Oberösterreichische Exulanten des 17. Jahrhunderts

Oberösterreichische Exulanten des 17. Jahrhunderts Ein heimalgeschichtlicher Versuch Von Gerhard Fischer Pfarrer in Thening bei Lin Der Reinertrag dieser Schrift kommt dem evangel. Kindergarten in Thening zugute Selbstverlag des Verfassers

Als im 16. Jahrhundert das biblische Evangelium in Oberösterreich eindrang, fand es einen wohlzugerich¬ teten Boden. Durch Jahrhunderte hatten die Waldenser, diese demütigen, tatkräftigen, opferbereiten Bibelchristen des Mittelalters, einen großen Teil der oberösterreichi¬ schen Bevölkerung zur Freude an Gottes Wort, zu innerer Selbständigkeit gegenüber der Kirche zu führen gewußt. Nun ward den Ländlern mit Luthers neuem Testament das Verständnis für Gottes freie Gnade, für die herrliche Freiheit der Gotteskindschaft geschenkt. Ein gewaltiger Frühlingssturm ging durchs Landl und erfaßte alle Stände ohne Ausnahme: Die Bauern und Handwerker in den Dörfern und Einzelhöfen vom Inn bis zur Enns und hinauf ins nördliche Mühlviertel; die Bürger in den Märkten und Städten, die Bergknappen und Holzknechte des Salzkammergutes, die Herren und Ritter auf den zahlreichen Burgen und Schlössern, die Priester in den Pfarrhöfen und die Mönche im Kloster. Jede Bewe¬ gung, die die Masse des Volkes ergreift, zeitigt uner¬ freuliche Nebenerscheinungen. Sie fehlen auch in der Reformationsgeschichte des Landls nicht. Daß die Land¬ ler jedoch das Evangelium nicht aus wirtschaftlichen Gründen, sondern aus tiefster Ueberzeugung angenom¬ men hatten, bewiesen sie nicht nur in der großzügigen Fürsorge für das evangelische Schulwesen, sondern vor allem in dem standhaften Festhalten am Evangelium und im mannhaften Kampf um Glaubens= und Ge¬ wissensfreiheit. Im Feldlied der evangelischen Bauern vom Jahre 1626 heißt es: „Und ob es gleich gar käm dazu, Herr Christ, daß wir jetzt alle Müßten sterben in der Unruh, wird doch Dein Ruhm erschallen Bei unserm Weib und Kinderlein, die dazu auferzogen sein Von Deinem Wort nicht zu lassen.“

An 40.000 evangelische Bauern haben für ihren Glauben ihr Leben hingegeben. Die Uebriggebliebenen hielten zu einem großen Teil die Treue. Der Tatbeweis ist die große Auswanderungsbewegung, die um die Mitte des 17. Jahrhunderts in Oberösterreich ihren Höhepunkt erreichte. Es mag sein, daß auch schon im 16. Jahrhundert Auswanderungen stattgefunden haben. Vereinzelte Nach¬ richten sind auf uns gekommen. 1540 trat ein Kaplan, Johann Mittenhuber aus Watzenkirchen (Waizen¬ kirchen) im Land ob der Enns, ins kirchliche Amt in Gunzenhausen in Mittelfranken; wie wir wissen, wirkte in Waizenkirchen der edle oberösterreichische Mär¬ tyrer Leonhard Kaiser, unweit Waizenkirchen Michael Stiefel, der erste uns bekannte oberösterreichische evange¬ lische Prediger, beide Luthers Freunde. Es kann leicht sein, daß Kaplan Mittenhuber ein Schüler eines der bei¬ den oder beider gewesen ist. 1565 heiratete Wolf Lumpff von Feckelmarkt (Vöcklamarkt) eine Gunzenhauserin und wurde dortselbst ansässig. Sein Sohn, Richard Lumpf ist 1591 als Kantor der Gunzenhauser Latein¬ schule bezeugt. Wolfs Bruder Leonhard machte sich 1573 ebenfalls in Gunzenhausen ansässig. 1585 heiratete Karl Schadtmeier, Sohn des Michael Schadtmeier von Steyr in Gunzenhausen. Mit dem Jahre 1620 beginnt ein beständiger Abfluß von Oberösterreichern nach Bayern. Besonders mächtig ist er in den Monaten nach dem Zusammenbruch der evangelischen Freiheitsbewegung im Herbste 1626, er¬ 00 neuert sich wieder, nachdem Gustav Adolfs Tod 1632 und der Westfälische Friede 1648 die letzte Hoffnung auf Glaubensfreiheit genommen hatten, und versiegt all¬ mählich um 1680. Einzelne Oberösterreicher kamen bis nach Norddeutschland (Feldmarschall Derfflin¬ ger von Neuhofen im Kremstal); nicht wenige nach Württemberg; so wurde z. B. Schützingen, Ober¬ amt Maulbronn, wo im 30jährigen Krieg von 100 Bür¬ gern nur einer übrig geblieben war, um 1650 mit ober¬ österreichischen Evangelischen bevölkert. Doch die Haupt¬ masse der Oberösterreicher wandte sich dem nahen evan¬ gelischen Mittelfranken zu. Pfarrer lic. Klauß hat in mühevoller Arbeit die Kirchenbücher von Pappenheim, Schwabach, Ansbach, Gunzenhausen und der zahlreichen Dörfer der Umgebung durchforscht; die Blätter für Frän¬ kische Familienkunde haben mehrere Artikel über oberöster¬ reichische Exulanten gebracht, der unvergessene, unermüd¬ liche Erforscher unserer oberösterreichischen Heimatgeschichte, Sup. Dr. Koch in Gmunden, 91 Jahre alt 1928 ge¬ storben, hat aus den Regensburger Archiven lange Listen

