Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

Seinen Höhepimkt erreicht der Inhalts- und Formenreichtum in dem am spätesten ausgeführten NordportaF® (Abb. 112). Während die Säulenskuiptur ihren engen Zusammenhang mit dem Block be wahrt, treten in der unruhigen Komposition des Tympanons mit seinem Figurengedränge manche Partien aus dem Hintergrund stark hervor, ja sie scheinen sich sogar von ihm loszulösen. Diese Merk male und der charakteristische Ausschnitt eines dreiteiligen spitzbogenförmigen Blattes lassen uns das Entstehungsdatum auf das Ende des ersten Viertels des 13. Jahrhunderts ansetzen, somit später als das der Säulen, die durch eine andere Werkstatt um die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert geschaffen worden sind. Der komplizierte Gegenstand enthält eine Anspielung auf den Titel der Kirche (die hl. Dreifaltigkeit, daraus die Taube) und eine eigenartige Vereinigung der Majestas Domini mit dem Rex Gloriae. Selten ist auch das Motiv der Verbindung der die Evangelisten Markus und Lukas versinn bildlichenden Tierköpfe mit einem menschlichen Rumpf in Anknüpfung an die Vision Ezechiels''®. Diese Entdeckung im Zusammenhang mit der Auffindung des Kopfes einer großen vollplastischen Statue®® und den früher bereits bekannten Relikten (zwei Tympana in der Klosterkirche und in der benachbarten Rotunde, der Rest des dritten Tympanons, zahlreiche bildhauerische und architektonische Fragmente, worunter sich Säulen mit Arkaden, ähnlich wie im Schiff, jedoch von kleinerem Querschnitt befinden), lassen die Werke der Bauplastik in Strzelno zu den wichtigsten in Mittel- und Osteuropa zählen. Wiewohl nicht alle der angeführten Objekte ein solches Gewicht wie die zuletzt besprochenen haben und gegenüber den westeuropäischen Denkmälern eher bescheiden in der Qualität sind, ist ihre Bedeutung für die Erforschung der abendländischen Kunst dennoch nicht unerheblich. Im Staatsgebiet Polens verläuft, kunstgeographisch gesehen, die Ostgrenze der romanischen Architektur, und an ihren Denk mälern können wir die Wanderung der Motive von West nach Ost, schöpferisch angeglichen an die lokalen Gegebenheiten und an den Boden, verfolgen. ■18 Vgl. A. Holas, Odkrycie tympanonu romanskiego w kosciele ponorbertanskim w Sti'zelnie: Ochrona Zabvtköw 7, 1954, 271—272. Vgl. Z. äwiechowski, Znaozenie najnowsezgo odkiycia w .Strzelnie: Ochrona Zabytköw 7, 1954, 27—32. Entdeckt von K. Jozefowiczöwna während der Grabungen in der Nähe der Klosterkirche, bisher unveröffentlicht. Ahbildungsnachweis. Z. Swiechowski: Abb. 106, 108, III, 112; K. Jozefowiczöwna.: Abb. 107; M. Moraczewska: Abb. 109; T.Zalewski: Abb. 110. DIE ROMANISCHEN WANDGEMÄLDE IN DER STIFTSKIRCHE AM NONNBERG IN SALZBURG Zustand, Restaurierung und technologische Bemerkungen Von Walter Fbodl mit Beiträgen von Franz Walliser und Eva Frodl-Kraft Die künstlerische und kunstgeschichtliche Bedeutung der romanischen Fresken im einstigen Westchor der Stiftskirche des Klosters Nonnberg ist schon bald nach der Mitte des vorigen Jahrhunderts erkannt worden. 1857 erschien bereits die erste größere, mit Abbildungen (Zeich nungen und Farbtafeln, vgl. Abb. 122) ausgestattete Würdigung, aus der die Kenntnis von dem Denkmal sehr bald in die allgemeine kunstgeschichtliche Literatur gelangte'. 1909 wurde Paul Buberls umfang reiche Arbeit über das Freskowerk veröffentlieht, in der die bis dahin recht divergierenden Auffassungen über die Entstehungszeit der Malereien richtiggestellt wurden®. Die Annahme Buberls, daß die Fresken 1 Dr. Gustav Heider, Mittelalterliche Kunstdenkmale in Salzburg, im Jahrb. d. k. k. Central-Commission usw. II. Bd., Wien, 1857, S. ISff. ^ Paul Buberl, Die romanischen Wandmalereien im Kloster Nonnberg in Salzburg und ihre Beziehung zur Salzburger Buch malerei und zur byzantinischen Kunst, in Kunstgesch. Jahrb. d. k. k. Central-Commission usw. III. Bd., Wien 1909, S. 25ff.

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