stet wird , denn sonst kommen die kleinen Fresser nicht mit der Arbeit nach, und alles endet bei Fäulnis. Man macht sich oft kein rechtes Bild davon, wie wirksam das Ganze ist. Eine zufällige Beobachtung kann einem das schlagartig klarwerden lassen. In einem winzigen Bächlein, das seit vielen Jahren unter dauernder Beobachtung stand und dessen „internen Vorgänge" recht gut bekannt waren, kam es eines Tages zum üppigen Wuchern von Fadenalgen (Abb. 12). Was war geschehen? Hatte jemand Dünger eingelassen, war eine Kläranlage undicht geworden? Nichts von alldem. Waldarbeiter hatten weiter oben im Bach einen Insektengiftbehälter ausgewaschen und damit schlagartig alle Insekten im Bach ausgerottet. Es fehlten also eine Zeitlang, bis sich die Besiedlung wieder einstellte, die Algenfresser. So merkte man erst, wieviel von den üppig wuchernden grünen Zotten die unscheinbaren Tierchen unbemerkt dauernd wegfressen. Zerstörung durch Wasserbau In den letzten Jahren ist in zunehmendem Maße eine andere Bedrohung unserer Fließgewässer in den Vordergrund getreten : der sogenannte Schutzwasserbau. Ufersicherung durch technische Bauten gibt es seit langem, und auch die häßlichen Kanalisierungen von Flüssen ist keine Errungenschaft der letzten Zeit. Geändert hat sich nur das Tempo und das Ausmaß der Verbauungen, und neu ist vor allem der fast ausschließliche Einsatz von Baumaschinen anstelle von Handarbeit. Die negativen Folgen der rücksichtslosen Kanalisierungen sind bekannt oder sollten es eigentlich sein. Die allgemein übliche Art des technischen Verhaus ist auf den möglichst raschen und ungehinderten Abfluß von Hochwasser ausgerichtet. Daß dabei der normale Abfluß ebenfalls beschleunigt wird, hat zur Folge, daß im Oberlauf Wassermangel eintritt. Bergbauern klagen zunehmend über Wassermangel (zu dem allerdings auch die hemmungslosen Trockenlegungen, ,,Meliorierungen", aller feuchten Wiesen wesentlich beitragen) , so daß die Feuerwehren mehr und mehr zu Wasserversorgungsunternehmen werden . So berichtet die Freiwillige Feuerwehr Purgstall aus dem Jahre 1986 über 6 Brandeinsätze, 117 technische Einsätze (d. h. Bergen von Autos usw.), und 258 ÖKO·L 914 (1987) Abb. 13 Abb. 14 _Abb. 15 Wasserversorgungen. . . Dafür aber bekommen die Unterlieger die rasch ablaufenden Wassermassen zu spüren . Die Häufigkeit schwerer Hochwässer nimmt immer mehr zu, wie z. B. die Tiroler Hochwasserkatastrophe vom August 1985 bewiesen hat, bei der ein Gebäude, das 500 Jahre lang trockenstand, in Minutenschnelle tief unter Wasser gesetzt wurde. Der Wert eines Fließwasser-Lebensraums liegt in der Mannigfaltigkeit der Bodenstrukturen, des Nahrungsangebotes, der Differenzen der Fließgeschwindigkeit auf kleinem Raum usw. Je mannigfaltiger das Angebot ist, desto mehr Möglichkeiten sind geboten, und desto mehr Arten haben eine Lebenschance. Ein naturbelassener Bach oder Fluß mäandriert immer, d. h. er verläuft, von oben betrachtet, in einer Wellenlinie ; der Bachboden ist nicht gleichmäßig eben, sondern er weist große Tiefenunterschiede auf. Das Sediment ist in gewissem Ausmaß beweglich, was eine regelmäßige Durchströmung der Lückenräume gewährleistet. Das Ufer ist abwechslungsreich gegliedert und weist einen dem entsprechenden Bachtyp entsprechenden Uferbewuchs an Sträuchern und Bäumen auf, deren Wurzeln das Ufer festhalten und vor Erosion schützen, womit sie sogar Besiedlungsräurrie für solche Bachtiere schaffen, die eine Wasserströmung meiden - was paradox klingen mag, aber Tatsache ist. Bei der Verbauung, und zwar auch dann, wenn der modische Ausdruck „naturnaher Wasserbau" verwendet wird - das klingt in der Öffentlichkeit besser-, wird der Lauf begradigt oder in geometrische Kurven gelegt , die Ufergehölze werden entfernt und ihre standortmäßige Regeneration wird unterbunden, das Ufer wird einheitlich mit großen Blöcken verpflastert, wobei beim „naturnahen" Wasserbau, im Gegensatz zur- harten Verbauung, die Fugen nicht mit Beton ausgefüllt werden. Die Sohle wird durch verschiedene Maßnahmen stabilisiert, so daß früher oder später die Lückenräume mit angeschwemmtem Feinmaterial verstopft Abb. 13 - 15: Die Melk bei Oberndorf unmittelbar nach ihrer Yerbauung ( 13) und der Zustand einige Jahre spä ter ( 14). Eine Erholung des Flusses und seiner lebenden Strukturen im La ufe der Zeit ist nicht mehr möglich. Das Bild 15 zeigt eine Stelle des unverba uten , natürlichen Melkflusses . 27
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