oberösterreichischer Exulanten zusammengestellt. Doktor Gröschel in Weißenburg, Mittelfranken, selbst ein Sproß einer Exulantenfamilie — unter seinen Ahnen sind Kirch¬ dorfer von Axberg bei Thening — hat das vorhandene Material gesammelt und neues beigebracht. Das Ergeb¬ nis ist überraschend: In vielen mittelfränkischen Orten betragen die österreichischen Einwanderer 30 bis 50 Pro¬ zent. Selbst in der Stadt Schwabach erreichen sie zeit¬ weilig 20 bis 25 Prozent der Einwohnerzahl. Wir fin¬ den unter den Exulanten fast alle noch jetzt bei uns gebräuchlichen Namen wieder: Auböck, Aichhorn, Aigner, Angermeir, Armauer, Aumair, Bachinger, Bach¬ meier, Bauer, Baumgartner, Besenmatter, Biberhofer, Billinger, Binder, Bitter, Blank, Blakolm, Breining, Brandstätter, Brandmeir, Breiteneder, Breitwieser, Bren¬ ner, Bruckbacher, Bruckmeier, Bruckmüller, Brunner, Buchmaier, Bunscher, Burgstaller, Busch, Bütner, Castner, Christel, Dallinger, Dandorfer, Danhöfer, David, Decker, Dietrich, Dobersberger, Dondörfer, Drescher, Dres¬ ler, Ecker, Eder, Edmaier, Eigner, Eiselmeier, Eisenber¬ ger, Enderlein, Fattinger, Fellner, Feuchtenberger, Fierlinger, Forstner, Frühwirth, Fürbeck, Gadringer, Galsterer, Gruber, Habeck, Haimader, Hammeter, Harrer, Haußleitner, Hehenberger, Heim, Hartel, Herzog, Hillebrandt, Hochmeier, Hofmann, Hofmeister, Hofstetter, Holzinger, Holl, Holzner, Huber, Hubmaier, Jankel, Innetzberger, Jungmeier, Jungwirth, Kapler, Katz¬ meier, Kellermeier, Keplinger, Kernstock, Kerschbaum, Kramel, Kronberger, Kirchmeier, Langbauer, Leitner, Lösch, Maier, Maierhofer, Mittermeier, Moser, Mülleder, Niedermeier, Nimmervoll, Obermaier, Ober¬ müller, Oertel, Ortner, Preininger, Pickel, Ploberger, Ratzenbeck, Rechberger, Reiter, Riedel, Schachermaier, Schienagel, Schober, Stephan, Steurer, Straßer, Thanner, Traunfellner, Traunmüller, Uebleist, Vierlin¬ ger, Vockeneder, Wagner, Weidinger, Welser, Wiesinger, Wiesmeir, Zehetner, Zorn u. a. Leider ist es nur bei einem geringen Bruchteil möglich, mit Sicherheit die Herkunft festzustellen. Wir haben in Oberösterreich etwa 12.000 Orte beziehungsweise Ortsteile mit eigener Be¬ zeichnung, davon eine große Zahl gleichlautend: Gegen 70 Au, 17 Bach, 24 Baumgarten, 33 Berg, 11 Tal¬ heim beziehungsweise Talham usw. In den bayerischen Kirchenbüchern fehlen oft die genauen Ortsangaben, ja 77 es heißt vielfach nur „aus dem Landl“, ein „Ländler u. ä. Oft sind die Ortsnamen entstellt und verstümmelt: Statt Gmunden heißt es Munden, Gmund, Gemunden, statt Ottensheim Adestheimb, statt Grammastetten Kra¬ merstett, Gramenstädt, statt Marchtrenk Maytranckh, statt

Gallneukirchen Kollerpfarr usw. Der Pfarrer von Dorn¬ hausen in Mittelfranken fragt den Zimmermann Paul Mayer beim Aufgebot, wo er geboren ist; der antwortet im Dialekt: „Z' Hilkering Hartkircher Pfarr (bei Efer¬ ding). Der Pfarrer aber schreibt ein: „Paul Mayer von Zölkerim.“ So ist es nur bei einem kleinen Prozentsatz, etwa 5 Prozent, möglich, mit Sicherheit die Heimat festzu¬ stellen. In der Erwartung, daß weitere Forschungen neue wertvolle Ergänzungen bringen werden, sei hier ein erster Versuch gemacht, die Exulanten nach ihrer Herkunft zu ordnen. Ich folge dabei der derzeitigen Einteilung der evangelischen Gemeinden. Im Mühlviertel hat sich bekanntlich der evan¬ gelische Glaube zunächst besonders kräftig erhalten. Noch um 1650 wurde in einem Bericht an die Wiener Regie¬ rung über die erfreuliche Rückkehr der Ländler zur römi¬ schen Kirche das Mühlviertel ausdrücklich ausgenommen. Aufs neue begann Verfolgung und eine Auswanderung, die im Gebiet von Grammastetten, Leonfelden, Zwettl und Freistadt geradezu enormen Umfang annahm. Ich hoffe, eine berufenere Feder wird sie schildern, da mir die dortige Gegend zu wenig bekannt ist, und begnüge mich mit Gallneukirchen und seiner näheren Um¬ gebung. Am 26. Juli 1641 kam durch Regensburg Christeins Adam aus Gallneukirchen, am 16. Okto¬ ber 1643 Hemeter Georg, der zwei Jahre später am 11. August 1645 nochmals dort Einkehr hielt, am 18. März 1652 Schwarz Konradt, ein Namensvetter des Pfarrers Schwarz, des Gründers des Gallneukirchener Liebeswerkes, am 5. Juli 1667 Christantz Michael, Tagwerker, wohl ein Verwandter des vorgenannten Adam Christeins. Am 24. 8. 1652 heiratet in Wengen, Mittel¬ franken, Maria Sandtner von Gallneukirchen, 1655 findet sich im Traubuch von Kammerstein bei Schwabach der Name Abbrandtner von Kottingerdorf aus der Gallneukirchner Pfarr, 1658 der gleiche Name im benach¬ barten Buchenbach. Ebendort 1657 der Name Achber¬ ger von Weberndorf, Gallneukirchner Pfarr. 1659 wird bei einer Trauung in Schwabach Piller, Müller von der Traunmühle, Gallneukirchen, genannt. Am 18. 9. 1663 kam der Schuster Elias Hirschsteiner aus Gall¬ neukirchen durch Regensburg. 1661 steht im Traubuch von Lehrberg bei Ausbach Michael Rabmeyer von Breu¬ sing, Gallneukirchner Pfarr (Preising bei Altenberg), 1667 im Schwabacher Traubuch ein Wittenmeier von Altenberg, Gallneukirchner Pfarr. Der Maurer Ja¬ kob Rintzendorffer von Gallneukirchen kam am 11. Februar 1667 durch Regensburg, Daniel Rosner, glei¬ 4

