Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

Abb. 12.'), 127). Aus ihnen ergibt sich, daß den alten Auf nahmen hinsichtlich der Gradation am ehesten die HalbtonReproduktionsplatten entsprechen (vgl. Abb. 128 und 12,5). Das besagt aber zugleich, daß in jenen Aufnahmen die Kontraste innerhalb der Tonwerte gegenüber der tatsächlichen Er scheinung der Wandgemälde, der die modernen .StandardAufnahmen annähernd gerecht werden, übersteigert erschei nen. Auch die mangelhafte Rot-Empfindlichkeit (helles Rot erscheint ausnahmslos zu dunkel) ist beiden Materialien gemeinsam und unterscheidet ihre Wiedergabe der Fresken sowohl vom Natureindruck wie von der des modernen Materials. Allerdings scheinen seinerzeit nicht für alle Aufnahmen die gleichen Emulsionen verwendet worden zu sein. So ist die übersteigerte Blauempfindlichkeit (vgl. Abb. 127) nicht durch wegs festzustellen. Mit diesen Beobachtungen ist für jedes einzelne Wand gemälde unter Berücksichtigung seiner Farbigkeit ein Aus gangspunkt zur Rekonstruktion seines Zustandes vor einem halben Jahrhundert gewonnen. Als Leitlinie kann gelten: In den alten Aufnahmen ist die dunklere Wiedergabe von Lippen, Wangenrot, Wangenschatten, das heißt aller Partien, die Rot enthalten (also auch das Ocker des Inkarnats), ebenso wie die häufig hellere Wiedergabe von Blau material bedingt und erlaubt daher nicht den Schluß auf eine erfolgte Zustandsänderung. In gleicher Prägnanz müßten hingegen in beiden Serien —■ bei gleicher Tonwert-Stufung der Auf nahmen — die dunklen Konturlinien mid vor allem die strichförmigen weißen Höhungen erscheinen. Wo die neuen Auf nahmen diese unpräziser, ,,verwaschener" wiedergeben als die alten, ist tatsächlich der Schluß geboten, daß .Substanz verlorengegangen ist. E. Frodl-Kbaft AhbUdungsnachweis: Bundesdonkrnalamt (E. Frodl-Kraft); Abb. 114, 123, 124, 126—128, 130, 131; Prof. F. Walliser, Wien: Abb. 115—121; aus Jb. der Centraikommission II, 1857: Abb. 122; Bildarchiv der Österr. Nationalbibliothek: Abb. 125, 129. DIE FRESKEN DER PFARRKIRCHE MICHELSTETTEN, N.-Ö. Von Josef Zykän Von den Wand- und Deckengemälden, welche im Jahre 1956 in Niederösterreich gefunden wurden, nehmen die Fresken in der Pfarrkirche Mioheistetten das größte Interesse für sich in Anspruch. Sie zeigen, daß es zu Ende des 13. Jahrhunderts auch in Niederösterreich eine Reihe von qualität vollen Werken der Malerei gegeben haben muß, welche der spätromanischen Kunst der Steiermark und Kärntens entsprechen, wenn auch die hauptsächlichsten Zeugnisse dieser Entwicklung in den Kloster kirchen des Landes auf immer verloren sein mögen. Die Pfarrkirche von Michelstetten lenkt auch als Bauwerk die Aufmerksamkeit des Historikers und Kunsthistorikers auf sich und hat aus diesem Grunde mehrfache Beachtung in der Literatur gefunden^. Zuletzt hat Karl Kafka den Bau als eine ,,Wehrkirche und Pilgerherberge" beschrieben und zu erklären versucht^. Es kann für das Verständnis der baulichen Erscheinung und für die Entstehungsgeschichte der Fresken von Bedeutung sein, wenn an dieser Stelle die wenigen aber aufschlußreichen Daten über die Geschichte dieser Pfarrkirche angeführt werden®. Die Pfarre wurde von einem Ministerialen Leopolds III. des Heiligen, namens Ernsto de Winmur, 1128 gegründet und dotiert und auf Bitten des Markgrafen durch Bischof Reginmar von Passau von der Mutterpfarre Oberleis getrennt, wobei eine Entschädigung ge leistet wurde. Die Pfarre steht von Anfang an in Zusammenhang mit Stift Klosterneuburg, wie aus Ver- ^ Jos. Graat in Mitt. d. Zentralkommission, XVII, 1872, S. CXCV; K. Lind in Berichte u. Mitt, d. Altertums-Vereins zu Wien XV, 1875, S. 76f. und XXI, 1887, S. 36; F. Zeißl, Michelstetten, Kirche und Schloß, Michelstetten 1935. ^ Karl Kafka, Wehrkirche und Pilgerherberge (Michelstetten) in: Unsere Heimat, 1954, S. 141—152. ® Siehe Hans Wolf, Erläuterungen zum Historischen Atlas der Österr. Alpenländer, II. Abteilung, Die Kirchen- und Graf schaftskarte, 6. Teil Niederösterreich, Wien 1955, S. 346; Topographie von Niederösterreich, VI. Band, S. 579ff.; die wichtigen Angaben, welche sich auf die Johanniter beziehen, finden sich in Erben, Kegesta .Bohemiae et Moraviae II., 263, Nr. 675; siehe auch K. Büttner, Unsere Heimat, 1954, S. 233ff.; über das Wasserschloß Michelstetten siehe Renate Rieger, Unsere Heimat, 1955, S. 83ff.

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