Maßnahmen war, das bessere Eindringen der Blausäure in die voluminösen Holzstücke zu bewirken. Außerdem ermöglichten sie die gründliche Tränkung mit dem nichtflüchtigen Giftstoff. Insgesamt hat der Altar 1400 Liter Lignal und anschließend 1500 Liter Schellack in sich aufgenommen. Trotz dieser Mengen dürfte sich sein Gesamtgewicht kaum wesentlich erhöht haben, denn auch die Menge des vorher entfernten, eimerweise fort geschafften Holzmehls ist ungefähr gleich hoch einzuschätzen. Das brüchige Material hat durch den Schellack wieder Festigkeit gewonnen, ohne die eine weitere Bearbeitung der Stücke unmöglich gewesen wäre. Glücklicherweise gelang es, selbst die bereits in Teile zerfallenen Figuren und Engelsköpfe wieder zusammenzusetzen (Abb. 99), so daß nur Zierleisten, Gesimse, Draperien und unwesentliche Teile bei den Statuen nachgeschnitzt werden mußten. Wie erwähnt, traten die Schäden an der Fassung vor dem Abbau des Altars kaum in Erscheinung. An den Gesichtern und den Händen der Putten und Statuen störte die stark nach gedunkelte und verschmutzte Firnisschicht. Sie wurde ent fernt und die strahlend frisch erhaltene Originalfarbe wieder sichtbar gemacht (Abb. 104). Die Goldfassung an den Ge wändern, an Architektur und Dekoration besaß einen leicht grünlichen Stich und eine Schutzschicht aus ,,Hasenblase". Trotzdem war mehr nachzuvergolden, als ursprünglich kalkuliert worden war. Wahrscheinlich sind durch die ver schiedenen Arbeitsgänge zusätzliche, aber kaum vermeidbare Schäden entstanden. Selbstverständlich wurde nur Blattgold verwendet, das die Goldschlägerei nach eingesandten Proben hergestellt hat. Die neu behandelten Stellen sind künstlich patiuiert und dem übrigen Bestand angeglichen worden. Endgültig aufeinander abstimmen ließen sich die Fassungen an den Statuen und Architekturteilen erst vor dem Wieder aufbau des Altars in Gurk. Zuvor aber versah man das tragende Gerüst und die besonders stark lädierten Figuren an der Rück seite mit lignalbehandelten hölzernen Stützen (Abb. 102). Bei der Wiederaufstellung leisteten photographische Auf nahmen gute Dienste. Vom Standort der Kamera aus war es ein leichtes, die Stellung jeder Statue, jeder Hand und sogar der Bischofsstäbe genau zu flxieren. An der Fassung erkennt selbst der Fachmann kaum die neu vergoldeten Stellen, und niemand würde es für möglich halten, daß je eine Hälfte des 104. Gurk, Seitenaltar, Putzprobe an einem Kopf Altars in zwei weit auseinanderliegenden Werkstätten restau riert worden ist. Für den Eingeweihten aber ist es erfreulich zu wissen, daß nach menschlichem Ermessen alles getan worden ist, das Werk Michael Hönels der Zukunft zu erhalten. S. Hartwagneu Abbildungsnachweis: Denkmalamt Klagenfui't; Abb. 97, 98, 101, 103; Denkmalamt Klagenfürt (W.Prugger): Abb.99, 102; H. Leischner, Arriach: Abb. 100; Landcsbiidstelle, Kärnten: Abb. 104. EBERHARD HEMPEL ZUM 70. GEBURTSTAG Wenn gerade an dieser Stelle des 70. Geburtstages von Eberhard Hempel in einem Rückblick, mit dem sich die aufrichtigsten Zukunftswünsche verbinden, gedacht wird, so ist es nicht nur die Bedeutung seines vielseitigen und reichhaltigen wissenschaftlichen Werkes im allgemeinen, die den Anlaß dazu bietet, sondern im besonderen seine engen Beziehungen zu Österreich in einem tieferen und für sein Schaffen bezeichnenden Sinne. Hempel ist am 30. 7. 1886 in Dresdeji geboren und hat dort seine Gymnasialstudien, also entscheidende Jahre der Entwicklung, absolviert. Er ist Schüler von H. Wölfflin, der zweifellos entscheidend auf seine kunstgeschichtliche Betrachtungsweise eingewirkt hat. Seit 1933 hat er den Lehrstuhl für Kunstgeschichte an der Dresdner Technischen Hochschule inne, womit er bleibend in seme Heimat zurückgekehrt ist. Und ti'otzdem kann auch Öster reich ihn zu den Seinen zählen. Es ist nicht nur seine Museums arbeit an der Albertina in Wien durch mehr als vier Jahre, seine Lehrtätigkeit als Privatdozent und seit 1931 als außer ordentlicher Professor an der Grazer "Universität, die ihn mit Österreich verbinden, nicht nur seine Arbeiten am DehioHandbuch für Steiermark und das Burgenland im Auftrag des Bundesdenkmalamtes, es scheint eine tiefere innere Bezogenheit zu bestehen, eine geistige Zuneigung, die sich in seinem wissenschaftlichen Werke ausspricht. Und wiederum sind es nicht nur seine grundlegenden Arbeiten über Michael Pacher oder über die Judenburger Plastü^, die dies bekunden, sondern diese geistige Verwandtschaft zeigt sich allgemeiner in seiner Liebe zum Barock auch dort, wo sie weit über Österreich nach
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