chen Berufs wie gleicher Heimat, folgte am 14. Jänner 1669. Thomas Buntzenberger, Weber von Post¬ steig, Gallneukirchner Pfarr, heiratete 1669 in Wengen, Lorenz Schützenhover, vom Schullehen in Bevern (Beyring bei Altenberg) unterhalb Linz, in die Koller Psarr gehörig, zu Thannhausen bei Gunzenhausen. So¬ gar eine Hebamme, Katharina Bucherin, machte sich auf die Wanderung: am 20. August 1677 kam sie durch Regensburg. Hans Walchmüller von der Bruck¬ mühle im Gusental findet sich in der Matrik von Sachsen bei Ansbach. In der Umgebung von Weikens¬ dorf, wo eine evangelische Schule mit Waisenanstalt ein Mittelpunkt evangelischen Lebens ist, wo vor 100 Jah¬ ren die Schüler Martin Boos' mit besonderer Treue am Evangelium festhielten, fanden sich schon vor 300 Jahren zahlreiche Bekenner, die lieber die Heimat als den Glauben ließen. Am 4. Oktober 1647 kam durch Regensburg der Maurer Simon Hager aus Spähten¬ dorff (Spatendorf bei Alberndorf); der Zimmermann Georg Gäßner aus Rammersdorf erbat und erhielt am 23. November 1651 in Roth bei Nürnberg Unter¬ stützung. Er war nicht der einzige seines Dorfes, der ins Exil ging: in Wengen, Mittelfranken, gründeten sich 1653 zwei Ramersdorfer ein eigenes Heim: Wolf Gärtner heiratete eine Ländlerin, Anna Satzin¬ ger: Maria Hubner reichte dem Kuhhirten Elias Würtzinger die Hand. Aus Kättendorf (Kelzendorf?) begegnen wir Hans Bacher am 16. April 1641 in Regensburg, aus Pellen¬ berg (Pelmberg bei Hellmonsödt) Barthelmä Ackerl am 19. März 1655, von Wildberg zwei Brüdern Bizel (Schwabach 1656): ein Birzel, Wildmeisterssohn von Wildberg, heiratete 1657 in Buchenbach bei Schwabach eine geborene Dumbhart von Wernhartschlag, Weißen¬ bacher Pfarr. Aus der Zahl der Hellmonsödter Exulanten seien genannt der Leinweber Georg Rämbl (7. Februar 1652, Regensburg), Hans Aichhorn (26. Februar 1652, Regensburg), Paulus Janckel, der 1655 im Taufbuch zu Pflaumfeld bei Gunzenhausen steht, und ein Blineder, der 1660 in Buchenbach bei Schwabach getraut wurde. Wenn man zu diesen etwa 30 Personen, deren Herkunft hinreichend gekennzeichnet wurde, etwa die zwanzigfache Anzahl rechnet, dürfte man eine richtige Vorstellung vom Umfange der Auswanderung gewinnen. Auffallend ist, daß aus der wohl damals schon grö߬ ten Stadt des Landes, Linz. fast keine Exulanten ge¬ nannt sind. Hat die Anwesenheit des Statthalters und der Jesuiten und die Belagerung der Stadt durch die Bauern die Bürger im evangelischen Glauben wankend

gemacht? Oder hat sich der Zug der Linzer Exulanten in andere, derzeit noch unerforschte Gebiete gewandt? Kurzum, nur einige wenige Namen sind bisher entdeckt. Der erste ist ein Schulmeister Johann Dürneck von Linz, der sicher im Oktober 1624 im großen Zug der Pfarrer und Lehrer die Heimat verließ: am 21. Mai 1625 wird er in Nürnberg genannt. 1660 wird in Königs¬ hofen Veit Heybler getraut, Sohn des ehrb. Hans H. selig zu Lentz. 1661 findet sich in Lehrberg bei Ansbach Matthias Mühldorfer aus Lintz, 1664 am 31. August kommt durch Regensburg Philipp Lehner von Linz im Häßlbach (Haselgraben?), 1662 heiratet Rosina Moringer in Flachslanden bei Ansbach; ihr Vater Kaspar war Bauer bei Linz. In Sachsen bei Ansbach scheint Veit Traunfelder, Pfarre Leonding, zweifel¬ los vom Traunfellnergut in Hart, auf. Mehr Exulanten kamen aus der näheren und weite¬ ren Umgegend von Linz: Aus Ebelsberg Reichart Mitermayer (Traubuch Dornhausen bei Gunzen¬ hausen 1656) und Jakob Model (Traubuch Altenmuhr bei Gunzenhausen 1660); von Enns: Andreas Puch¬ meir (13. 1. 1676 Regensburg), von Steyreck der Wirt Adam Schwandtner d. J. (1648 Regensburg) und der Leinweber Sigmund Bunzenberger (12. 2. 1661 Regensburg). Von Mauthausen kennen wir 8 Exu¬ lanten: den Mauthausverwalter Kaspar Eibinger (24. Juli 1635 in Regensburg); miteinander zogen Matth. Ottermair und Lorenz Danndorfer am 19. Juni 1637 durch Regensburg; am 15. November 1641 folgte der Tuchmacher Matthias Aygner. Matthäus Don¬ dörfer, des Adam D. zu Matthausen (!) hinter¬ lassener ehelicher Sohn, wird 1643 im Traubuch von Gunzenhausen genannt. Hans Geißner zog mit sei¬ ner Tochter Susanna nach Windsfeld bei Gunzen¬ hausen. Er starb, sie heiratete 1655 einen Taglöhner aus Niederösterreich. Sogleich nach dem Zusammenbruch des Freiheitskampfes der Bauern setzte in Ottensheim die Auswanderung ein und dauerte fast drei Jahrzehnte. Zwölf Namen sind bekannt: Ernböck Hans (26. No¬ vember 1626 Regensburg), Müllehner Hans (24. Jänner 1628 Regensburg), Andreas Grienseisen, Handelsmann (11. Juli 1628 in Regensburg), Helene Leopoldin (17. Juli 1628), Hans Wagner, Hutstepper (10. März 1628 und nochmals am 7. Okto¬ ber 1628 in Regensburg), Christof Wismeir (27. No¬ vember 1629), Gabriel Lehenberger (18. Jänner 1631), Gabriel Lehenmann (7. Februar 1632), Hans Kher, Schneider (10. März 1636), Abraham Ehren¬ böckh (27. Juli 1637). 1647 starb in Gunzenhausen 6

