Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

SPÄTGOTISCFIE APOSTELMEDAILLONS IN DER PFARRKIRCHE VON ST. WOLFGANG Von Gkrtrude Triff In den Sommermonaten der Jahre 1952 bis 1955 wurden die frühbarocken Wand- und Deckenmalereien der Pfarrkirche von St. Wolfgang restauriert. Diese Dekoration, laut Beschriftung am Chorgewölbe 1625 vollendet, bietet das seltene Beispiel einer einheitlichen Kirchen bemalung des frühen 17. Jahr hunderts. Als solche ist sie bedeutsam, obwohl ihr nur durchschnittliche künstlerische Qualität zukommt. Von der originalen spätgotischen Farbbehandlung des Innenraum.es hatten sich lediglich an der Westwand geringe Spuren gefunden. Dadurch war die grundsätzlich zu stellende Frage, ob in diesem Kirchenraum, der den kostbarsten Altar Michael Pachers birgt, die farbige Ausstattung der Gotik oder des Barock herzustellen wäre, zugunsten der zur Gänze erhaltenen barocken Bemalung entschieden. Hiefür sprach außerdem die Überlegung, daß diese reiche Farbigkeit schon bestand, als Guggenbichler und Schwanthaler ihre großartigen Altäre und Plastiken für den Raum komponierten, daß sie demnach als wesentliche IComponente des Raumeindrucks zu bewahren sei. Im letzten Arbeitsabschnitt der Restaurierung wurden unerwartet im Chorraum unter mehreren Tüncheschichten spätgotische Medaillons mit den gemalten Büsten der Apostel aufgefunden: durch ihre isolierte Lage in der untersten Wandzone war es möglich, sie neben der barocken Dekoration zu erhalten. Das Presbyterium ist zweijochig und wird durch drei Seiten des Achteckes geschlossen. In den Wand flächen hinter dem Altar wurden drei kreisrunde Medaillons in verhältnismäßig gutem Zustand aufgedeckt. Sie sind unterhalb der Fenster, jeweils in der Mitte der Wandflächen angeordnet, ihr Durchmesser be trägt 83 cm. Da es sich um Aposteldarstellungen handelt, war zu erwarten, daß noch weitere Medail lons, die Zwölfzahl ergänzend, vorhanden waren. Leider fanden sich von diesen nur noch spärliche Farbspuren an fünf Stellen des Chors (vgl. Abb. 63). In der Umrahmung jedes Medaillons ist oben der Name eines Apostels, im unteren Teil ein Glaubens satz des Credo in deutscher Sprache wiedergegeben. An den Endpunkten der horizontalen und vertikalen Achsen der Kreise befinden sich stilisierte Rankenornamente. Die Darstellung der Apostel als Schöpfer des Credo geht auf einen pseudo-augustinischen Sermo des 6. Jahrhunderts zurück. Nach der Legende sollen die Apostel beim Pfingstfest, unter dem Zeichen des Heiligen Geistes stehend, je einen Glaubenssatz ausgesprochen und so das Credo geschaffen haben. Diese Legende hat die bildlichen Darstellungen des hohen und späten Mittelalters sehr befruchtet und zu zahlreichen Wiedergaben in der Monumentalkunst ebenso wie in der Kleinkunst angeregt^. Auf österreichischem Gebiet sind Darstellungen der Apostel im Zusammenhang mit dem Glaubens bekenntnis bisher mehrfach bekanntgeworden. Unter anderen seien die Malereien der Magdalenenkirche zu Juden bürg, des Karners der ehem. Stiftskirche von Pernegg in Nieder Österreich oder die Fresken im Chorraum von St. Stephan in Wien, die alle aus dem 14. Jahrhundert stammen, genannt. In St. Wolfgang waren die Aposteldarstellungen auf den Chorraum beschränkt. Sie nehmen anscheinend die Stelle der sonst üblichen Konsekrationskreuze ein und können als reichere Form dieser Kreuze angesehen werden, was jedoch nicht bedeutet, daß sie schon anläßlich der Chorweihe entstanden sein müssen-. Die abgebildeten drei Medaillons befinden sich an der Fensterwand hinter dem Altar und an den seitlich angrenzenden Wandflächen. Die kontinuierliche Folge der Darstellungen ergibt den nachfolgenden Text des Glaubensbekenntnisses: Jakobus: „der empfangen ist von d. heilign geist geporn aus maria d'r iunckfrawn" (Abb. 65). Johannes: „geliten unter pontio pilato gekrew. .t gestorbn und begraben" (Abb. 66). Thomas: „der ab ist gefarn zw hellen am dritten tag erstuend von den toten" (Abb. 67). ' Vgl. Karl Künstle, Ikonographie der christlichen Kunst, Herder & Co., Freiburg i. Breisgau, 1928, Band 1, 8. 181 ff., und Julius Baum, Malerei und Plastik des Mittelalters in Deutschland, Frankreich und Britannien, 2. Teil, 1930, akad. Verlagsgesellschaft Athenaion, Wildpark-Potsdam, S. 19.51. ^ Für St. Stephan in Wien führt LK Dr. Zykan den Beweis, daß die Medaillons nicht schon anläßlich der Chorweihe 1340, sondern erst später entstanden sind, weil sie auf die Inschrifttafel anläßlich des Todes Rudolfs IV. (136.5) Rücksicht nehmen. Er bringt ihre Herstellung mit diesen Feierlichkeiten in Zusammenhang.

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