Oberösterreichische Weistümer

IV. Polizeiordnung (1587) 389 IV. Polizeiordnunq. 1587. A: — Hs. B des Textes I (vorliegender Text auf fol. 503'—508'). B:= Hs. B des Textes 11 (vorliegender Text auf fol. 570"—574"). Articl, so zu erhaltung gueter pollicei, pflanzung zucht und erbarkait bei 5 jezigen zelten durch die landgerichtsobrigkaiten fierzunemben die groß notturft erfordert. [1.] In pupill- und gerhabschaftsachen: Ob auch ain oder des andern pflegkind ohne ihren eitern, gerhaber oder befreunten vorwissen sich verehe lichen oder sonsten ungebührlich und leichtfertig verhalten wurden,das sollen lo die gerhaber der obrigkait anzaigen, ehe das verpröchen oder andere vergleichung nitfiergeen noch zulassen;da aberhierwidergehandlet, sollen die eitern und die gerhaber sowolil alß ihre pflegkinder unverschont gestrafft werden. [2.] Und wiewohl ain zeit her ein böse Unordnung entstanden, daß, wann ain persohn — es seie mann oder weib, verwaiste kinder oder ehe- 15 halten —,die etwas haben, abgeleibt, die persohn,so mitzum grab gegangen, in die tafernen gefiert und, wie in den Inventuren und raitungen fierkumbt, oftmahls ain groß geld vertrunken worden, welches allein wittib und waisen, auch ire gelter, denen si schuldig, entgelten müessen. Weil aber soliches christlicher und brüederlicher lieb allerdings zuwider, so ist der obrigkait 20 befehl und mainung, diese ärgerliche Unordnung hinfüran abzustellen und genzlich zu enthalten; doch werden alle christlichen menschen hiemit Ver mont, daß si iren negsten den lezten dienst nit weniger erzaigen und im zu grab belaiten helfen, dan waß ainer im selbst wolte getan haben, das soll er sich vor allen dingen am ersten seinen negsten zu erwaisen befleißen. 25 [3.] Voigt weiters vom zuesagen und versprochen der ledigen, dann der beheiraten inholden und herberger^); Kainen ledigen knecht oder unbeheüraten tagwercher — si sein under der obrigkait geboren oder nit — sol under der herrschaft Schärnstain on ordentliche und verdingte dienst weder bei iren eitern, befreunten noch sonst in den winkln aufzuhalten oder 30 einzuschlaipfen gestat noch zuegesehen werden, er sei dann ein sohcher handwercher als ain zimmerman oder maurer, die ir ordentliche maister haben und durchs jar allain irem handwerch nachgeen, doch sollen dieselben handwerchsknecht der herrschaft in alweeg zuegesagt, angevogt und nit iren haußherrn verporgt sein. Welcher underthan aber ain soliche personen 35 unzuegesagt aufholt, und beschähe durch dieselb mit rummoren,frävel und muetwillen nachtl und schaden, den soll der, darbei er sich nur drei tag auf gehalten, an seiner stat aufstehen und verantworten und von wegen des auf gehalten oder underschlaipfen von der obrigkait nit weniger gestrafft werden. [4.] Weliche underthanen auch söhn, töchter oder andere befreunt 40 personnen bei innen haben, die dem tagwerchen nachgeen und sich in den winkln aufhalten, den andern armen tagwerchern, die weib und kinder haben und sich allein mit irer hant arbeit ernern müessen, das prot vom maul ab schneiden wolten, obgleich under derselben zuvor aine beheurat gewest, so soll doch kain dergleichen ledige person, auch kain natterin one der obrig- 45 kait willen beherbert und tagwerchen gestatt werden, es sei dann, {daß\ ')A vermerkt am Rande: ist allzeit nachzulesen

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2