Ursula, Hausen Kerns von Adestheimb nachge¬ lassene Wittib, 55 Jahre alt. Wir gehen kaum fehl in der Annahme, daß die Namen Kher und Kern iden¬ tisch sind. Beide Eheleute haben in der Fremde ein frühes Ende gefunden. Der letzte Ottensheimer, der mir bekannt geworden ist, zog am 6. August 1652 durch Regensburg, Matthias Reitz, seines Zeichens ein Drechsler. Zu Deiningen in der Grafschaft Oettingen, Mittelfranken, starb im Jahre 1683 Anna Dautin von Gerling bei Linz, Gemeinde Herzogs¬ dorf), eine „geduldige Kreuzschwester“, Paulus Bo¬ gendörfer von Bogendorf bei Linz (Gemeinde Her¬ zogsdorf) wurde 1656 in Merkendorf bei Gunzenhausen getraut. Die Stadt Steyr, eine Hochburg evangelischen Glaubens, sah manchen ihrer Bürger in die Fremde ziehen: am 28. Juni 1612 heiratete Hans Prinster¬ berger von Steyr in Nürnberg=Wöhrd. Am 2. 11. 1622 zog Mich. Khuen, Papierergesell von Enns¬ dorf, durch Regensburg, am 14. 6. 1627 Hans Schueler von Ennsdorf, am 7. 6. 1645 Christoff Müldorffer. Johann Huthofer, Beck, Sohn des Bauers Peter Huthofer von Steyr, wird 1661 in Veitsbronn erwähnt. Ein Stadelmeier von Steyr steht 1650 im Schwabacher Traubuch, ein Ebener vom kaiserlichen Schloß Steyr, nun in Gußenfelden eben¬ dort 1667. Aus der Umgebung von Steyr stammen Anna Dichtler, exulierte Schulmeisterswittib von Losen¬ steinleiten, die am 11. Juli 1639 durch Regensburg kam, von Weyer Hans Stettner (13. Oktober 1628 Regensburg, und Adam Eberhardt (19. Juni 1654), ferner Christof Pollinger, Pf. Gaflenz bei Weyer (17. Jänner 1634 durch Regensburg). Die weitausgedehnteste evangelische Pfarrei Ober¬ österreichs ist Neukematen. Sie umfaßt das Gebiet von Kematen und Sierning bis zur steirischen Grenze. Ein Maurer Georg Planckenberger, Sohn des Ulrich Planckenberger in der Sierninger Pfarr, wird im Trau¬ buch von Königshofen bei Ansbach 1658 erwähnt, ein Zimmermann Wolf Wendel von Niederbrunn in der Pfarre Sierning heiratete am 7. Februar 1671 in Langenaltheim, Grafschaft Pappenheim, Mittelfranken. In Büttelbronn im gleichen Bezirk heiratete 1674 Maria Vehmoser, Tochter des Andreas Behmoser von Stein¬ bach a. d. Steyr. Von Rohr zog am 4. 4. 1628 der Metzger Hans Eysenhofer durch Regensburg; ein Ramvoller aus Hall steht 1657 im Traubuch von Wendelstein in Schwabach. Ein Grubhofer aus der 7

Herrschaft Volkerstein bei Pfarrkirchen erscheint im Trau¬ buch Buchenbach bei Schwabach 1664. Eva Wein¬ ziglin, Daniel Weinzigls von Pfarrkirchen hin¬ terlassene Tochter heiratete 1671 in Königshofen. Maria Glasriegler, Tochter des Balthasar Gl., Sägenschmied (Sengsenschmied?) zu Kirchdorf, findet sich 1676 in Treuchtlingen. Zwei Handelsleute aus Micheldorf zogen in die Fremde: Abraham Rieger, Leinwebhänd¬ ler (7. März 1631 Regensburg) und Aegidius Hau߬ meinninger, Handelsmann (11. Juni 1678 Regens¬ burg). Vielleicht hatten sie „verbotene Ware aus Witten¬ berg“ eingeführt und wurden deshalb des Landes ver¬ wiesen. Ganz besonders zahlreich sind die feststellbaren Namen der Exulanten aus dem Gebiete der evangelischen Ge¬ meinde Thening, vor allem der Bauern, die ihre stattlichen Höfe verließen, um in der Fremde ihres Glau¬ bens zu leben. Die evangelischen Pfarrer — 7 evan¬ gelische Gotteshäuser standen in dem Gebiet, wo jetzt nur mehr eines vorhanden ist — waren ins Exil voran¬ gegangen. Prädikant Abraham Steinstock von Dörn¬ bach 1580, Pfarrer Aespen von Annaberg bei Alkoven und Pfarrer Cyriakus Heß von Oftering 1624; von den letzten evangelischen Pfarrern zu Schönering, Freiling, Hörsching und Kirchberg sind die Daten nicht bekannt. Vom Pfarrort Thening wurden bisher 16 Namen von Exulanten beziehungsweise Exulantenkindern festge¬ stellt: Peter Leonhard von „Deining“ zog am 23. November 1637 durch Regensburg; nach ihm Matthias Lehner (16. Juli 1644) und Ott Stromayr, sicher¬ lich Besitzerssohn vom Strohmairgut (10. Mai 1653 durch Regensburg); am 24. Mai 1658 folgte Georg Strohmayr, Bauer von Denning; 25 Jahre später Michael Stromair, Tagwerker von „Denning ober¬ halb Linz“. Um das Jahr 1650 wird in Schützingen, Oberamt Maulbronn, Georg, Sohn des Philipp, Schuhmachers zu „Deningen Kirchberger Pfarr“ erwähnt. In Windsfeld bei Gunzenhausen wurden zwei Theninger Bauersfamilien ansässig Paulus Minnemar (der große Münichmeirhof. der schon 1100 Jahre bestehen dürfte, liegt am Ortsausgang gegen Kirchberg zu) und Paulus Reisenbauer, „Bauer im genannten Thenning“ Paulus Minnemars Sohn Paulus heiratete 1659 Martha Reisenbauer; seine Tochter Susanna Minnemarin 1666 Thomas Angelmair, weiland Thomä Angelmeirs zu Thenning in Oberösterreich nachgelassenen Sohn, seine zweite Tochter Katharina heiratete 1661 einen Ofteringer Exulanten, blieb aber ebenfalls in Winds¬ feld. Noch heute lebt in Mittelfranken die Familie

