den Rand der Fensterleibungen. Die Verzierung in den Zwickeln über den Fenstern ist nicht genau zu erkennen. Leider ist die Wanddekoration dort vollkommen zerstört, wo sich die barocken Fenster befunden haben. Es ist anzunehmen, daß an diesen verhältnismäßig großen Wandflächen sich noch Figuren befunden haben, die vielleicht Aufklärung über die Personen der Stifter gebracht hätten. Auch unter den Fenstern war die Apsiswand, und zwar ornamental behandelt; es läuft ein horizontaler Fries herum, dessen Hauptmotiv helle Palmetten vor Halbbögen mit dunklem Hintergrund sind, darüber zeigen sich horizontale Streifen, darunter Andeutungen eines gemalten Vorhanges. Diese Dekoration im Apsisbogen reichte bis um den Chorbogen in dem Turmraum. Rechts und links vom Chorbogen sind nicht mehr jene Figuren erhalten, die wir dort erwarten müßten. Dort könnte auch die Figur des Kirchen patrons, des hl. Vitus, dargestellt gewesen sein. So reduziert der farbige Bestand ist, so angenehm ist doch die farbige Wirkung des Turmraumes und der Apsis, was vor allem darauf zurückzuführen ist, daß bei der Freilegung auf die Beibehaltung des Naturtones des Putzes Wert gelegt worden ist. Die Arbeiten wurden von Restaurator August Kicker durchgefühlt. Im kommenden Frühling sollen noch die zu grau wirkenden Putzplomben ein getönt und Verschmutzungsreste getilgt werden. In der Apsis wurde ein einfacher Altar aufgestellt. Das Niveau des Turmraumes, welches in barocker Zeit angewachsen war, mußte so weit als möglich abgesenkt werden. Die Fresken stellen ein Ausklingen des späten Zackenstiles dar und zeigen bereits jene Hinwendung zu den Formen der frühen Gotik, wie sie noch 20 Jahre später in den Fresken der Göttweigerhofkapelle in Stein auftreten. Mit den Fresken der Dominikanerkirche in Krems und den Fragmenten, welche in der Gozzoburg in Krems gefunden wurden, stellen die Fresken in der Pfarrkirche in Michelstetten ein wichtiges Zeugnis der Wandmalerei aus dem Ende des 13. Jahrhunderts in NiederÖsterreich dar. Die relativ hohe Qualität ist nur erklärlich aus dem unmittelbaren Zusammenhang der Pfarrkirche Michel stetten mit Stift Klosterneuburg. Als Anlaß ihrer Entstehung dürfen wir die Rückgabe der Pfarrkirche an die Herrschaft Michelstetten betrachten, so daß wir das Jahr 1288 als Terminus betrachten können. Die Niederwerfung Ottokars durch die Habsburger dürfte allgemein die stilistische Entwicklung gefördert haben, der Wechsel der Herrschaft, die Wiederbesetzung von Pfründen könnte manchen Anlaß zu neuer Icünstlerischer Tätigkeit gegeben haben. Wenn wir die Zeugnisse einer relativ so qualitätvollen Wandmalerei in Stift Klosterneuburg finden könnten, würde uns wahrscheinlich auch die spätere Malerei der gotischen Tafeln des Verduner Altars nicht so isoliert erscheinen. Es besteht aber noch Hoffnung, daß malerische Dokumente aus der ersten Hälfte des 14. Jahi'hunderts in der Stiftung Albrechts II., der Kartäuserkirche in Gaming, gefunden werden, wodurch sich das Bild der Entwicklung wesentlich klären würde. Abbildungsnachweis: Sämtliche Aufnahmen; Bundesdenkmalamt, Wien (E. Frodl-Kraft, W. Wellek).
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