Die Ornithologen G. Haslinger und A. Zimmermann schreiben zur Vogelwelt des Hintergebirges: „Durch den Kraftwerksbau würden Haselhuhn, Zwergschnäpper und Spechte ßiotopverluste erleiden, ebenso würden Nahrungsbiotope von Graureiher und Schwarzstorch verlorengehen. Weiters würden die Brutund Nahrungsbiotope von Eisvogel (der ganz zu Unrecht fur die Kraftwerkswerbung mißbraucht wurde), Gebirgsstelze und Wasseramsel zerAbb . 12: Dem Schwarzspecht (Männchen) kommt a ls Großhöhlenbauer eine besondere Bedeutung für die Brutmögli chke iten einer Reihe wei terer Tierarten zu. Er zä hlt zu den 82 Voge larten einer ornithologischen Bestandsa ufnahme. Neben den Spechten würden auch Haselhuhn und Zwe rgschnäpper une rse tzliche Bio topve rlus te erl eiden. Foto: Zmölni g Abb. 13 : Buchenreiche r Wa ld , Biotop des Schwarzspechtes. Foto: K. Zukrigl 6 stört werden. Durch die Überstauung von Brutwänden würde außerdem der Mauerläufer bedroht werden." Abb. 14: Der Schwarzstorch zählt zu den ornithologischen Kos tbarkeiten des Gebietes. Er würde, ebenso wie der Graureiher und Eisvogel , se ine Nahrungsbiotope ver li eren. Alle drei angeführten Arten stehen auf de r „ Roten Li ste" der vom Aussterben bedrohten Tierarten . Foto: H. Pum Weiters muß befürchtet werden, daß die verbleibenden Bachstrecken unterhalb der Stauseen durch zu geringe Restwassermengen und infolge des kalten und nährstoffarmen Tiefenwassers zu veralgten Bachleichen degradieren, wenn die Selbstreinigung durch Hochwässer ausfällt. Muß schon in Regeljahren bezweifelt werden, ob die Stauseen voll werden, so wird das Stauziel in trockenen Jahren sicher nicht erreicht. Aus ,,Sachzwang" wird dann die Restwassermenge weiter reduziert, der Bach wird zu einem stinkenden Schotterbett mit einzelnen brackigen Tümpeln, in denen höchstens noch Mückenlarven existieren können. Die gezeigten Bilder sollen nur einen kleinen Einblick in die Tierwelt des Hintergebirges vermitteln. Die ganze Vielfalt kann nur der kennenlernen, der sich mit Liebe und Ausdauer ans Beobachten macht ; was sich im Hintergebirge auf sehr angenehme Weise mit dem Erlebnis von Sonne, Wind und klarem, kaltem Wasser in vielen tiefen Tümpeln verbinden läßt. Wir wünschen uns von ganzem Herzen, daß immer mehr Menschen es lernen, die Schönheit und den Wert auch des kleinsten Tieres, der unscheinbarsten Pflanze zu erkennen und diesen als Teil der (noch immer) so reichen Schöpfung das Lebensrecht zu sichern, auch wenn das von uns eine Selbstbeschränkung erfordert. STECKBRIEF Reichraminger Hintergebirge • Größtes geschlossenes, unbesiedeltes Waldgebiet der nördlichen Kalkalpen ( 180 Quadratkilometer) . • Eines der letzten großen Bachsysteme Mitteleuropas, das von den Quellen bis zur Mündung Trinkwasserqualitä t aufweist. • Die letzte großflächige ökologische Ruhezone Österreichs, die nahezu alle dringend schützenswerten Naturraumpotentiale aufweist, die sonst nur mehr isoliert a uftreten: tiefeingeschnittene Schluchten, Klammen, Wasserfälle, natürliche freifließende Bachläufe mit abwechslungsreichen Ufern , Erlen- und Weidenbrüchen, Auwäldern usw., Moore, naturnahe bis urwaldähnlich e Waldzonen, weiträumige Almflächen ... Abb. 15 : Die „Große Klause" (siehe Titelbild und Text S. 2). Foto: w.· Heitzmann • Rückzugsgebiet für viele seltene und auf den „Roten Listen" stehende Tier- und Pflanzenarten - wie z. B. Uhu , Schwarzstorch, Steinadler, Eisvogel, Haselhuhn. Zwergschnäpper, zahlreiche Amphibien- und Reptilienarten . .. • Letztes großräumiges Rückzugsgebiet für naturhungrige Erholungssuchende, besonders aus dem oberösterreichischen Ballungsraum. • Daher Zielpunkt jahrelanger grotesk anmutender Grabenkämpfe zwischen Umweltschützern und verschiedenen Industrielobbies. • Gerade in Zeiten, in denen der Schutz vereinzelter, abgegrenzter Biotope unweigerlich an seine Grenzen stößt, muß der in seiner Vielfalt und Einzigartigkeit bestechende Naturund Erholungsraum des Hintergebirges in seiner Gesamtheit erhalten bleiben! ÖKO·L 9 / 4 (1987)
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