Minnemar fort; wir hoffen, einen Karl Minnemar, wenn die Grenzen wieder offen sind, bei uns zu be¬ grüßen. In Dornhausen bei Gunzenhausen heiratete 1662 Katharina, Tochter des Thomas Steiner, Schusters von Thänningen, in die Kirchberger Pfarr gehörig. Aus Gumpolding sind vier Exulanten zu nennen: Paul Gmaingaßner (vom Gmaingaßnergut), der am 22. April 1663, und Jakob Bueber, der am 26. Februar 1685 durch Regensburg kam. 1675 heiratete in Langenaltheim, Grafschaft Pappenheim, Stephan Obermeyer, Binder, ledig, Georg Obermeyers zu Gumpolding im Ländle Sohn; noch heute sind die Obermeyers eine eingesessene Gumpoldinger Familie. Simon Zwickhel von Indesheim (Zwicklgut in Inkenham) wanderte am 20. April 1700 durch Regens¬ burg. Wie treu müssen die evangelischen Frauen ihre Kinder und Kindeskinder im evangelischen Glauben er¬ zogen haben, daß noch 75 Jahre, seitdem der letzte evangelische Pfarrer und Schulmeister das Land ver¬ lassen hatte, Bauern beziehungsweise Bauerssöhne die Heimat verließen, um des evangelischen Glaubens frei leben zu können. Eine halbe Stunde von Thening entfernt liegt Schauersfreiling: Paul Reindel aus Schaffs¬ freiling, Kirchberger Pfarr (noch heute pflegt man den Ort so auszusprechen; das Reindlgut besteht noch heute), heiratete Eva, Jakob Lehners zu Maretrenk (Marchtrenk) nachgelassene eheliche Tochter 1657 in Holzkirchen, Graf¬ schaft Ottingen. Vom Kirchdorfergut in Axberg, dessen Besitzer Elias im Bauernkrieg 1626 die Plünderung von Freiling verhinderte, zogen drei Söhne in die Fremde: Matthias Kirchdorffer, der als „Beisitzer“ am 2. April 1670 in Regensburg genannt ist, Philipp Kirchdorffer, der am 24. März 1693 als Fuhr¬ mann in Regensburg verzeichnet ist. Bei Hans Kirch¬ dorffer, der als „Holtzmesser“ bereits am 8. Mai 1668 durch Regensburg kam, ist nicht wie bei den vorigen „Axberg bei Linz“, sondern „Schiefferfreiling“ angegeben. Entweder ist statt dessen „Schauersfreiling“ zu setzen oder der Exulant hat den Namen der von 1375 bis 1669 ansässigen Herrschaft „Schiefer“ von Freiling genannt und der Schreiber hat beides in eines zusammengezogen. Noch zwei weitere Exulanten stammen aus Axberg: Michael Cottfried, Leinenweber, der 1683 in Ehin¬ gen bei Nördlingen in Bayern heiratete, und Stefan Federwürk, Zimmergesell, der am 15. Oktober 1685 1 Regensburg berührte. Im Gunzenhausener Traubuch wird 1673 ein Matthias Kirchdörffer als Dienstknecht, 1682 ein Michael Kirchdörffer, lediger Gesell,

Simon Kirchdörffers, Bauersmanns, Sohn im Land ob der Enns, erwähnt. Ob auch sie von Axberg stammen, muß zunächst dahingestellt bleiben. 1644 wird in Fessenheim, Grafschaft Oettingen, ein Bräutigam Matthias Habmair aus Kirchberg in Schöneringer Pfarr genannt. Er dürfte wohl ein Abkömmling vom Hagmeirgut in Türnau, zehn Minuten von Kirchberg entfernt, sein. Aus Niederbuch wird in Wechingen, Grafschaft Oettingen, Rosina Geßler genannt, Konrad Ge߬ lers von Niederbuch im Ländlein ob der Enns gewesenen Bauern eheliche Tochter; sie heiratet 1656 einen verwit¬ weten Wagner Veit Brunner. Noch heute steht in Niederbuch ein „Kaindl“=Haus, jetzt Ueberländ vom Meirgut. „Kaindl“ ist Abkürzung von „Konradl“. Hat vielleicht der fromme Exulant dem Hause seinen Taufnamen hinterlassen? Am 7. Mai 1687 begegnet uns in Regensburg Georg Geßler, Mühl¬ führer, Schönheringer Pfarr. Da Niederbuch damals noch zur Pfarre Schönhering gehörte, werden wir ihn wohl auch dort beheimatet denken müssen; vielleicht war er ein Bruder dec Rosina G. Aus Hörsching zogen fünf evangelische Knechte in die Fremde: Michael Gattermaier, Oberknecht (Regensburg 26. Februar 1668), Matthias Neu¬ mayr, Preuknecht (Regensburg 17. September 1684 am Nordende des Dorfes liegt das Neumayrgut; mag sein, daß der Knecht von diesem Hause stammte), ferner Simon Friedl (20. September 1684 Regensburg) und Thomas Friedl (11. September 1685); der letztere wurde Hausknecht im „Goldenen Adler“ in Re¬ gensburg: schließlich Georg Gattermair, Fuhr¬ knecht und angehender Krautter (9. Februar 1686 Regens¬ burg). Wahrscheinlich waren die beiden Gattermair und die beiden Friedl Brüder oder Vettern; einer hat den andern nachgezogen. 1657 heiratet in Wechingen, Grafsch. Oettingen Mar¬ tin Brunhuber aus der „Härsinger“ Pfarr (der Name Brunhuber kommt noch heute dortselbst vor), 1673 in Appetshofen, ebenfalls im Oettingenschen Philipp Prun¬ hubner von Hörsching, und zwar ein Mädchen von der Haide bei Marchtrenk. Die Verschiedenheit der Na¬ mensschreibung schließt, wie oben gezeigt, nicht aus, daß die beiden Brüder oder Geschwisterkinder sind. Es fehlt nicht an Bauerssöhnen aus der Hörschinger Pfarre, die um des Glaubens willen die Heimat verließen: Lorenz, Paul Neumayers von Geresdorf, Pfarre Hier¬ sing“, ehel. Sohn (wahrscheinlich vom Lehnergut, wo wir noch um 1780 einen Bauer Mich. Neumair finden), hei¬

