ZUR INNENRESTAURIERUNG DES MAUSOLEUMS IN GRAZ Von Ulrich Ochbrbauee % / i it dem Chronogramm über der Musikempore ist die Entstehungsgeschichte dieses außerI T _1_ gewöhnlichen Baudenkmales im wesentlichen angezeigt: ferDInanDVs II. sVa bbnIgnItate erbXIx LeopoLDVs gLorIose ornaVIt. Erzherzog Ferdinand von Innerösterreich, der spätere Kaiser Ferdinand II., ließ sich und seiner Familie an Stelle der Katharinenkapelle neben dem Dom eine Gruftkirche errichten. Planung und Leitung des 1614 begonnenen Bauwerkes lagen in den Händen des Hof baumeisters Pietro de Pomis, der im Konzept des Entwurfes sichtlich von Vorbildern seines Heimatlandes Italien geleitet war^. Für die Fassade lieferte der römische Kirchenbau II Gesü ein gültiges Muster, das hier auf drei Achsen reduziert und auf Grund der gegebenen Platzverhältnisse (und im Sinne der in den Alpenländern anhaltenden gotischen Tradition) in der Höhentendenz gestreckt erscheint (Abb. 145). Der Grundriß folgt einem Antoniuskreuz (crux commissa) mit unmittelbar angesetzter Apside und einer in Querschiffbreite geführten Exedra, die vom kreisrunden, in der Längsachse stehenden Glockenturm überschnitten wird (Abb. 144)^. An den südlichen Querhausarm schließt der eigentliche, zweigeschossige Mausoleumsbau an: die parallel zur Hauptachse elliptisch geformte Hl. Grab-Kapelle und darunter, durch einen schmalen Stufengang angeschlossen und eine ovale Öffnung im Scheitel des Gewölbes mit dem oberen Raum verbunden, der niedrige Gruftraum. Die Profilierung der Außenschale, die an den Gelenken durch reiche Bänderung angezeigte Durch dringung von Raumkörpern und die Gesamtheit der Wölbformen — Tonnengewölbe im Haupt- und Querschiff, Kuppel auf kreisrundem Tambour über der Vierung, elliptoidische Kuppel über der Hl. GrabKapelle® — machen das Bauwerk zu einem eigenwillig, plastisch geprägten Gebilde. Nach de Pomis' Tod im Jahre 1633 wurde der Kirchenbau von Hof baupolier Pietro Valnegro weiter geführt und 1638 im Äußeren vollendet. Ein Jahr zuvor war Kaiser Ferdinand II. verstorben und in der unterirdischen Gruftkapelle bestattet worden. Dieser Raum zeigt die älteste, renaissanceartig ange ordnete Stuckierung^, die noch der Erbauungszeit angehört®. Nahezu ein halbes Jahrhundert verstrich bis zur zweiten Bauperiode, der Ausstattung der Innen räume. Eine Eingabe der Bruderschaft Mariae ab Angelo Salutatae des Jesuitenkollegiums Graz vom 18. 7. 1686 an die innerösterreichische Hofkammer schildert den trostlosen Zustand des Inneren und rühmt das Äußere des Mausoleums®. 1687 ordnet Kaiser Leopold I. in einer Resolution die Ausschmükkung der Kirche und die Instandsetzung der Gruftkapelle an'. In den folgenden Jahren arbeiten die Stukkateure J. Sereni, H. Rossi und A. Quadrio (Quaglio?) unter der Leitung und nach dem ,,Abriß" von J. B. Fischer, der 1688 erstmals urkundlich aufscheint®. Während die Austeilung im Tonnengewölbe des Hauptschiffes mit einer strengen Gruppierung kleinerer Felder um ein großes Mittelfeld noch deutlich den Geist des tiefen 17. Jahrhunderts spüren läßt (Abb. 146), offenbart sich in der Bewältigung der Gliede rung und inhaltsreichen Ornamentierung des schweren Gesimsbandes und der Kuppel- und Pendentifzone das Wirken des Bildhauers und Architekten J. B. Fischer (Abb. 150). ^ J. Wastler, Das Mausoleum Ferdinand II. in Grätz, MZK, 1884, S. Iff. Eine ausführliche Schilderung des Baufortganges und der Ausstattung unter Heranziehung von Archivalien und Literatur vermittelt: R. Kohlbach, Die barocken Kirchen von Graz, Graz o. J., S. 67 ff. 2 Über die bedeutenden Abweichungen des ausgeführten Baues von dem Zustand, den der Querschnitt in der ,,Taphographia principum Austriae" des Marquard Herrgott, 1772 (Text, 1. Teil, S. 510ff., Stich von S. Kleiner, 2. Teil, tab, CII) wiedergibt, ist eine gesonderte Untersuchung in Vorbereitung. Auch die Zuschreibung des Hochaltares wird in dieser Untersuchung behandelt werden. ® Eine Spezifikation der Raumbildungen gibt H. Routher, Die kirchliche Barockarchitektur von Graz und seiner Um gebung, Münster, Heft 11/12, 1955, S. If. ^ Die zeitliche Abfolge der Stuckdekorationen behandelt die ungedruckte Dissertation von J. M. Wienerroither, Steirische Innendekoration von den ersten Deckengestaltungeu italienischer Stukkateure im 16. Jh. bis zum 18. Jh., Graz 1952, S. 57ff. ® Die einstigen Vergoldungen an den Stegen und Höhungen sind zerstört; die wegen ständiger Erdfeuchtigkeit aufgetretenen starken Schäden wurden 1955/56 durch Stukkateur M. Brüger ausgebessert. ® Zitiert bei J. Wastler, a. a. O., S. 4f. ' ,R. Kohlbach, a. a, 0., S. 89ff. ® H. Sedlmayr, J. B. Fischer von Erlach, Wien 1956, S. 78 und 163f.
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