Bachfauna zu erfolgen und nicht durch eine subjektive Beurteilung, die im günstigsten Fall durch einen Naturfreund nach den jeweils gerade geltenden Schönheitskriterien oder der gä ngigen Lehrmeinung, im ungünstigsten Fall durch den Inhaber einer Baufirma nach der Erwartung von Aufträgen erfolgen kann . Die objektive Beurteilung setzt eine Kenntnis der Arten voraus. Es sei nicht verschwiegen, daß dies ein heikler Punkt ist. Im Zuge einer mißverstandenen Erziehungspolitik ist die Tiersys tematik an Schulen aller Art inklusive Universitäten in den letzten Jahrzehnten stark zurückgedrängt worden, so daß viele Leute , die sich beruflich mit der belebten Natur beschäftigen (müssen) , Ökologen bei Behörden beispielsweise, keine Arten mehr kennen (was noch nicht so schlimm wäre) und nicht einmal verstehen, wozu man Arten kennen müsse. Ergebnis dieser Entwicklung ist die Produktion von großen Mengen nicht reprodu zierba rer „wissenschaftlicher" Ergebnisse und Gutachten, die als Entscheidungsgrundlagen für behördliche Maßnahmen verwendet werden. Und das kommt gewissen Tendenzen sehr entgegen, daß man an objektiven Unterlagen gar nicht mehr interess iert ist, weil sie nur den bürokratischen Ablauf der Dinge stören. ,, Informa tions"material in Mehrfarbendruck, von interess ierten Verbänden und Firmen finan ziert, in reicher Menge angeboten und sogar in Schulen zum Unterricht zugelassen, ist von zweifelhaftem Wert, auch wenn in den Einleitungskapiteln noch so schöne und beherzigenswerte ökologische Forderungen erhoben werden . Für die Fließwasserverbauung ist derzeit viel zu viel öffentliches Geld da. Angesichts der immer mehr wachsenden Finanzierungslükken bei den verschiedenen öffentlichen Aufgaben wäre es höchst naheliegend, hier kräftig den Rotstift anzusetzen. Dieser Geldüberschuß ist der Hauptgrund dafür, warum die Bach- und Flußzerstörung in den letzten Jahren so sehr zugenommen hat. Allein der Bund hat einen Finanzierungsrahmen von 70 Milliarden Schilling für die „Sanierung" der Flüsse beschlossen . Da sind zwar auch die dringend notwendigen Kl äranlagen dabei , aber ein erheblicher Teil dieses Geldes wird in Wirklichkeit für die systematische DemoÖKO· L 9/4 ( 1987) lierung der Fließgewässer ausgegeben. Mit allem Nachdruck muß daher folgende Forderung erhoben werden: 1. Bei jedem Wasse rbau-Vorhaben ist schon im frühesten Planungsstadium (und nicht erst, wenn schon die Bagger anrücken) Kontakt mit einem fachlich ausgewiesenen Fließwasser-Biologen aufzunehmen (ein Fischerei-Sachverständiger genügt nicht!) und mit ihm gemeinsam die Planung auszuarbeiten. 2. Die Förderungsmittel dürfen erst dann ausgezahlt werden, wenn nachgewiesen wird , daß dieser Spezialist das Projekt gebilligt hat und es nach diesem Plan ausgeführt wird. Literatur: ADLMANNSEDER , A., 1983: Köcherfliegenlarven - Baumeister unter Wasse r. ÖKO·L 5(3): 11 - 15. BöTTGER , K., 1986: Zur Beurteilung der Fließgewässer a us der Sicht der Biologie und des Naturschutzes. Landschaft und Stadt (Stuttgart) 18(2) : 77-82. JuNGWIRTH, M. u. H. Winkl er, 1983 : Die Bedeutung der Flußbettstruktur für Fischgemeinschaften. Öst. Wasserwirtschaft 35: 229- 234. MALI CKY, H. , 1973 : Trichoptera (Köcherfliegen) , in: H andbuch der Zoologie (Berlin) 4(2) 2 / 29: 1- 114. MALICKY, H. , 1981 : Der lndikatorwe rt von Köcherfli egen (Trichoptera) in großen F lüssen. Mitt.dtsch. Ges. allg. ang. Ent. 3: 135 - 137. MALI CKY, H ., 1983: Atlas der europäischen Köcherfliegen. Dr. W. Junk publishers (The Hague, Boston, London): X + 298 pp. MALI CKY, H. , 1985: Biologische G rundlagen der Selbstreinigungskraft von Fließgewässern. In: A. HACKL u. K. Wedl (Hrsg.): Umweltgerechte Abwasserreini gung durch Pflanzenkläranlagen. Ber. Dok. Akad. 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Diese Entwi ck lung, die dt.rch die Diskussion um das Waldsterben ins ö ffentliche Bewußtsein gelangte , erfo rdert rasche, wirkungsvolle Gegenmaßnahmen. Dabei hilft das soeben vorliegende T aschenbuch aus der Reihe „BLV Umweltwissen" . Es macht die Zusammenhänge zwisclien Fahrverha lten und Schadstoffe rzeugung bewußt , befaßt sich mit unte rschi ed li chen Benzinsparmaßnahmen, diskutiert die Vor- und Nachteile eines umfassenden Tempolimits und erläute rt die neuesten Abgasvorschriften auf EG-Ebene . Der Praxisteil behandelt - ers tma ls deta illiert, umfasse nd und leicht ve rs tändli ch - a lle Aspekte der Katal ysa tortechnik. Fragen nach Wirkungswe ise , Problema tik und Kosten der Ka t-Technologie sowie Mögli chkeiten der Umrüstung von Altwagen we rden präzise bea ntwo rte t. Dem Leser wird ei ne F üll e von Argumentations- und Lebenshilfe geboten : Wi e man die Argumente der T empo limit- und Ka - ta lysa torgegne r entkräftet, wie ma n wirkli ch umwe ltfreundli ch Auto fä hrt , welches Ka ta lysa torauto man am besten kaufen so ll. Auch auf die Vorzüge von Autos mit Diese lmoto ren und Flüssiggasantri eb wi rd detailliert ein gega nge n. Ausführlich behandelt we rden darüber hina us Themenkreise wie Lärmschutz, Altö lbeseitigung und Recycling. (Ve rl ags -Info) J osef NoEK E, Annemarie ROLF: Maßnahmen zur Lärmsanierung und Lärmvorsorge auf wohnnahen Freizeitanlagen. 102 Seiten , za hlreiche SW-Abbildungen, Fo rmat DIN A4, kartoniert , Preis : S 210.- ; Dortmund: Verkehrs- und Wirtschaftsve rl ag Bo rgmann , 1986 (INFUReihe , Heft 17). Das Problem der Lärmemiss ion von Freize itan lagen ist zu nehmend ins öffentliche Interesse gerück t. Im Kreuzfeue r de r Diskussio n steht vor a ll em di e aktuelle Rechtsprechung, die mit verschi edenen Urteil en nach Klagen vo n Sportanlagenanwohn ern die N utzu ng von F reizeitstä tten stark e insch ränkte oder untersagte. Di e Studie ze igt Lösungsstrategien , die Konflikte zw ischen Nutzern und Anwohnern von Fre ize ita nlagen ve rmeiden oder a usrä umen helfen. Vor der Reali sierung von aufwend igen kostenintensiven technischen Schallschutzmaßnahmen werden aufklärende und erziehe ri sche Lösungen vorgeschlagen. (Verlags-Info) 29
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