ratete 1669 in Wachstein bei Gunzenhausen; Stefan Nehmer, Sohn des Paul Nehmer, Bauers in Gerers¬ dorf, 1676 in Suffersheim, Grafschaft Oettingen. Aller Wahrscheinlichkeit sind auch diese beiden Namen identisch und Lorenz und Stefan Brüder. Aus Breitbrunn stammen Lorenz Manne (?) (16. Juni 1645 Regens¬ burg), Adam Bachhueber, Landkutscher (29. März 1666 Regensburg) und Jakob u. Katharina, Hans Rorin¬ gers Kinder, die 1670, beziehungsweise 1674 in Holz¬ kirchen, Grafschaft Oettingen, heirateten: aus Rutzing Thomas Preidtschueh und Thomas Sölil, beide in Sachsen bei Ansbach wohnhaft. Aus Neubau kam der Zimmermann Matthias Lehner am 2. Dezember 1655 nach Regensburg. Aus Pasching wanderten Georg und Maria Bauer aus: in Langenaltheim, Dekanat Pappenheim, wurde ihnen 1660 eine Tochter Sibylla geboren (noch heute heißt ein Gut in Pasching „Bauer"). Bartholomäus Heuß von Pasching (vom Heißengut am Nordende des Dorfes?) war 1672 Hausknecht im „Goldenen Adler“ in Regensburg, also Vorgänger des Thomas Friedl von Hörsching. Simon Zeilmayr vom „Poschhof“ (so heißt noch heute grundbücherlich das Poschmeirgut in Turn¬ harting, Pfarre Pasching) verließ um des Evangeliums willen mit seinen drei Töchtern seinen wunderschönen stattlichen, in fruchtbarster Gegend gelegenen Besitz und wanderte aus in die Grafschaft Oettingen. Nach seinem Tode heiratete 1680 Magdalena Zeilmayrin, 1685 Barbara, ihre Schwester, beide in Balgheim: schließlich 1695 in Geroldingen, ebenfalls im Oettingi¬ schen die jüngste Schwester Katharina. Der Besitzer des Stettnergutes in Rufling, Stefan Stettner, war wohl schon vor dem Poschmeir ausgewandert. Bereits 1654 heiratete sein Sohn Martin nach dem Tode des Vaters in Langenaltheim in der Diözese Pappenheim eine Innviertler evangelische Bauers¬ tochter. Der Bauer Georg Kirchmeyer in Ober¬ buch vertauschte seinen Bauernhof in der Heimat mit einer Sölde in Büttelbronn, Diözese Pappenheim: sein Sohn Paul Kirchmeyer heiratete 1673 Margarete Kämmerlein aus der Welser Pfarre. Aus Oftering zog Wolfgang Hager in die Grafschaft Oettingen: nach seinem Tode heiratete seine Tochter Rosina in Appetshofen 1647 einen Buchkirch¬ ner, Elias Hiebner, und wurde in Heroldingen ansässig. Der Zimmermann Michael Heumader aus der Ofteringer Pfarre heiratete 1659 in Kleinsorheim, Oet¬ 11

tingen. Abrahamb Holtzer, Mühlführer von der Ofteringer Pfarr, kam 1652, 24. Februar, nach Regens¬ burg, Ottho Donauer von Oftering, ein Taglöhner, am 14. Mai 1675. Benediktus Holzinger, Wolfgang Holzingers in Offdringer Pfur ehel. Sohn, heiratete 1661 in Windsfeld bei Gunzenhausen Katharina, Minnemartochter von Thening: 1673 heiratet Philippus Mittebaur (noch heute ist der Name hier sehr häufig), weiland Andreä Mittebauers zu Treendorff (Trindorf) „Hirschinger Pfarr“ poli¬ tische Gemeinde Oftering, eine Windsfelderin. Adam Scharling, dessen Tochter Rosin a 1672 in Dorn¬ hausen bei Gunzenhausen heiratete, aus dem Landl ob der Enns in Heschinger Pfarr gehörig, entstammte wohl dem Scharlinggute in Mitterbachham. Der Bauer Matthias Prandtner aus der Hörschinger Pfarre kam am 17. März 1662 nach Re¬ gensburg; in Bachham tragen zwei Häuser den Namen Brandmeir; da Oftering früher nur Filiale von Hörsching war, so dürfte der genannte Exulant an einem dieser Häuser ansässig gewesen sein. Einen weiteren Bachhamer treffen wir unterm 13. 9. 1669 in Regensburg: Hans Pückler. Unterm 9. 11. 1663 wird in Regensburg Hans Fenderl von Staudach verzeichnet, sicherlich vom Fenerlgut in Staudach bei Oftering, ein halbes Jahr zuvor, 18. Juni 1662, Andreas Fennerl von Frei¬ ling: auch hier liegt die Vermutung enger Verwandt¬ schaft an der Hand. Im Winter 1642 verließ der Bauer Stefan Holtzer aus der Gemeinde Marchtrenk seinen Hof, das „Holznergut in Neufahrn, und zog in die Fremde; am 29. Jänner 1642 kommt er nach Regens¬ burg. Seine unmündigen Buben mußte er, wie es scheint, zurücklassen. Wenigstens begegnet uns erst am 27. Feber 1651 wieder in Regensburg ein Sebastian Holzer, „ Muhlführer von Neufahrn, ein Jahr später, wie oben unter Oftering erwähnt, Abraham Holtzer (noch heute ist Neufahrn nach Oftering eingepfarrt). Am 5. April 1660 wird nochmals ein Besitzer des Holznergutes als Exulant in Regensburg vermerkt: Hans Holzer, Bauer von Neufahrn. Wahrscheinlich war er der jüngste Sohn des obgenannten Stefan, hat zunächst den väter¬ lichen Hof übernommen, nach erlangter Mündigkeit je¬ doch verkauft, um gleich dem Vater und den Brüdern im evangelischen Frankenlande frei seines Glaubens leben zu können. In der Ortschaft Unterhaid mag An¬ dreas Sempel, Taglöhner zu Martring auf der Haid in der Offtringer Pfarr daheim gewesen sein, ehe er in Appetshofen, Grafschaft Oettingen, sich eine neue Heimat gewann; nach seinem Tode heiratete 1673

