Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

'^'Kjw-^'MIiT^ w*•- p iwa« !r-.-J ' *fcft' 76. M. Engelhart, Skizze des Kuppelsaales, verworfene Kuppellösung 77. M. Engelhart, Skizze des Kuppelsaales, ausgeführte Kuppellösung Auf Grund der vorliegenden Erfahrungen mußte auch die freie Kopie von Künstlerhand, die durchaus denkbare Möglichkeit, mit nachschaffenden malerischen Mitteln den erstrebten ursprünglichen Raum eindruck zu erzielen, abgelehnt werden. Es blieb die Erwägung, ob die Ausführung neuer Deckenmalereien einem modern empfindenden Künstler, bewußt gelöst von traditioneller Bindung, anvertraut werden solle. — M^as war das Charakteristikum der barocken Gestaltung ? Das unerhört bewegte dramatische Geschehen im Himmel über dem Raum, die ins Dunkel stürzenden und ins Licht steigenden Figurengruppen, die aus Erfahrung und rei chem Können angewandten Gesetze der Luft- und Linearperspektive.—All das aber sind künstlerische Ziele, die weit entfernt liegen von denen der heutigen Malerei. — Das Abstrakte, Plächenhafte, bewußt nebeneinander Gestellte oder sich Überlagernde von Farben und Formen entspricht der Malerei unserer Zeit; das Illusionistische eines vielschichtigen und tief geöffneten Raumes scheint ihr in großem Maße zu widerstreben. Die malerische Ausschmückung eines so bedeutenden Architekturwerkes, wie es der Kuppelsaal des Palais Schwarzenberg ist, durfte aber keinesfalls Gegenstand eines in seinem Gelingen zweifelhaften Experiments sein. Eine andere Möglichkeit der Rekonstruktion wäre die oben angeführte sachliche Wiederherstellung der Gewölbeformen unter Verzicht auf jede Flächendekoration gewesen. Diese theoretisch einwandfreie, künstlerisch jedoch unbefriedigende und nüchterne Lösung wäre dem festlichen Charakter des Raumes keineswegs gerecht geworden und war deshalb abzulehnen. Aus den oben dargelegten Erwägungen ergab sich zwangsläufig der Versuch einer neuen Gestaltung der Kuppel unter Verzicht auf malerische Dekoration. Es war naheliegend, an Lösungen zu denken, die den Gestaltungsprinzipien gewölbter Zentralräume des 18. Jahrhunderts im allgemeinen entsprechen. — Bei einer so eigenwilligen Raumschöpfung, wie sie der Kuppelsaal dieses Gartenpalastes darstellt, war natürlich nicht an eine ,,wortgetreue" Übernahme von Dekorationsformen anderer Kuppelräume zu deiiken. Es mußte vielmehr versucht werden, aus den Gliederungselementen des Raumes ein folgerichtiges Dekorationssystem für die Kuppel zu entwickeln. Die ersten Studien galten dem Versuch, die Gliederung der Apsiden auf die Mittelkuppel zu über-

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