Oberösterreichische Exulanten des 17. Jahrhunderts

An 40.000 evangelische Bauern haben für ihren Glauben ihr Leben hingegeben. Die Uebriggebliebenen hielten zu einem großen Teil die Treue. Der Tatbeweis ist die große Auswanderungsbewegung, die um die Mitte des 17. Jahrhunderts in Oberösterreich ihren Höhepunkt erreichte. Es mag sein, daß auch schon im 16. Jahrhundert Auswanderungen stattgefunden haben. Vereinzelte Nach¬ richten sind auf uns gekommen. 1540 trat ein Kaplan, Johann Mittenhuber aus Watzenkirchen (Waizen¬ kirchen) im Land ob der Enns, ins kirchliche Amt in Gunzenhausen in Mittelfranken; wie wir wissen, wirkte in Waizenkirchen der edle oberösterreichische Mär¬ tyrer Leonhard Kaiser, unweit Waizenkirchen Michael Stiefel, der erste uns bekannte oberösterreichische evange¬ lische Prediger, beide Luthers Freunde. Es kann leicht sein, daß Kaplan Mittenhuber ein Schüler eines der bei¬ den oder beider gewesen ist. 1565 heiratete Wolf Lumpff von Feckelmarkt (Vöcklamarkt) eine Gunzenhauserin und wurde dortselbst ansässig. Sein Sohn, Richard Lumpf ist 1591 als Kantor der Gunzenhauser Latein¬ schule bezeugt. Wolfs Bruder Leonhard machte sich 1573 ebenfalls in Gunzenhausen ansässig. 1585 heiratete Karl Schadtmeier, Sohn des Michael Schadtmeier von Steyr in Gunzenhausen. Mit dem Jahre 1620 beginnt ein beständiger Abfluß von Oberösterreichern nach Bayern. Besonders mächtig ist er in den Monaten nach dem Zusammenbruch der evangelischen Freiheitsbewegung im Herbste 1626, er¬ 00 neuert sich wieder, nachdem Gustav Adolfs Tod 1632 und der Westfälische Friede 1648 die letzte Hoffnung auf Glaubensfreiheit genommen hatten, und versiegt all¬ mählich um 1680. Einzelne Oberösterreicher kamen bis nach Norddeutschland (Feldmarschall Derfflin¬ ger von Neuhofen im Kremstal); nicht wenige nach Württemberg; so wurde z. B. Schützingen, Ober¬ amt Maulbronn, wo im 30jährigen Krieg von 100 Bür¬ gern nur einer übrig geblieben war, um 1650 mit ober¬ österreichischen Evangelischen bevölkert. Doch die Haupt¬ masse der Oberösterreicher wandte sich dem nahen evan¬ gelischen Mittelfranken zu. Pfarrer lic. Klauß hat in mühevoller Arbeit die Kirchenbücher von Pappenheim, Schwabach, Ansbach, Gunzenhausen und der zahlreichen Dörfer der Umgebung durchforscht; die Blätter für Frän¬ kische Familienkunde haben mehrere Artikel über oberöster¬ reichische Exulanten gebracht, der unvergessene, unermüd¬ liche Erforscher unserer oberösterreichischen Heimatgeschichte, Sup. Dr. Koch in Gmunden, 91 Jahre alt 1928 ge¬ storben, hat aus den Regensburger Archiven lange Listen

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