seine Tochter Maria Sempel den oben erwähnten Philipp Prunhubner von Hörsching. Das Obermairhaus in Appersberg war in den ersten Jahrzehnten der Toleranz ein starker Stützpunkt des evangelischen Lebens in der dortigen Gegend; sein Besitzer stellte das Backhaus als Schulgebäude zur Ver¬ fügung und tat viel zur Erhaltung des jeweiligen Leh¬ rers — es ist, als ob hier alte Ueberlieferung aus der Gegenreformation nachwirkte: Georg Obermeyer von Appersberg hat um des Glaubens willen die Heimat verlassen. Seine Tochter Barbara verheiratete sich nach des Vaters Tod zu Baldingen im Oettingschen. Zahl¬ reiche Exulanten werden aus Talham und Mühlbach gemeldet: da es aber im Landl 8 Mühlbach und Talham gibt, so können wir nicht entscheiden, wo eigent¬ lich ihre Heimat liegt. Das gleiche gilt von Reith das 25mal in Oberösterreich wiederkehrt; da jedoch in Reith bei Wilhering ein „Wagnerhaus“ besteht, so ist es nicht unwahrscheinlich, daß wir hier die Heimat der beiden Brüder Thomas und Caspar Wagner zu suchen haben, die sich 1654 in Langenaltheim im Pappenheimischen ein Heim gründeten. Ihr Vater Hans Wagner, damals schon verstorben, wird als „Köbler zu Reith“ bezeichnet. Thomas heiratete am 21. Jänner 1654 Katharina Obermayr, eine Exulantenstochter aus Hinzenbach bei Eferding, Kaspar Wagner zwei Wochen später Katharina Langbauer, ebenfalls eine Länd¬ lerin (kaum eine Viertelstunde von Reith liegt das Lang¬ bauerngut zu Talham, dessen Besitzer 1781 sich als evangelisch erklärte). Der Zagl zu Hitzing war zirka 1580 Kirchen¬ propst zu Dörnbach: er setzte dem hitzigen Abt Alexander von Wilhering energischen Widerstand entgegen, wofür er im Gefängnis büßen mußte. Der Geist evangelischer Glaubenstreue blieb erhalten. Am 15. Jänner 1681 kommt Hans Michael Fellinger, Bortenmacher. vom „Zaglergut zu Hitzing“ als Exulant durch Re¬ gensburg. Auch das uralte Meischinger haus in Leonharting (schon 1167 erwähnt) hat glaubenstreue Exulanten gestellt. 1674, 21. 3., zieht durch Regensburg Philipp Meischinger, Schönhäringer Pfarr, am 6. Feber 1677 Georg Meischinger, Zimmermann, Schönheringer Pfarr. Sara Kohlmayer heiratete 1660 einen Ländler aus der Schwanenstädter Pfarre: als ihr Vater wird Paul Kohlmeyer, weiland Bauersmann zu Lohnharting, in die Ottensheimer Pfarr gehörig, genannt. Magdalena Hoffers, die am 3. 6. 1661 in Roth bei Nürnberg starb, stammte aus Wilhering; Franz Stephan, Sohn des Sebastian und der 13

Margarete Stephan, ohnweit des Klosters Wilhe¬ ring, heiratete am 23. 9. 1681 in Büttelbronn im Pappenheimischen. In dem freundlichen Dörfchen Schö¬ nering, das vor kurzem seinen 1100jährigen Bestand feierte, war durch mehrere Jahrzehnte das Evangelium lauter und rein verkündigt worden. Der Besitzer des Kirchmeirgutes, unweit der Kirche, Martin Heizinger, der in der Taufe den Namen des Reformators erhalten hatte, mochte die erkannte Wahrheit nicht lassen und wanderte, nach Wiedereinführung der römischen Messe, mit zwei Kindern aus. Sein Sohn Christoph Heitzinger heiratete in Büttelborn ein, seine Tochter Maria reichte ebendort 1662 Michael Ortner vom Schustergütl im Ufer (wohl bei Alkoven, wo sich ein Schusterhaus befindet) die Hand. Aus Bergham, Pfarre Alko¬ ven, wird Paul Bißmeyer genannt, wohl vom Piesmeirgut bei Schönering abstammend der vor 1656 mit seiner Tochter Katharina nach Rehlingen, Diö¬ zese Pappenheim, auswanderte. Aus Straßheim bei Alkoven haben nicht weni¬ ger als neun die Exulantenstraße beschritten. Um 1650 er¬ scheint im obgen. Rehlingen Andreas Riezenberger #7 von Straßham auf der oberen Hub (heute „Oberhumer“) Mit drei Söhnen hat er die Fahrt in die Fremde gewagt; sie konnten sich hier eine Existenz gründen: Paul Rie¬ zenberger heiratete am 22. 6. 1651 eine Söldners¬ tochter, Margarethe Zagelmeyer, Georg am 1. 5. eine Köblerstochter Christine Atzmair — beides ländlerische Familiennamen. Nach dem Tode des Vaters holte sich 1656 der dritte Bruder, Sebastian, die obenerwähnte Katharina Bißmeyer, deren Heimat Bergham nur eine halbe Stunde von der ihres Mannes entfernt war. 1675 heiratet Nosina Riezenberger, die Tochter Pauls, einen Bauer in Rehlingen. Am weitesten west¬ wärts verschlagen wurde Urban „Blättelhubmer“ von Straßheim (vom dortigen Blödlhumergut) samt seiner Tochter Regina; wir finden ihn noch 1650 in dem ein¬ gangs genannten Schützingen bei Maulbronn, Württem¬ berg. Ob Hans Plödlhueber, Zimmermann von Straßheimb, der am 14. Dezember 1659 durch Re¬ gensburg kam, bis nach Schwaben gelangt ist, läßt sich nicht feststellen. In Büttelbronn, unweit Rehlingen, wurde am 23. Mai 1689 Matthes Tatschner, bei 70 Jahre alt, der alte „Ochsenhiesel“ genannt, von Straßham bei Schönering, begraben. Am 9. 11. 1680 kam Michael Niedermeir, Zimmermann und Fuhrknecht aus Straßheimb, durch Regensburg, als letzter Straßhamer Exulant, von dem wir wissen, am 8. 10. 1707 Michael Jungmayr, Bauer zu Stra߬ 14

