Oberösterreichische Exulanten des 17. Jahrhunderts

ling, Pfarre Ungenach, heiratete am 21. 1. 1670 in Bieswang. Hans Höfel, Sohn des Bauern Jörg Höfel aus der Weyregger Pfarr an dem Nadersee, begegnet 1669 in Eyb, der Taglöhner Christoph Praun, Sohn des verstorbenen Michael Praun, 1676 in Tuchenbach bei Veitsbronn, Peter Aicher von Weyregg 1682 in Ebermergen bei Oettingen. Auffallend ist, daß die Orte des inneren Salzkammergutes fast gar nicht vertreten sind. Ihre große Leidenszeit begann erst im 18. Jahrhundert, wo viele Hunderte von ihnen nach Siebenbürgen aus¬ wanderten. Es waren nicht die schlechtesten Bewohner, die ihre Heimat verließen. Schon rein physisch nicht: wir lesen von Exulanten, die ein hohes Alter erreichten. 1660 starb im Pfarrhaus zu Flachslanden bei Ansbach Georg Aigner, ein armer, alter Weber aus dem Länd¬ lein ob der Enns, „unser Hausgenoß allhier, 99 Jahr alt“. 1669 in Lehrberg bei Ansbach Abraham Sossen¬ stetter, Inwohner, aus dem Landl gebürtig, ebenfalls 99 Jahre alt. Von Simon Legler erfahren wir im Ster¬ bebuch von Altenmuhr bei Gunzenhausen, daß er 1643 im sechsten Jahre aus Oesterreich vertrieben wurde, in dop¬ pelter Ehe 14 Kinder, 39 Enkel, 9 Urenkel bekam und 94jährig starb. Noch größeren Verlust bedeuteten die Exulanten für das geistige und geistliche Leben unserer Heimat. Es waren doch eben die treuesten, frömmsten, aufrechtesten Naturen, die sich dem unheilvollen Gewis¬ senszwange nicht beugten, sondern auswanderten. Oft reden die bayerischen Kirchenbücher von den „Gottseli¬ gen“, „Gottesfürchtigen“. Von Rosina Nebmarin, die 43 Jahre alt, in Windsfeld starb, heißt es: „Sie war eine Zufluchtsstätte der Frömmigkeit und Tugend.“ Von Matthias Nebmar aus dem Land ob der Enns gebürtig, sagt die Windsfelder Sterbematrik: „War ein Mensch voller Religion, der nicht nur von Jugend auf das Wort Gottes geliebt und um desselben willen auch Ver¬ folgung gelitten, sondern auch, nachdem er in die fünfein¬ halb Jahr bettlägerig gewesen, in höchster Geduld, kei¬ nes Zeitlichen im geringsten sich mehr annehmend, zu ganzen, ja gedoppelten Stunden, so Nachts als Tags, bis an sein seliges Ende mit inbrünstigem Gebet und Prü¬ fung seines Lebens angehalten.“ Er starb 89 Jahre alt. Wohl an 1000 Namen sind an uns vorübergezogen, nur ein kleiner Teil der evangelischen Exulanten aus dem Landl. Gegen 20.000 Namen ausgewanderter Oester¬ reicher sind allein in Mittelfranken festgestellt worden; bei der überwiegenden Zahl ist der Heimatort unbe¬ kannt. Ungezählte Namen sind verschollen, weil viele bay¬ erische Kirchenbücher durch Krieg und Brand vernichtet wurden. Die Erinnerung an Oberösterreichs größte Zeit,

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