Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

■ '»a;- ...jä'..; ^■"Ay\|a:.. .'iA - ■ l ii;- IIFf rr*-a f-3 j.j 88. Der Börsensaal nach dem Brand verloren. Um ihn in irgendeiner Weise produktiv werden zu lassen, vermietete ihn die Wiener Börsen kammer nach verschiedenartigen Experimenten im Jahre 1950 an eine ,,Ausstellungs- und VerkaufsGesellschaft", die ihn durch eine Zwischendecke in zwei Geschosse unterteilen ließ und in den so ge wonnenen Räumlichkeiten einen Verkaufsbasar einrichtete (dessen brennbare Güter wesentlich zur Ausweitung des Brandes beigetragen haben). Die Probleme des Wiederaufbaues werden sich zweifellos um die eine Kardinalfrage gruppieren, welche Verwendung der ausgebrannte Börsensaal in Zukunft erhalten bzw. in welcher Weise sein Raum verbaut werden soll. Die Idealforderung der Denkmalpflege geht natürlich auch hier nach Rekonstruktion des ursprünglichen Bestandes, sofern sich eine derartige Rekonstruktion — wie es nach ersten Begutachtungen durchaus den Anschein hat — bautechnisch und künstlerisch bewerkstelligen läßt. Auf jeden Fall muß aber die Erhaltung der äußeren Erscheinung des Bauwerkes gefordert werden. Das 1874—1877 in klassizisierenden Renaissanceformen errichtete Gebäude ist schon als Einzelobjekt und als reifes Spätwerk seines Erbauers durchaus erhaltenswert. Abgesehen aber davon und ungeachtet auch der Minderung seiner inneren Funktion erfüllt es noch eine wichtige städtebauliche Aufgabe, die nicht außer acht gelassen werden darf: sein stattlicher und gut gegliederter Körper beherrscht heute als einziger Monumentalbau den nördlichen Teil des Ringes (der durch den Abbruch des 1882—1885 von Friedrich v. Schmidt erbauten ,,Sühnhauses" und der 1872 von Fränkl erbauten ,,Polizeidirektion" schon viel von seinem ursprünglichen Charakter verloren hat) im Sinne der ursprünglichen städtebaulichen Konzeption. Durch eine äußerliche Veränderung des Börsengebäudes würde die in ihrem Denkmälerbestande ohnehin schon dezimierte Ringstraße ein weiteres ihrer eigen tümlichen Elemente verlieren, und dieses allmähliche Abbröckeln muß unter allen Umständen verhindert werden. Um aber die Börse und damit das Gesicht des Schottenringes zu erhalten, dürfte die Brandruine nicht nach dem Beispiel gewisser Präzedenzfälle erst so lange den Witterungseinflüssen ausgesetzt werden, bis sie so gründlich zerrüttet ist, daß sie abgetragen werden muß; vielmehr sollten die Sicherungs- und Wiederaufbauarbeiten unverzüglich in Angriff genommen werden. Abbildungsnachweis: Bildarchiv der Nationalbibliothek: Abb. 87; Bundesdenkmalamt (Wellek): Abb. 88.

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