Kapelle gemalten Sprossenteilungen, die Perlstäbe an den Fensterumrandungen und das Blattwerk an der Sima des Hauptgesimses erwiesen sich als Zutat des 19. Jahrhunderts. Der denkmalpflegerischen Absicht, den Raum ohne Berücksichtigung zeitgebundener, geschmacklicher Tendenzen auf seinen Originalzustand zurückzuführen, entsprang daher der Entschluß zur einfarbigen Behandlung von Stuck und Wänden, wobei neben den Proben auch die allgemeine Erfahrung über Raumausstattungen des 17. Jahrhunderts maßgebend war. Die Stuckdekoration, die an den überlappenden Stellen hell blaugrau überstrichen war, wurde bis auf den Gipsgrund abgedeckt, gewaschen und zur Festigung mit dünner Kalkmileh überzogen. Löcher, Sprünge und Risse wurden ausgekittet, schließlich eine Kalkkaseinlasur angebracht, der zur Milderung des scharfen Weißtones Umbra und grüne Erde bei gemengt war. Die gleiche Farbe erhielten alle Wandflächen des Raumes, so daß die Unterscheidung von Wand und Stuckdekor, von Architektur und Gliederung nur mehr dem Spiel des Lichtes und dem plastischen Eigenleben der Ornamentik obliegt (Abb. 155, 156). Es zeigte sich, daß die Stukkaturen (mit Ausnahme der Großplastiken), deren formale Durchbildung als hochwertig anzusehen ist, in der Ober fläche vielfach derb gearbeitet waren und nicht jene Glätte aufweisen konnten, die ihnen den sonst beobachteten seidigen Glanz verleiht. Auch die Restaurierung konnte natürlich diesen subtilen Mangel nicht beseitigen, ohne die Substanz zu verletzen. Die Gemälde in den Kartuschen, in der Kuppel und in der Apsis waren übermalt^®. Besonders bei den ersteren, kleinteiligen Malereien trug die Abnahme der dichten und stumpfen Übermalung viel zu ihrer Auflockerung und farbigen Nuancierung bei (Abb. 160). In einigen Feldern in der Nordseite des Tonnengewölbes, wo durch Wasserschäden Fehlstellen ent standen waren, ließen sich Ergänzungen (nach alten Autnahmen) nicht vermeiden. Die (von anderer Hand stammenden) Kuppel- und Apsisfresken haben auch durch die Restaurierung ihre Härte der Zeichnung und die Schärfe des gelben Fonds nicht verlieren können. Die Herstellung des Kuppelraumes der Hl. Grab-Kapelle (Abb. 149) ist zur Zeit der Berichterstattung noch nicht abgeschlossen. An den Stxdckaturen im West- und Nordwestteil der Kuppelkalotte waren schwere Schäden aufgetreten", die die Erneuerungen vieler Dekorationsteile notwendig machten. Eine Überraschung brachte die Freilegung der Altäre, wo unter gleichmäßig dunkelbraun deckendem (und vergilbtem) Firnis eine äußerst lebhafte, vielerlei Steinsorten von der groben (grün-schwarz-weiß gefleckten) Breccie bis zu fein gemaserten, farbigen Gesteinen imitierende Marmorierung zutage kam (vgl. Abb. 148). In den Sockelfeldern des Hochaltars wurden zartlineare Malereien entdeckt, Engels gestalten und Landschaftsprospekte auf Marmorgrund, Imitationen von,,Ruinenmarmor" (Abb. 157, 159). Die Holzplastiken am Hoch- und Seitenaltar waren durch einen weißen Ölanstiich entstellt. Nach Ab nahme der Ölfarbe wurde auf dem vorhandenen, teilweise erneuerten Kreidegrund eine Weißpolimentfassung aufgetragen, die Oberfläche mit einer feinen Wachsschicht überzogen. An der Statue der hl. Katharina war die Originalvergoldung erhalten geblieben (Inkarnat mattvergoldet, Kleidung glanz vergoldet); sie wurde lediglich gereinigt. Die fast heitere, rustikale Farbigkeit der Altäre, die dem Konzept Fischers von Erlach wohl kaum entsprochen haben mag^®, schafft kräftige Akzente im Weiß der Kirche^®. Schließlich konnte eine Lichtanlage installiert werden, die auf jeden sichtbaren Beleuchtungskörper verzichtet. In dem breiten Gesims wmden in Abständen von 2% ™ verspiegelte Strahler angebracht, die eine gleichmäßige und indirekte Ausleuchtung der Gewölbe ergeben und auch den Gebetsraum hinlänglich erhellen. Die Lichtfühiung erfährt in der Kuppel ihre höchste Steigerung, die mit starken Kuppel und Apsis waren mit Eitempera übermalt, die chemisch abgelöst werden konnte (Abb. 160). Die kleinen Bildfelder in den Gewölben, Pendentifs und im Tambour trugen unter der Eitemperaschicht noch eine Kalkfarben-Übermalung, die me chanisch abgelöst werden mußte. " Zerfall (Taubwerden) durch früheren Wassereinbruch. Als Faßmaler ist J. Wubitsch überliefert (J. Wastler, a. a. O., S. 7). Die Einrüstung erfolgte Mitte Juli 1956 (Firma Wallner, Leeb, Huber Graz); die erste hl. Messe nach der Restaurierung wurde am 20. Oktober 1956 von S. Exz. Diözesanbischof Dr. J. Schoiswohl zelebriert. Die Restaurierung wurde von Restaurator J. Anders und einigen Gehilfen in fachlich gültiger Weise durchgeführt. Die bautechnische Leitung der Maßnahmen oblag Diözesan-Architekten Ing. E. Jäger. Die gesamte Restaurierung wurde durch die Mithilfe und das stets bewiesene Verständnis des Domdechanten Msgr. A. Marcher wirksam unterstützt. — Die Anregung zur Instandsetzung ist Hofrat i. R. Prof. DDr. E. Coudenhove-Erthal, Vorsitzender des Grazer Arbeitsausschusses der Fischer-von-Eilach-Gesellschaft, zu danken. Für die Bereitstellung der Mittel muß vor allem Landeshauptmann N. Horvatek, Landesrat K.Brunner, Bürgermeister Dr. E. Speck, Hofrat Dr. E. Harnoncourt sowie dem Bundesministerium f. Unterricht gedankt werden.
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