Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

mantelt gewesen ist^®. Auf diese Weise wurde die kreuzförmige Anlage klarer herausgearbeitet, als dies auf Grund der bisherigen Vermessungsarbeiten möglich war. Der in Giecz entdeckte Bestand (Abb. 106 b) hat Ähnlichkeit mit den Bauten von Lednica^'. Man stieß hier, im Bereich der Burgwälle, auf Über bleibsel einer im großen Maßstabe ausgestalteten Anlage. Der mächtige Fundamentunterbau, bestehend aus mit Lehm verbundenen Findlingen, steckt den kreisförmigen Grundriß des Zentralbaues und des mit ihm gekoppelten Rechtecks ab, das sicherlich die Außenmauer des Vorhofs mit dem Wohngebäude bildete. Dies weist daraufhin, daß das große Bauvorhaben bereits im Anfangsstadium unterbrochen wurde. Die neueste Veröffentlichung von W. Dalbor'® über die nach dem Kriege entdeckten Fundamente eines Zentralbaues in der Nähe der Kathedrale von Gnesen (Gniezno), nach der diese Grundmauern im 10. Jahr hundert entstanden sein sollen, beruht wohl auf einem Mißverständnis. Dieser im ersten Viertel des 16. Jahr hunderts errichtete Tetr akonchosbau, bestimm t als Grabkapelle für den ErzbischofJan Laski^®, ist eine in ter - essante, wenn auch in Mitteleuropa nicht vereinzelte Erscheinung, als Beispiel einer Anknüpfung der lokalen Frührenaissance an dieromanischeRaumform. Auch die Annahme von Z. Kepihski®®, daß ein Trikonchos Vor läufer des romanischen Baus der Kathedrale von Gnesen gewesen wäre, entbehrt j eder sachlichen Grundlage. Die romanische Architektur. Der verwüstende tschechische Einfall im Jahre 1038, verbunden mit der heidnischen Reaktion und dem Verschwinden vieler kirchlicher Institutionen sowie der für diese unter den Piasten um die Wende vom 10. zum 11. Jahrhundert errichteten Bauwerke, hatte einen Stillstand in der Entwicklung des jungen polnischen Staates zur Folge. Damals wurden die Reliquien des hl. Adalbert aus Gnesen nach Prag entführt, und nach den Worten des Chronisten diente die verlassene Kathedrale als Zufluchtsort für Tiere. Mit diesen Ereignissen ist sicherlich auch die Unterbrechung der Bauarbeiten in dem Palas zu Giecz sowie die Feuersbrunst der ersten Kathedrale von Poznan, die während der letzten Ausgrabungsarbeiten festgestellt wurde, verknüpft. Die Stabilisierung der inneren Verhältnisse unter Kazimierz dem Erneuerer (1039—1058) und die endgültige Restitution des Christentums hat sich in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts durch eine gesteigerte Baubewegung dokumentiert. Zu dieser Zeit entstand in Posen (Poznan) die große querschifflose Pfeilerbasilika der Kathedralkirche mit einer zweitürmigen Westfront, deren Seitenmaizern sich mit dem Plan des vorigen Baus genau deckten®i (Abb. 106i, 107). Die Untersuchungen haben nur den Verlauf aller Mauern, mit Ausnahme der Gestaltung der Ostpartie, festgestellt. Hingegen wurden Raumanordnung mit Konstruktionseinzelheiten der Klosterkirche zu Trzemeszno restlos aufgeklärt®® (Abb. 106 h). Dieser Bau umschließt mit dem Qizadrat der Vierung die Stelle der ehemaligen Benediktinereinsiedler-Kapelle vom Ende des 10. Jahrhunderts und wurde nach dem Jahre 1145 durch die zur Kongregation Arrovaise gehörigen Augustiner-Chorherren errichtet. Bekannt waren bis zum letzten Krieg nur die Türme der Westfassade; von den weiteren, in den Mauern steckenden Elementen wußte man hingegen nichts. Die Auffindung von Relikten der Grundmauern und von Wand bruchstücken hat nun den gesamten Grundriß des dreischiffigen Baus, mit Querschiff und einem recht eckigen Chor sowie einer Empore zwischen den Türmen, rekonstruieren lassen. Und noch viel mehr: Im ersten W^estjoch des Mittelschiffs haben sich die ummauerten Monolithsäulen erhalten (Abb. 109). Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Kirche zu Trzemeszno mit einer Plananlage, wie sie im System der Säulenbasilika in Erscheinung tritt und mit den kennzeichnenden Einzelheiten der Würfelkapitelle mit Schildunterteilung durch Halbkreise®®, dem mitteleuropäischen Reformbaukreis angehört, der mit der größten Durchschlagskraft durch die Klöster der Hirsauer Kongregation vertreten wird. Dies wurde festgestellt während der (unveröffentlichten) Grabungen von W. Kieszkowski (durchgeführt im Jahr 1948, Mitteilung von J. Zachwatowicz) und dank den Forschungen von W. Dalbor. Anmerkung der Redaktion: Neuerdings zeigt sich jedoch, wie der Verfasser der Redaktion im Oktober mitteilte, daß es sich um eine halbrunde Ostapsis und nicht um einen dreiseitig ummantelten Raum handelt. Die in Abb. 106a wiedergegebene Grundrißskizze wäre demgemäß richtigzustellen. Vgl. B. Kostrzewski, Na sladach dawnej swietnosci Giecza: Frzeglf^d Zachodni 8, 1952, 405—409. W. Dalbor, Wczesnosredniowieczny grod w Gnieznie: Swiatowit 21, 1955, 161—246. Vgl. H. Zeissberg, Johannes Laski, Erzbischof von Gnesen. und sein Testament. Akademie der Wissenschaften in Wien, Sitzungsbericht der phil.-hist. Klasse, Bd. 77, 1874. Z. K^pihski, Analiza wykopalisk architektonicznych w katedrze gniezniehskiej: Sprawozdania Poznanskiego Towarzystwa Przyjaciöl Nauk 13 (1945—1946), 1947. Vgl. K. Jözefowiczöwna und Z. K^pihski, s. o. Anm. 10. Vgl. K. Jözefowiczöwna, s. o. Anm. 12. Ähnliche Kapitelle befinden sich unter den Überresten der Benediktinerabtei zu vSt. Vinzenz in Wroclaw sowie in der Stiftskirche von Tum bei L^czyca.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2