«BS- f i i /.iL. — J 57. Wien, St. Stephan, Eligiuskapelle, Schlußstein, Madonna mit Kind, um 1360 Links: 56. Wien, Burgkapelle, Schlußstein, Madonna mit Kind (der Strahlenkranz stammt aus späterer Zeit) doch ungefähr gleichzeitig mit dem Bau selbst entstanden wären. Daß Friedrich III., in diesem. Falle als Vormund des jungen Königs Ladislaus Postumus, Bauherr war, mag vielleicht die Erklärung dafür sein, daß sich diese Werke nicht ganz in jenen Kreis eingliedern lassen, der Friedrich III. als künstlerisches Ideal vorgeschwebt sein mag. Vielleicht haben noch andere Faktoren als der Herrscher selbst und sein Geheimschreiber auf die Entstehung dieser Plastiken Einfluß genommen. Jedenfalls unterscheidet sich die verfeinerte Art dieser Plastiken deutlich von allem, was sonst Friedrich III. in Wien und Wr. Neustadt schaffen ließ. Am deutlichsten zeigt dies der Vergleich mit der Madonna von der Wappenwand in Wr. Neustadt® (Abb. 60). So ähnlich die gestaltliche Bildung der beiden Madonnendarstellungen ist, so verschieden ist die künstlerische Auffassung. Bei aller Feinheit strebt die Figur der Madonna von der Wappenwand einer neuen Realistik zu, welche der Art Jakob Kaschauers verwandt ist. Weitaus derber ist schon die Madonna des sogenannten Wr. Neustädter Altars in der Stephanskirche in Wien', der als eine Bestellung Fried richs III. im Zisterzienserstift Viktring gestanden sein soll, später im Zisterzienserstift Neukloster in Wr. Neustadt war und nun den Altar des Frauenchors von St. Stephan bildet. Auch die schöne Madonna (um. 1425), welche sich auf einem, Seitenaltar der Burgkapelle befindet und wahrschein lich auf einen Auftrag Albrechts V. (II.) und seiner Gattin Elisabeth, der Mutter des Prinzen Ladis laus Postumus, zurückgeht (Abb. 62), zeigt trotz des schönen Stiles schon realistische Züge, ist aber in der weichen, lyrischen Auffassung den Plastiken der Schlußsteine noch am nächsten, so daß Zusam menhänge nicht unmöglich erscheinen®. ® Sie war einst die Mittelflgur der drei Gestalten weiblicher Heiliger auf der Bekrönung der Wappenwand der Georgskirche in Wr. Neustadt und steht nun in der Georgskirche selbst auf einem Seitenaltar, während sich an der Wappenwand eine gute Kopie befindet. Die beiden anderen weiblichen Figuren sind schon im vorigen Jahrhundert durch neugotische Figuren ersetzt gewesen und haben nun modernen plastischen Gestaltungen Platz gemacht, triebe auch Karl Garzarolli von Thurnlackh, Mittelalterliche Plastik in Steiermark, Graz 1941. ' Tietze, a. a. O., S. 275 und 278. « Cölestin Wolfsgruber, Die K. u. K. Hofburgkapelle etc., Wien 1905, S. 369, berichtet zwar an Hand von Quellen, daß diese Plastik 1807 aus der Gardekirche am Rennweg in die Burgkapelle gebracht und mit einem Silbermantel ver sehen wurde, der Kupferstich aus dem Jahre 1705 von PfeKel und Engelbrecht beweist aber, daß es sich um die ur sprüngliche Madonnenfigur der Burgkapelle handelt, die zur Zeit Josephs I. am barocken Hochaltar stand.
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