Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

ml} ; f I i J -.. Engelhart. Skizze der Kuppel mit "" beiden Lösungen tragen (Abb. 76, 7Sreclit.s). Dabei erwies sich, daß der Anlauf derLisenen an das Kuppelgesimse an den jenigen Stellen besonders ungünstig wirkte, die dem Scheitelpunkt der Gurtbogen am nächsten lagen. Hier fehlte jene Beziehung der versuchten radialen Gliederung der Kuppel zur Struktur der Wand, die den Apsiden wesentlich ist. Die aus der Zeichnung bereits erkannte Schwäche wurde durch einen Versuch am originalen Gewölbe noch stärker erkennbar. Denn der Vertikal schnitt durch die Mittelkuppel zeigt im Verhältnis zum Durchmesser ihres Grundkreises eine sehr geringe Stichhöhe, während die Ge wölbe der Apsiden viertelkreisförmigen Querschnitt aufweisen (Abb. 71). Die versuchte Lisenengliederung des Kuppelgewölbes ließ dieses — im Gegensatz zu den Apsiden — allzu flach und gedrückt erscheinen. Das beschriebene Prinzip zum Mittelpunkt zielender Lisenen wurde zwar wiederholt bei kuppel gewölbten Räumen, insbesondere im französischen Barock, ausgeführt. Die Voraussetzung für ihre überzeugende Wirkung ist jedoch das Herauswachsen der Gurtbogen aus einer vertikalen Zone über dem Kuppelgesimse, einem mehr oder minder hohen Tambour, der im Palais Schwarzenberg fehlt. Hier setzt vielmehr die Kuppelscliale unmittelbar über dem Kuppelgesimse mit segmentförmigem Querschnitt an. Aus dem genannten Versuch war deutlich geworden, daß das Prinzip der malerischen Dekoration, nämlich die über dem Raum schwebende Schale, auch dann beibehalten werden mußte, wenn keine malerischen, sondern plastische Dekorationselemente angewendet wurden. Ein Dekor der Kuppel ohne strukturelle Bedeutung aber konnte vom Hauptgesims gegen den Scheitel aufstrebend oder vom Zenit nach unten ausstrahlend entwickelt werden. — Die Entscheidung fiel im Sinne der letztgenannten Idee, wobei die Dekoration aus goldgerahmten Feldern und Blütenschnüren ohne Berührung mit dem Kranzgesimse angeordnet wurde, um das Schwebende der Decke zu unterstreichen. Die ausgeführte und nunmehr fertiggestellte Arbeit ist in Abb. 77 und 78 links festgehalten^. Die Felder erhielten innerhalb der Rahmungen eine zartgraue Tönung, ebenso die Zwickelfüllungen der apsidialen Gewölbe. — Dadurch wurde eine Zusammenstimmung mit den Pendentifs erreicht®. Obwohl die vom Verfasser vorgeschlagene und ausgeführte Lösung seiner Meinung nach der künst lerischen Haltung des Raumes entspricht, kann doch kein Zweifel darüber bestehen, daß die Krönung und Vollendung der Raumwirkung nur mit farbiger Behandlung des Kuppelgewölbes zu erreichen wäre. Möge ein dem genialen Baumeister ebenbürtiges malerisches Talent erstehen, das dieser Aufgabe ge recht zu werden vermag! 2 Die noch bestehende Einrüstung des Kuppelsaales hat bisher eine photographische Erfassung des Raumbildes mit der neuen Kuppellösung nicht ermöglicht. ® Die Wiederherstellungsarbeiten wurden vom BDA (Staatskonservator Dr. Waltraud Blauensteiner und Staatskonservatoi' Dr. Josef Zykan) geleitet. Abbildungsnachweis: E. Frodl-Kraft: Abb. 70, 75; Bildarchiv der Nationalbibliothek: Abb. 72; Landesbildstelle für Wien und Niederösterreich: Abb. 73; Bundesdenkmalamt: Abb. 74.

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