Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

PETER KRAFFT UND DIE UNIVERSITÄTSRIRCHE IN WIEN Von Siegfried Troll Die im Oberen Belvedere in Wien am 20. Juni 1956 eröffnete „Gedächtnisausstellung Peter Krafft 1780—1856" war vor allem dazu bestimmt, die Tätigkeit Kraffts als bildender Künstler in Er innerung zu rufen. Von seinem sonstigen, ungemein vielseitigen Wirken wurde nur die denkmalpfiegerische Betreuung der Universitätskirche in Wien durch Auslegen zweier Schriftstücke anzudeuten versucht (Kat.-Nr. 108, 109). Auch der mitausgestellte, von Krafft eigenhändig geschriebene Entwurf zu einem autobiographischen Artikel, verfaßt um 1840 (liat.-Nr. 105b), gedenkt dieser Arbeit mit einigen Zeilen: ,,Im Jahre 1832 erhielt er den Auftrag die Restauration der Fresco Gemähide von Pozzo an dem Gewölbe der Universität-Kirche zu übernehmen. Im September d. J. wurde angefangen sämmtliche Bilder an der Decke zu pausen und dann im verjüngten Maaßstaab, mit der nämlichen Tönenscala genau nach den Originalen gemischt, mit der möglichsten Genauigkeit zu copieren, welches auch mit aller Gewissenhaftigkeit vollkommen geschehen ist. Die Bilder, die Vergoldung überhaupt die ganze Kirche war vom Lichterdampf dermaßen geschwärzt, daß an eine Hin wegbringung dieses WachsfettenÜberzug nicht zu denken war, es mußten daher die Bilder und Vergoldung bis auf den Grund abgeschabt und ganz neu hergestellt werden. Diese Aufgabe über dem Gesimse am Gewölbe der Kirche^ ist bis Ende 1834 vollkommen gelöst worden. Den unteren Theil vom Gesimse abwärts nämlich die Mahlereien Marmor Arbeiten Vergoldungen etc. etc. zu dirigiren hat er abgelehnt und blos die 28^ Altarblätter unter seiner Aufsicht restauriren lassen." Die erwähnten Fresken am Gewölbe sind bekanntlich: In der Richtung gegen den Chor hin zu be trachten: Die Scheinkuppel mit Gott Vater und dem Hl. Geist in der Laterne, das Mitteljoch des Tonnen gewölbes als größtes zur Gänze füllend, so orientiert, daß die bei Daraufsicht auf das liegende Bild untere Seite mit der Jesusnamenkartusche am Gewölbe auf den Chor hin basiert ist; dann, ebenfalls die ganze Breite der Tonne füllend, ebenso orientiert, die Lobpreisung Gottes durch Blumen bringende, posaunende Engel, aus einem Impluvium herabschwebend; dann, zwischen den Spitzen der dort tiefer ins Innere eindringenden Stichkappen, in einer passigen Kartusche, die Ruhe auf der Flucht; dann, das Chorgewölbe füllend, die Dreifaltigkeit, auf Wolken thronend, in Erwartung der auf dem Hoch altarblatt aufschwebend gegebenen Maria. Der Illusion eines Zentralbaus dienend, sind, gegen den Haupteingang zu betrachten und auf diesen basiert — von dort aus wären diese Bilder zudem, von der Musikempore verdeckt, nicht zu sehen —, das ganze Joch füllend, ebenfalls aus einem Impluvium herab sich abspielend, der Engelsturz; dann, ebenso orientiert, in einer Kartusche, die Anbetung der Hirten. Von den nach diesen Deckengemälden hergestellten Kopien haben sich, aus Kraffts Nachlaß, vier erhalten. Es sind dies: die „Scheinkuppel", H.: 97, Br.: 73,5 cm, Abb. 176; die „Lobpreisung", H.: 100, Br.: 176,5 cm, Abb. 179; der ,,Engelsturz", H.: 72,5, Br.: 129,5 cm, Abb. 178; und eine auf einem der nicht illusionistischen, konsoleartigen Seitenteile der verbauten Ovalrahmen (scheinbar) aufsitzende, rechts vorne an der Basis des Tambours angebrachte, en grisaille gemalte Scheinplastik: ein Papst mit Taube und drei Putten, H.: 61, Br.: 70 cm. Die erhaltenen Kopien sind in Deckfarben auf Papier (die ,,Lobpreisung" auf fünf Blättern) ausgeführt, in einer Technik also, die — in Helligkeit der Farben wie im Fehlen des Glanzes — in ihrer Wirkung der des Freskos nahekommt. Die Kopien der ,,Schein kuppel" und der ,,Lobpreisung" zeigen Lichteinfall von rechts oben, die des ,,Engelsturzes", aus be greiflichem Grund, von links oben. Es mag nicht leicht gewesen sein, bei der von Krafft erwähnten ^ Der Passus ,,übcr . . . Kirche" ist in margine zugefügt. ^ Es sind 25 Altarblätter. Wahrscheinlich sind die beiden, monumental gorahmten Ovalbilder mitgezählt, die von ehemals zehn, der Basis der Tonne vorgelegten Gemälden noch übrig sind. Das gäbe die Zahl 27. Diese wird in den Akten öfter angeführt. Es könnten, wenn sie auch ebenso nicht Altarblätter sind, die drei Bilder unter der flachen Decke der Orgelempore mitinbegriffen sein, Glaube, Hoffnung und Liebe darstellend. Diese sind ,,auf Gipsgrund in Oehl gemahlt", wie ein mit,,Johann Kilian Herrlein, acad. Mahler" unterfertigtes, 18. Juni 1825 datiertes Gutachten bezeugt, das einer Flingabe des Rektors der Kirche, Leon Seitz, an das Universitätskonsistorium vom 19. Februar 1828 beige.schlossen ist.

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