il^ ^ 353)3 161. Waldhauseii, Stiftskirche, Orgel vor der Restaurierung 162. Waldhausen, Orgel nach der Restaurierung (Ausschnitt) Nikolaus Ruinel d. J., der Sohn des Erbauers der berühmten Wilberinger Cbororgel, war scheinbar genötigt, im Jahre 1803 mit beschränkten Mitteln eine Orgel für den Pfarrgottesdienstgebrauch einzu bauen, die er mit 9 Registern im Manual und 3 Registern im Pedal ausstattete. Das Manual stellte er dabei in richtiger Erkenntnis der besseren Klangwirkung bei der kleinen Registerzabl in ein neues Positivgebäuse an der Cborbrüstung, das Pedal verteilte er auf die beiden unteren Seitengebäuse. Das Oberwerk blieb stumm und hatte einen gemalten Scheinprospekt. Es muß anerkannt werden, daß sieb das klassizistische Positivgebäuse gut in die bocbbarocke Hauptgebäusewand einfügt. Die Bieder meierzeit setzt damit eine Tradition fort, die der Orgelbau bereits im 16. und 17. Jahrhundert pflegte: nämlich, ältere Orgeln durch weitere Gebäuseteile, vor allem Positive in zeitgenössischer stilistischer Haltung zu erweitern. Im Falle Waldhausen war es allerdings keine Orgelerweiterung mehr, sondern eine Bebelfslösung in Notzeit. Daß diese trotzdem 150 Jahre überdauerte, bestätigt die Qualität der Arbeit Rumeis d. J. Eine gleiche Bestätigung ergab auch die eingebende, der jetzigen Restaurierung vorangegangene Untersuchung des klanglichen Wertes der Rumelscben Register, die sich als viel wert voller herausstellten als die hei uns leider auch gegenwärtig noch weitverbreiteten und von den meisten Orgelbauern verwendeten Fabriksorgelteile. Den Rumelscben Bestand allein zu restaurieren war allerdings nicht ratsam; es mußte vielmehr angestrebt werden, ein Orgelwerk zu schaffen, das dem Kirchenraum, dem Gehäiise und den zeitlosen Anforderungen des Gottesdienstes entsprach, mit anderen Worten, der Stiftskirche wieder eine solche Orgel zu geben, wie sie vor der Klosteraufhebung bestand. Freilich mußte auch heute auf die beschränk ten Mittel Rücksicht genommen werden. So entstand unter Anwendung ausschließlich bekannter, im traditionsgebundenen Orgelbau bewährter Mittel eine den sonderbaren Gehäuseverhältnissen ent sprechende, ebenso ungewöhnliche Orgelbaulösung.
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