54. Wien, Burgkapelle. Schlußstein. Salvator 55. Spitz, Pfarrkirche, Salvatorfigur um 1425 Mähren nicht ihre volle Erklärung finden können. Es wäre nicht ausgeschlossen, daß Eriedrich III. unter dem Einfluß seines Geheimschreibers Aeneas Silvio Piccolomini einem seiner steirischen Künstler eine entsprechende Bildung in der Toskana ermöglicht hat und diese Plastiken für seine Hofkapelle, richtiger gesagt für die Hofkapelle des unmündigen Königs Ladislaus Postumus, schaffen ließ. Schlußsteine wurden frühzeitig als selbständige Kunstwerke betrachtet. So erklärt sich auch, warum sie oftmals nicht rein konstruktiv als Bauglieder angefertigt worden sind. Manchmal wurden die figuralen ,,Schlußsteine" sogar aus Holz hergestellt und auf die Elächen der wirklichen Schlußsteine einfach aufgedübbelt. Die Anbringung der Schlußsteine der Burgkapelle ist von dieser Art nicht sehr verschieden. Ob die etwa 60 cm langen Trommeln, welche die Schlußsteine als hängend erscheinen lassen, ursprünglich sind oder nicht, kann nach dem Kupferstich aus dem Jahre 1705'', welcher die Burgkapelle anläßlich der Erbhuldigung für Joseph I. zeigt, nicht gut beurteilt werden. Die Trommeln sind schließlich nicht so tief herabhängend, daß sie dei' Zeichner als solche erkennen mußte. Bei der Restaurierung wurde eine der Trommeln abgenommen, wobei sich herausstellte, daß ein Eisen an der Rückseite der figuralen Schlußsteine in einer Gabel verankert wurde, wobei die Stange durch die runde Trommel bis in den Dachboden hinaufreicht, wo sie verschlossen ist. Diese Applizierung der Schlußsteine im Bau machte die Anfertigung des figuralen Schmuckes unabhängig von der Bauführung. Die Anbringung konnte später erfolgen, der plastische Schmuck selbst konnte aber schon vor der Errichtung des Bauwerkes hergestellt und von dem Auftraggeber sorgfältig betrachtet werden. Auf diese Weise bestand die Möglichkeit, auch einen Bildhauer zu beschäftigen, welcher mit dem Bau selbst nichts zu tun hatte. So müssen wir annehmen, daß auch die Schlußsteine der Bartholomäus kapelle (der Herzogenkapelle über der Eligiuskapelle in St. Stephan) lange vor ihrer Versetzung ange fertigt worden sind, da die Plastik kaum mit der Architektur als gleichzeitig betrachtet werden kann®. Trotz dieser Erwägungen hat es den Anschein, als ob die Plastiken an den Schlußsteinen der Bingkapelle ^ Dreger, a. a. O., Abb. 6. ® Tietze, a. a. O., 8. 217.
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