Italien oder Sachsen und Polen ausgreift. Schon seine Doktor arbeit bei Wölfflin war einem Barockarchitekten, Carlo Kainaldi, gewidmet, und eine seiner bedeutendsten Arbeiten über Francesco Borromini ist aus seiner Tätigkeit an der Albertina mit ihrem einzigartigen Bestand an Handzeichnun gen dieses Meisters hervorgegangen. Mit österreichischem Barock hat er sich allerdings bis auf kleinere Aufsätze über die frühbarocke Wallfahrtskirche Frauenberg bei Admont und über Thaddäus Stammel nicht beschäftigt. Die Neigung zum Barock mag ihm schon seit seiner Jugendzeit in Dresden, bewußt oder unbewußt, eingepflanzt sein; sie ließ ihn aber auch in Österreich etwas Verwandtes flnden, und vielleicht kann man auch in der Zuwendung zur Künstlerpersönlichkeit Pachers, der tirolische Gotik mit oberitalienischer Renaissance zu einem spätgotischen Barock zu verschmelzen vermochte, die gleiche Neigung erkennen. XJnd wenn man zu einem so persönlichen Anlaß wagen darf, Persönlichstes zu sagen, so mag man erinnern, daß er aus Tirol, aus der Bozener Gegend, seine Frau heimgeholt hat, der sein letztes, kürzlich erschie nenes Buch über Gaetano Chiaveri gewidmet ist. Man könnte sagen: Der Kreis schließt sich damit, indem er zum Dresdner Barock zurückkehrt. Was seinen Barockarbeiten eignet, ist einerseits die Entwicklung der Formanalyse aus dem Durch denken der Bauaufgabe und der sich daraus ergebenden for malen Probleme, andererseits die zutiefst in der Geisteshaltung des Barock verschlossene ,,Bausymbolik" und ihre Sinndeu tung wie etwa in der Erhellung des ilconographischen Programmes der Dresdner Hofkirche (Das Münster, 1954). Von hier scheinen sich auch die Beziehungen zur mittel alterlichen Kunst zu ergeben, wie in den Aufsätzen über ,,Mystik im Spiegel der bildenden Kunst" (Eine heilige Kirche, 1941), ,,Der Realitätscharakter des kirchlichen Wandbildes im Mittelalter" in den ,,Kunstgeschichtlichen Studien" von 1943 und über den Flügelaltar (Jomsburg 1938). Wie Hempel auch weitgespannte kunstgeschichtliche Überblicke zu gestalten vermag, zeigt der Band ,,Geschichte der deutschen Baukunst" in der Deutschen Kunstgeschichte des Bruckmann-Verlages. In einem scheinbaren Gegensatz dazu und doch, wie ich glaube, in seinem Wesen tief begründet, steht seine Vorliebe für die schlichte deutsche Kunst des Klassizismus und der Romantik, für Moritz von Schwind, Leopold Kupelwieser, Ludwig Richter und Rudolf Schuster, worüber er auch seine Schüler arbeiten ließ. Wenn sich diese Neigung auch nur am Rande seiner wissenschaftlichen Arbeit äußert, so scheint sie doch ein wesentlicher Zug des Charakterbildes zu sein, der nicht übersehen werden darf. Aber Hempel ist nicht nur Forscher und Lehrer, sondern aus seinem persönlichen Verhältnis zum Kunstwerk, aus einer echten Liebe auch Denkmalpfleger, und das muß gerade an dieser Stelle betont werden. Er war es in der Zeit, da er in Österreich wirkte, äußerlich dokumentiert durch seine Er nennung zum Korrespondenten des Österreichischen Bundesdenkmalamtes 1929, die auch nach seinem Abgang nach Dres den 1937 in ehrenamtlicher Form erneuert wurde, wie er auch in seiner Stellung an der Dresdner Technischen Hochschule lebhaften Anteil an dem schwierigen denkmalpflegerischen Problem des Wiederaufbaues der schwer zerstörten Stadt genommen hat, was nach außen in seiner Ernennung zum Mitglied des Denkmalrates bei der Landesregierung Sachsen (1946) seinen Ausdruck fand. Auch sein. Buch über die katho lische Hofkirche in Dresden (1955) ist wohl von denkmal pflegerischen Erwägungen mitbestimmt, wie die Aufnahme der eingehenden technisch-konstruktiven Untersuchungen von W. Krönert beweist. Sein liebevolles Verstehen, sein vor sichtiges Abwägen, seine mutige Entschlossenheit, wo es darauf ankommt, verbunden in jener menschlichen Ganzheit, lassen ihn gerade für die wohl entsagungsvollste Aufgabe, wie sie die Denkmalpflege stellt, besonders berufen erscheinen. Der Versuch, ein Porträt zu zeichnen, ist stets eine bedenk liche Sache, weil der Porträtierte selbst sich zumeist anders sieht. Aber vielleicht gibt doch eine solche Skizze, so subjektiv gesehen sie sein mag, dennoch in einem Aspekt etwas von der Vielfältigkeit wieder, die jeder bedeutenden geistigen Persönlichkeit eigen ist. Dagober"i' Frey BUCHBESPRECHUNGEN Sveriges Kykor, Konsthistoriskt Inventarium, Uppland, Bro Härad 1956. Kürzlicherschien der 76. Band des SchwedischenKirchen inventars, das von Sigurd Curman und Johnny Roosval herausgegeben wird. Er behandelt den Amtsbezirk Bro nordwestlich von Stockholm und wurde von Professor Armin Tuulse bearbeitet. Die Anlage entspricht den bisherigen Bänden. Die Unterschriften der Abbildungen in Schwedisch, Deutsch und Englisch ebenso wie die der Beschreibung jeder Kirche beigegebene Zusammenfassung in denselben drei Sprachen erleichtert die Verwertung im Ausland. Besonders sorgfältig werden die Bauperioden untersucht, in den Grund rissen dmch verschiedene Schraffierung unterschieden und in den Zusammenfassungen klar herausgearbeitet. Bei allen vier Kirchen (Bro, Lässa, Västra Ryd und Stockholm-Näs) bildet den ältesten Kern ein Feldsteinbau aus dem Ende des 12. oder aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, der in zwei Bauperioden der Früh- und Spätgotik nach Osten und Westen erweitert und mit Backsteingewölben eingedeckt wurde. Die gotischen Choranlagen sind bis auf Lässa, das einen poly gonalen Chor aufweist, gerade geschlossen, was auf Einflüsse der Bettelorden zurückgeführt werden könnte. Bei den Kirchen in Bro und Stockholm-Näs haben sich noch die alten freistehenden Glockentürme erhalten, wie sie in Schweden, Litauen und Polen noch häufig anzutreffen sind. Auch Västra Ryd hatte nach einer alten Ansicht des 18. Jahr hunderts ein solches hölzernes Glockengerüst. Die Grundrisse und Schnitte machen durch Berücksichtigung der Unregel mäßigkeiten den Eindruck sehr gewissenhafter Vermessungen. Bei den Abbildungen nach Photos ist stets das Jahr der Auf nahme angegeben. Die Baugeschichte wird immer bis zur Gegenwart mit Angabe der letzten Restaurierungen durch geführt.
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