wo seine Bürger um des Wortes Gottes willen teils das Leben, teils Haus und Heimat ließen, hat uns für die ernste Gegenwart viel zu sagen: 1. Das Evangelium ist dem Herzen des Oesterreichers nicht wesensfremd, sondern hat gerade im Herzen des Landlers die tiefsten Wurzeln geschlagen und die edelsten Früchte der Glaubenstreue und Opferwilligkeit gebracht. 2. Die „Schicksalsgemein¬ schaft“ mit dem deutschen Stammvolk jenseits der Gren¬ zen, von der kürzlich einer unserer führenden Staatsmän¬ ner in Deutschösterreich sprach, besteht tatsächlich für die Gegenwart, wie für die Vergangenheit. Es ist dasselbe Blut diesseits und jenseits des Inn. Nicht nur, seitdem vor 1300 Jahren die Bajuvaren von Böhmen her in Oberösterreich und dann in Bayern sich ansiedelten, son¬ dern erneut seit den Jahren des großen oberösterrei¬ chischen Leides im 17. Jahrhundert. Zahllose mittel¬ fränkische Dörfer bestehen zum größeren Teile aus deutsch¬ österreichischen Exulantenfamilien. 3. Im tiefsten Grunde war es die Politik Roms, die eine beschränkte Regierung zu einem Vorgehen trieb, das wohl dem römischen Macht¬ streben nützlich war, aber das deutschösterreichische Volk und Land aufs schwerste schädigte. Seine besten und treuesten Bürger trieb die romhörige Wiener Regierung aus dem Land. Ich habe die vorstehende Skizze einen „Versuch“ ge¬ nannt. Die Erforschung der österreichischen Erulantenge¬ schichte steckt noch in den Anfängen. Arbeitslosen Akade¬ mikern könnte hier mit staatlicher Hilfe eine wertvolle Beschäftigung geboten werden, die den Zusammenhang mit der Heimat und die Liebe zur Scholle der Väter vertieft. In Bayern ist man dabei mit gutem Beispiel vorangegangen, wie mir einer der Bahnbrecher auf dem Gebiete der Exulantenforschung, Dr. Gröschel, Weißen¬ burg in Mittelfranken, mitteilte. Es gälte vor allem Namenregister für die zahlreichen Kirchenbücher aus dem 17. Jahrhundert anzufertigen. Mein Wunsch wäre, daß recht viele Oberösterreicher durch die kurze Skizze ange¬ regt würden, sich aufs neue mit der großen Vergangen¬ heit unseres Heimatlandes und mit der Geschichte ihrer Familien zu beschäftigen. Die edelste Frucht aller Ge¬ schichtsforschung aber sei die Treue gegen unser von Gott dem Herrn oft schwer geprüftes, aber doch zugleich reich gesegnetes deutsches Volk. * 31
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