart gewordenen hauchdünnen Putzschicht sowie die Sicherung des originalen Bestandes und Einstimmung der Fehlstellen lag in den bewährten Händen des Restaurators Hans Fischer. Bedeutender als die Qualität der in einzelnen Teilen durch schnittlichen Malerei — andere Teile wieder zeugen von vielleicht späteren Korrekturen einer künstlerisch versierten Handschrift — erscheint der geschlossene Gesamteindruck, den dieses Baudenkmal durch die Wiedergewinnung seines ungekürzten Freskenschmuckes gewonnen hat. So hat das Land Vorarlberg in diesem Jahre gleich zwei kleine Kirchen mit umfangreichem Bildschmuck, an dem das Land an sich arm ist, durch die Hand des Restaurators wiedergeschenkt bekommen. Erwin Heinzle Ahbildungsnachweis: Sämtliche Aufnahmen: Landeskonser vator in Bregenz. NEUE BEITRÄGE ZUR BAUGESCHICHTE DER PFARRKIRCHE VON KÖTSCHACH IM GAILTAL Unter den im Jahre 1956 durchgeführten Restaurierungs arbeiten an sakralen Baudenkmälern in Kärnten war die Innenfärbelung der Pfarrkirche in Kötschach die weitaus lohnendste Aufgabe^. Dieses wegen seines prachtvollen Rippen werkes weit über die Landesgrenzen hinaus bekannte Gottes haus wird in der einschlägigen Literatur allgemein als ein in den Jahren 1518—1527 von Barthlmä Firtaler errichteter Bau bezeichnet^, obwohl aus zahlreichen Details der Architektur eindeutig hervorgeht, daß er nicht in einem Zuge entstanden und nicht das Werk eines Meisters sein kann. Allenthalben sind verstümmelte Formen zu beobachten: Wanddienste, die knapp über dem Boden enden, Ansätze an Pfeilern, die weder formal berechtigt sind noch einen technischen Zweck er füllen® (Abb. 194). An der südseitigen Innenwand zeigt die ^ Über die Restaurierungen der Domitiankapelle in Millstatt, der Filialkirche St. Katharina im Bade, die 1956 abgeschlossen wurden, sowie über die Arbeiten in den Pfarrkirchen von Heiligenblut und St. Leonhard i. Lav. wird erst später be richtet werden. ® Dehio (1933) S. 45; Ginhart-Speneder ,,Kunstdenkmäler Kärntens", II. Band, S. 21. — Die Daten stammen von zwei Wappensteinen in der Kirche. Der eine Stein mit dem Doppel wappen in der Fensterleibung neben dem Schmerzensaltar im nördlichen Seitenschiff trägt die Jahreszahl 1518, der zweite an einem Langhauspfeiler trägt die Jahreszahl 1527 und ein Wappen, das ein Fallgitter zeigt. Ob diese Zahlen tatsächlich Beginn und Abschluß der Bauarbeiten angeben, ist ungeklärt. Buchowiecki (Die gotischen Kirchen Österreichs, Wien 1952, S. 401) läßt die Arbeiten 1542 zu Ende gehen. ® Besonders im Bereich der Westempore. Im Mauerwerk zwischen nordseitiger Langhaus- und Triumphbogenwand ist ein Dienst knapp unter dem Gewölbeansatz gekappt worden. — Am auffallendsten sind diese Erscheinungen am ersten frei stehenden Langhauspfeiler der nordseitigen Reihe. An den Mauer, scheinbar unmotiviert, vorkragende Partien und zwei offensichtlich von einem älteren Bau herrührende Kopf konsolen aus rotem Sandstein^ (Abb. 193). Auffallen muß auch, daß die nordseitigen Langhausfenster über die Gewölbe ansätze emporragen, so, daß die Fensterleibungen unschön abgeschnitten werden (Abb. 196). Ungewöhnlich ist schließlich die Gliederung der dreischiffigen Halle, deren 9,84 m breites Mittelschiff nordseitig von einem 4,92 m breiten und südseitig von einem nur 1,14 m breiten Nebenschiff begleitet wird. Buchowiecki führt diese Einteilung auf Barthlmä Firtaler zurück®; er schreibt: ,,Firtaler geht in der für Tirol längst eigentümlichen Verkümmerung der Seitenschiffe bis an die Grenze des Möglichen. Von einem Seitenschiff kann füglich nicht mehr gesprochen werden; es ist ein neuer Gedanke . . .". Dabei ist übersehen worden, daß die angeführten verkümmer ten Formen auf eine Emporenkirche hinweisen und die extrem schmalen Abseiten gleichfalls auf sie zurückgehen dürften. Von der Substanz des Emporenbaues muß noch das Wesentliche erhalten gewesen sein, als Firtaler die Neugestaltung der Kirche in Angriff nahm®. südseitigen Pfeilern dagegen fallen in einer Höhe von ungefähr 4,5 m starke Konsolen auf, die durch Säulendienste zer schnitten werden. Nicht zu übersehen ist außerdem der etwas abrupte Übergang von den südseitigen Pfeilern in das Gewölbe des Nebenschiffes. ^ Die Köpfe werden zu Unrecht als Porträts des Baumeisters und seiner Ehefrau bezeichnet. ® A. a. O. S. 401. ® Wie in den Pfarrkirchen von Heiligenblut und von Ebern dorf. •— Er fand wahrscheinlich die Mauern des Langhauses, den Triumphbogen und die Mauern des Presbyteriums vor; in diesem sind die alten Dienste und Kapitelle erhalten geblieben.

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