Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

164. Wien, Nationalbibliothek, Grundriß des Prunksaales DIE RESTAURIERUNG DES PRUNKSAALES DER NATIONALBIBLIOTHEK Von Waltraud Blauensteineb Die im Februar des vergangenen Jahres begonnene Restaurierung des Prunksaales der National- bibliothek wurde vor kurzem abgeschlossen. Sie umfaßte die gesamte Einrichtung des Saales (Galerie, Bücherregale und Verkleidungen aus Nußholz, vergoldete Schmuckmotive, Säulen und Pfeilervorlagen aus Kunstmarmor), die Deckenfresken und die Marmorfiguren (Abb. 165). Die Restaurierung der Deckenfresken wurde in allen Kompartimenten des Saals gleichzeitig in Angriff genommen. In Abb. 164 ist das Grundrißschema wiedergegeben, in welchem die einzelnen Raum abschnitte zum besseren Verständnis beziffert sind. Der Saal ist symmetrisch angelegt, rechts und links schließt an den großen querovalen Kuppelraum je ein schmälerer und ein breiter tonnengewölbter Raumteil an, voneinander durch Säulenstellungen getrennt. Die Bogenfelder über diesen Säulen sind beiderseits mit figuralen Fresken geschmückt, ebenso tragen die beiden größeren Tonnen (I und IV) je ein figurales Mittelfeld, rechts und links begleitet von Rechteckfeldern mit Grisaillemalerei zwischen Gurten, die mit gemalten Rosetten geschmückt sind. Die gleiche Dekoration, Grisaillen zwischen orna mental bemalten Gurten, zeigen die beiden kleineren Tonnen (II und III), die zum Hauptkuppelraum überleiten. Die Trennung von der Hauptkuppel erfolgt nur durch je einen auf Pfeilervorlagen ruhenden Bogen, der die gleiche Verzierung mit Rosetten trägt. Die wichtigsten Daten der Baugeschichte und der malerischen Ausschmückung des Saales sowie seine weiteren Schicksale sollen kurz in Erinnerung gebracht werden, da sie für den vorgefundenen Zustand der Fresken und den Vorgang bei ihrer Restaurierung von Belang sind. Der im Jahre 1681 begonnene Bau einer Reitschule auf dem heutigen Josefsplatz, damals ,,Tummel platz", war durch die Türkenbelagerung des Jahres 1683 unterbrochen worden. Bald danach wurde der Beschluß gefaßt, das Reitschulgebäude zur Unterbringung der kaiserlichen Bibliothek auszubauen. 1723 wurde durch Johann Bernhard Fischer von Erlach mit dem Umbau und der Erweiterung des bereits bestehenden Gebäudes begonnen, 1726 war der Bau durch seinen Sohn Josef Emanuel Fischer von Erlach vollendet. Die Ausmalung des Saales durch Daniel Gran begann im Jahre 1726 nach einem von Conrad Adolph von Albrecht aufgestellten Programm, das eine Apotheose auf Kaiser Karl VI. darstellt und in einer Fülle von Allegorien und Personifikationen auf seine und seiner Vorfahren Tugenden

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2