trächtigt wurde. Am schwierigsten war es, die Leichtigkeit und Durchsichtigkeit der Farben im obersten Teil, der die Figur der Ruhmesgöttin in einer Gloriole von hellsten gelben Tönen zeigt, wieder zu erreichen (Abb. 166). Bei der Behandlung dieser am schwersten beschädigten Zone waren wohl auch Ergänzungen, besonders in den Wolkenpartien und Gewanddraperien, notwendig. Die über große Flächenteile der Kuppel reichenden Wolkengebilde, welche die figuralen Gruppen verbinden, hatten an manchen Stellen ihre Körperlichkeit infolge der Beschädigungen gänzlich verloren. Hätte man sie in diesem Zustand belassen, wären .sie als ungegliederte Flächen unangenehm in Erscheinung getreten. Es war daher notwendig, über eine rein museale Restaurierung, die auch die klein.ste Ergänzung vermeidet und auf die unberührte Erhaltung des originalen Bestandes Wert legt, hinauszugehen. Der prächtige Kuppelraum stellt mit seinem farbenfrohen Fresko den Höhepunkt und die Bekrönung im architektonischen Aufbau des Saales dar. Die barocke Einrichtung des Raumes war vorhanden, die Fresken der tonnengewölbten Räume zu beiden Seiten der Kuppel hatten ihre Farbigkeit unverändert behalten; es mußte daher danach gestrebt werden, auch das Gemälde der Kuppel wieder zu seiner ursprünglichen glanzvollen Wirkung zu bringen. Nach der Abdeckung der Übermalungen wurde die noch vorhandene originale Substanz sorgsam und vorsichtig behandelt, damit möglichst wenig von der Transparenz und der Zartheit der Farben verlorenging. Das Medaillon mit dem Porträt Karls VI. war 1850 zur Gänze übermalt worden. Nach der Frei legung ergab sich, daß das Original fast völlig zerstört war. Nur die Gravierungen der Vorzeichnung waren noch sichtbar. Zur Rekonstruktion hat Restaurator Prof. Walliser eine Medaille aus dem Jahre 1729, die sich im Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums befindet, als zeitgenössische Unterlage herangezogen. Sie zeigt den Kaiser in der gleichen Rüstung, die am Fresko noch zu erkennen war. Die Figurenzonen unterhalb der Fenster waren wesentlich besser erhalten. Auch hier mußten jedoch an vielen Stellen die störenden Übermalungen abgenommen werden. Darunter war der Zustand des Originals durchwegs so gut, daß mit kleinen Retuschen das Auslangen gefunden werden konnte. Die Abbildungen 167—170 zeigen zwei Ausschnitte aus dieser Zone vor und nach der Restaurierung. An einzelnen Gruppen mußten keinerlei Ergänzungen oder Retuschen vorgenommen werden, z. B. an der Gruppe der 4 Fakultäten (Abb. 172), bei der nach der Reinigung die hohe Qualität der Fresken unverändert zum Vorschein kam. Auch in der untersten Zone, die als Abschluß der Kuppel eine virtuos gemalte Balustrade darstellt, an der einzelne Figurengruppen mit den verschiedenen Wissenschaften beschäftigt sind, war nur die Reinigung und Schließung von kleinen Fehlstellen notwendig (Abb. 171). Die Malereien in den an den Kuppelraum anschließenden kleineren Tonnen (II und III) wiesen zahlreiche Übermalungen in Leimfarbentechnik auf, die z. T. entfernt werden mußten, weil sie hart und unecht in der Farbe waren (Abb. 173). So weit sie jedoch im Farbton und in der Zeichnung dem ursprüng lichen Bestand entsprachen, wurden diese späteren Übermalungen an Stellen, wo nach den Unter suchungen das Original nicht mehr erhalten war, belassen und fixiert. Die Sprünge, die in diesen beiden Kompartimenten festgestellt wurden, erwiesen sich bei näherer Untersuchung als ungefährlich. Ob es Nachwirkungen der seinerzeitigen Setzungen in der Hauptkuppel waren, kann nicht mehr eindeutig bestimmt werden. Jedenfalls war die Bewegung bereits zur Ruhe gekommen. Die Grisaillen waren besonders in der Tonne II schlecht erhalten. Die als Lichter aufgesetzten Vergoldungen waren abgeblättert oder vom Grunde abgelöst. Sie wurden in mühevoller Arbeit durch Benetzung wieder angepreßt, fehlende Stellen wurden vorsichtig ergänzt. In Tonne III mußten zwei Gurte völlig erneuert werden. Die Lünettenbilder in diesen beiden Tonnen (Schmiede des Vulkan, Apollo und die Musen) befanden sich in verhältnismäßig gutem Zustand. Die Restaurierungen konnten sich auf eine Reinigung der Fresken beschränken. Der Erhaltungszustand der Malereien in den beiden äußeren Tonnen (I und IV) war sehr verschieden. Die Abschlußwand in Tonne I, in der sich der jetzige Zugang vom Stiegenhaus aus befindet, mit der Darstellung von zwei sitzenden Figuren (Mars und Bellona) zeigte verhältnismäßig wenig Schäden, nur die Dekorationen waren an einzelnen Stellen zu retuschieren. Auf der entsprechenden Wand in Tonne IV (Astronomie und Astrologie) waren die Dekorationen fast zur Gänze in Leimfarben übermalt,
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