umrahmten Nischen die überlebensgroßen weißen Stuckfiguren der vier Evangelisten {Abb. 89), während im Tonnengewölbe der rechteckigen Chornische zu Häupten des um 1750 gänzlich erneuerten Altars® die vier römischen Kirchenväter und- die Personifikationen der vier Kardinaltugenden rings um das Wappen des Erzbischofs in der gleichen farbigen vStucktechnik dargestellt sind, die Elia Castello in den figuralen Decken dekorationen von erzbischöflichen Repräsentations- und Wohnräumen im ,»Neubau" angewendet hatte — im ,,Saal der Tugenden" überdies in weitgehender Übereinstimmung mil der Chorwölbung des Mausoleums (Abb. 91, 92). Dieses in Österreich und wohl auch in einem sehr viel größeren Bereich einzigartige Kunstdenkmal befand sich vor der 1951 begonnenen und mit einer einfachen Feier an Wolf Dietrichs 338. Todestag, am 16. Jänner 1955, abgeschlossenen Restaurierung in einem Zustand, welcher der Verwahrlosung des immerhin die letzten Ruhestätten von Mozarts Vater, Mozarts Gattin Konstanze, von Paracelsus und von vielen stadtgeschichtlich bedeutsamen Bürgern Salzburgs bergenden und seit 1888 der Verwendung als Begräbnisstätte entzogenen St. Sebastians-Friedhofs in trauriger Weise entspraclfi. Man hatte, ebenfalls im 19. Jahrhundert, den Hauptraum unter Zerstörung des unteren Abschlusses seiner Nischenarchitektu ren und der Verkleidung seiner unteren Wandpartien im Hauptraum mit einem hölzernen ,,Renaissance-"Gestühl ringsum an den Wänden ausgestattet; man hatte einzelne, durch Feuchtigkeit beschädigte Teile der keramischen Wand verkleidung, in welcher die flechtwerkartig vei'teilten Farben Weiß, Gelb, Blau, Grün und Violett in vielfältigsten Nuancie rungen auftreten, durch industriell erzeugte Kacheln ersetzt, ® Vermutlich gleichzeitig wurden auch am Marmorsockel des Chorraumes Veränderungen vorgenommen, wobei offen sichtlich für andere Stellen zugerichtete Werkstücke wenig solid umgearbeitet wurden — so z. B. an den Sockeln der Pilaster, welche den Chorbogen flankieren. Zum Teil vor, zum Teil während der Innenrestaurierung des Mausoleums wurden die Arkaden, die bedeutenderen unter den in ihnen aufgestellten, dem 17., 18. und frühen 19. Jahr hundert angehörenden Grabrnäler und das Äußere des Mauso leums restauriert und das Gräberfeld gärtnerisch in Ordnung gebracht, und zwar in Gemeinschaftsarbeit des Bundesdenkmalamtes und der Städtischen Bau- und Gartenämter. welche sich von den mit handwerklichen Methoden angefertigten Originalen einerseits durch ,»Exaktheit" der Form, andererseits durch absoluten. Mangel jener leicht variierten Farbnuancen ungünstigst unterschieden; noch schlimmer war, daß man bei der Erneuerung der im Chorraum befindlichen, die Fenster mit farbigen Akanthusranken umgebenden glasierten Tonplättchen-Inkrustation den Charakter der Ornamentik ver fälscht hatte, und schließlich hatte man auch die in der Masse durchgefärbte Stuckdekoration der Chorwölbung in will kürlicher Farbgebung übermalt. Die Restaurierung des Mausoleums hatte vor allem zwei schwierige Fragen zu lösen : zunächst handelte es sich um die Herstellung der teils quadratischen, teils Ornamentformen bildenden glasierten Tonplättchen in möglichster Annäherung an die Originale^ — diese Aufgabe konnte mit Hilfe chemischer üntersuchmigen der originalen Glasuren und in einer sorg fältigst an den vor-industriellen handwerklichen Arbeitsvorgang angeglichenen Herstellung® erfüllt werden (Abb. 94—96). Sodann mußte für den spurlos zerstörten unteren Abschluß der Nischenumrahmungen eine formale Lösung gefunden werden, für die es kaum andere Anhaltspunkte gab als den Wunsch nach einer möglichst unauffälligen Formgebung (Abb. 89). Daß die unteren Wandpartien ursprünglich ebenfalls die Azulejos-Verkleidung besaßen, in welcher die Nischenumrah mungen ,,frei schwebend" eingefügt waren, und daß eine umlaufende Steinbank, falls eine solche (heute zwar aus praktischen Gründen erwünscht) ursprünglich überhaupt vorhanden war, keine Rückwand gehabt haben dürfte — dies konnte, ohne daß hiefür positive oder negative Hinweise irgendwelcher Art vorlagen, nur aus allgemeinen Kompo sitionsprinzipien des Manierismus, besonders aus der Ponderation seiner dekorativen Architektur und Plastik, nur vermutungsweise geschlossen werden. ® Vom Salzburger Hafner Hans Kapp um 1600. ® Durch Bildhauer und Keramiker Hans Schaggl, Gleisdorf b. Graz. Th. Hoppe Ahbildungsnnchweis: Landesbildstelle Salzburg: Abb. 89, 91, 92; E. Frodl-Kraft, Wien: Abb. 90; H. Schaggl, Gleisdorf: Abb. 93—96. DIE RESTAURIERUNG DES GURKER HOCHALTARS Zehntausende Menschen besuchen, allsommerlich den Dom zu Gurk, aber keinem dieser Besucher, auch keinem Orts ansässigen, ist aufgefallen, daß der gewaltige frühbarocke Hochaltar in sich zusammenzustürzen drohte. Das in den Jahren 1625—1632 von Michael Hönel aus Lindenholz geschnitzte Kunstwerk mit seinem beinahe 15 Meter hohen, überdimensionierten architektonischen Gerüst und seiner prunkenden Goldfassung wirkte wie für die Ewigkeit ge schaffen. Bezeichnend dafür ist der oft angewandte Vergleich mit einer die Apsis füllenden Felswand. An der aus dem Jahre 1654 stammenden Fassung waren keine auffallenden Schäden zu bemerken, obwohl das Holz von der Rückseiteher an vielen Stellenbis an die Kreide schicht heran von Anobien ausgehöhlt war (Abb. 97, 98). Sicher hätte man die Katastrophe längst erkannt, wenn die Rück seite des Altaraufbaues nicht mit einer von den Anobien verschont gebliebenen Bretterwand (Fichte) verschalt gewesen wäre. Gründe geiiug dafür, daß niemand an eine ernstliche Gefahr für den Altar glauben wollte, als der Denkmalpfleger das Ergebnis einer eingehenden Untersuchung bekanntgab. Selbst das Herumzeigen kleiner vmm Altar abgenommener Proben zerstörten Holzes überzeugte die Wenigsten von der Notwendigkeit einer sofortigen Rettungsaktion. Dazu kam die Scheu vor den kaum abschätzbaren Kosten und den technischen Schwierigkeiten eines derartigen Unternehmens. Es bedurfte stärkerer Beweise, noch größerer, nur melir durch die Fassung zusammengehaltener Holzstücke (Abb. 101), um den erforderlichen Beschluß bei der kirchlichen Behörde durchzusetzen.
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