i 186. Stift St. Lambrecht, Cuppakorb, Relief, Kreuzaufrichtung 187. Stift St. Lambrecht, Cuppakorb, 2 Putten zu bemerken ist dazu, daß die Draperien, namentlich die Haltung Gottvaters in der Kreuzgruppe des Mariazeller Hochaltars (s. Entwurf), mit den erwähnten übereinstimmen. Auch die Vorliebe für den leeren Luftraum zeigt sich haupt sächlich bei der untersten Reliefreihe; in ähnlicher Weise zeigt sich die verhältnismäßige Raumweite in der Darstellung der Herberge in Emmaus auf dem Kelch und beim Passah mahl, dem Letzten Abendmahl und selbst beim Pfingstfest der Pestsäule. An der Cuppa hat sich der Vorzeichner vollkommen von den älteren Formen des Kelches losgemacht und schwelgt geradezu in der gleichzeitigen Formensprache des Barocks, wobei man unwillkürlich an Stuckmotive erinnert wird. Der Akanthus, der wie ein Blütenkelch den Korb hält, entspricht dem Stil an der Wende des 17. Jahrhunderts. Die Kartuschen sind ebenso dem Formenschatz der barocken Stucktechnik entnommen wie die Gehänge mit Früchten, Muscheln und Leidenswerkzeugen. Besonders charakteristisch sind die sechs Putten. Sie sind anmutig, aber doch in barocker Fülle gestaltet; ihr lebhaftes Mienenspiel ist erstaunlich der Wirk lichkeit abgeschaut und dem Inhalt der betreffenden Reliefs angepaßt (Abb. 187). Hier baut sich eine beschreitbare Brücke zu Werken der Plastik, die Fischer zugeschrieben werden. Sedlmayr lehnt ,»dickbäuchige Figuren" bei Fischer ab^". Ohne nachmessen zu wollen, kann man jedoch behaupten, daß die Putten des Kelches etwa in Rücksicht auf die ganz ähnlich modellierten des Kapitellfrieses im Grazer MauA. a. O., S. 60. soleum^^ Fischer kaum abgesprochen werden können; ebenso halten sie den Vergleich mit dem Putto der Wiener Pestsäule (Schmidt, Abb. 4) und dem Kind auf dem Pestrelief in Perchtoldsdorf (ebd. Abb. 6) wohl aus. Auch die Figuren der beiden Pestsäulenreliefs zeigen eher rundliche Formen, hinter denen die der Kelchreliefs um nichts zurückbleiben. Allenfalls vorhandene Unterschiede in der Komposition gehen wohl auf den Darstellungsinhalt selbst zurück, oder sie könnten auf Vorlagen beruhen, deren sich Bildhauer dieser Zeit ohne Scheu bedienten!^. Schließlich möchte ich noch des kräftigen Lorbeerkranzes gedenken, der den Cuppakorb nach oben abschließt. Er ist zwar nicht originell, erinnert aber gerade in diesem Zusammenhang wieder sehr an die Herkunft Fischers von der Plastik, zu der ja auch die Arbeit der Stukkatoren gehört. Gedenkt man der von Fischer entworfenen Stuckdekoration im Grazer Mausoleum, so bestärkt dies die Vermutung, daß der Entwurf für den Kelch Kanischbauers von ihm stamme. Vgl. R. Kohlbach, Die barocken Kirchen von Graz, S. 109, Abb. 38 und Taf. 22, 23. Diesen Hinweisverdankeich HerrnDr. Aurenhammerin Wien. Auch Schmidt, a. a. 0., S. 6, führt den Versuch Fischers an, Dürers Schmerzensmann plastisch zu kopieren, und weist darauf hin, daß Fischer für seine Medaillen die Porträts gleich falls nach Stichvorlagen ausführte. Othmar Wonisch Abbildungsnachweis: Matthias Fürböck, Graz: Abb. 184, 186, 187; Bildarchiv der ÖsterreichLsehen Nationalbibliothek; Abb. 185. 10 D<^ n k nia 1 ]) flege
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