heim. Aus Großhart bei Alkoven findet sich in den Regensburger Listen unterm 23. 12. 1662 Zimmermann Hans Nehmer von Großenharz (vielleicht vom dortigen Römeirgut) Zu Dietfurt im Pappenheimischen heiratete 1658 Paulus Heizinger, Taglöhner zu Pappen¬ heim, des Kaspar Heizinger, Bauersmanns im Land ob der Enns in die Ackofer (Alkover!) Pfarr gehörig, ehel. Sohn, eine Ländlerin. Er stammte wohl von dem Bau¬ ernhof „Meir zu Heitzing“ auf halber Bergeshöh, un¬ terhalb Annaberg. Ein Michael Iser von Anna¬ berg zog am 9. 11. 1641 durch Regensburg; er dürfte dem altevangelischen Predigt= und Schulort entstammt sein, dessen stattliche Kapelle noch heute ein evangelischer Grabstein ziert. Beiläufig 115 Namen von Exulanten! Wie groß mag in Wirklichkeit ihre Zahl gewesen sein! Aus der neuen Heimat mögen Jahr für Jahr glaubenstärkende Briefe an die Geheimprotestanten unserer Gegend gegan¬ gen sein. Nachträglich erhielt ich eine Exulantenliste aus dem Dekanate Weißenburg, in der sich noch folgende Namen von Evangelischen aus dem Theninger Sprengel finden: aus Thening selbst: Matthias Weißenmeier, wohl vom Weißmeirgut, 1663 in Holzingen, Catharina Reisenbauer, 1662 in Holzingen, wahrscheinlich eine zweite Tochter des oben genannten Paulus Reisenbauer, der zufolge der Hörschinger Matrik damals am Bau¬ nernschustergut Besitzer war; er erscheint in Hör¬ sching als Taufpate am 23. September 1626. Ebenfalls aus Thening sind Georg Greßlein 1657 und Georg Stumpmeier 1693, beide in Emetzheim, einem Dörf¬ lein von 280 Seelen, eine halbe Stunde von der Stadt Weißenburg entfernt, wo elf Exulanten aus unserem Sprengel Zuflucht fanden, sowie Michael Schulech¬ ner, 1660 in Emetzheim, der laut der Hörschinger Ma¬ trik das Bruckmeirgut, Thening, besaß, das bis etwa 1875 bestand (jetzt Kaufladen P. Aigner). Ebenfalls in Emetz¬ heim treffen wir Marie Athaker von Rufling 1660, Adam Höranderlein, Hörschinger Pfarr 1660, wohl vom Höranderlgut in Oftering, Rosing Kirchdorfer, Kirchberger Pfarr, wohl von Axberg 1665, Hans Meier 1665 und Abraham Spritzen¬ dorfer 1660, beide Hörschinger Pfarr, Eva Schätz¬ lein von Rutzing 1660, Magdalena Sigel, Ofterin¬ ger Pfarr 1661, Matthias Mittenbauer, Hör¬ schinger Pfarr 1661, vielleicht verwandt mit dem obge¬ nannten Philipp und Andreas Mittebauer von Trindorf bei Oftering. In Weimersheim begegnet 1653 ein Ge¬ org Gesler, Kirchberger Pfarr, jedenfalls Verwandter, 15

wenn nicht Vater des früher erwähnten Georg Geßler aus Niederbuch. Aus Neubau treffen wir Abraham Hei¬ der, 1637 in Weimersheim, aus Aistental, Veit Kaymelmeyer, ebendort 1661, wohl vom Kem¬ melmeirgut in Aistental, Gemeinde Hörsching, aus Hitzing Hanns Polsenmüller, 1669 in Wei¬ mersheim, aus Schönering 1665 Jakob Winter. In Kattenhochstatt, einem Dörflein von 200 Seelen, eine Stunde von Weißenburg, finden sich 9 Theninger: Hieronymus Bauer und seine Frau aus Stra߬ ham 1652, Georg Kurz von dem heute noch beste¬ henden Kurzhaus in Straßham 1652, Wurm Michael von Straßham (noch um 1850 lebte ein Wurm am Blödlhumerhaus) 1658. Barbara Steinl von Kirchberg 1656, Thomas Wenkenmeyer, Ofteringer Pfarr 1658, Wurm Matthias, Hörschin¬ ger Pfarr, 1658 — die Wurms waren in jener Zeit ein weitverbreitetes Geschlecht — laut Hörschinger Matrik, in welche mir in freundlicher Weise Einblick gegeben wurde, lebte 1626 ein Fleischhauer Georg Wurm in Rutzing, ebenfalls ein Georg Wurm als Schmied in Hörsching, ein Sigmund Wurm als Hofamtmann in Traun, ein Abraham Wurm als Bauer in Hörsching. In Trommetzheim findet sich 1667 ein Andreas Kirch¬ dorfer aus Axberg, so daß wir nicht weniger als acht Glieder der Familie Kirchdorffer auf der Exulanten¬ straße begegnen. In Weißenburg selbst wird 1671 Mar¬ tin Baumgärtner von Pasching genannt. Schlie߬ lich in Großsorheim, Grafschaft Oettingen, 1674 Maria Ganzer aus Schauersfreiling. Somit erhöht sich die Zahl der nachweisbaren Exulanten aus dem Theninger Sprengel auf über 150. In Wirklichkeit hat sie natür¬ lich ein vielfaches betragen. Aus dem Sprengel der evangelischen Gemeinde Traun ließen sich bisher nur zwei Exulantennamen fest¬ stellen: Hans Christoffen aus Traun, der am 19. September 1628 durch Regensburg zog und Chri¬ stoff Neimlingen (?) von Traun, ebenfalls in Regensburg 21. 8. 1628. Die evangelische Gemeinde Scharten in dem lieb¬ lichen, durch seine Kirschblüte, wie durch seinen Most be¬ rühmten Schartner Tal, war die erste in der Reihe der oberösterreichischen evangelischen Toleranzgemeinden. Kein Wunder, daß aus dieser Gegend auch eine ganze Reihe glaubenstreuer Exulanten kamen. Von Scharten selbst: Luimer Jörg, 1644 in Fessenheim bei Oettingen er¬ wähnt, Georg Beißler, ebendort 1652. Schon früh¬ zeitig, 1621, wanderte Hans Nickhinger aus Holz¬ hausen aus; am 27. 2. 1621 kam er durch Regensburg.

Ebenfalls zur Winterszeit, am 11. 1. 1642, zog Valen¬ tin Wurm von Oberndorf durch Regensburg. Man ersieht nicht, ob er Besitzer oder Bauerssohn vom Wurm¬ gut daselbst war. Gabriel Emma (natürlich „Ehmair“ zu lesen — der Ländler hat seinen Namen ländlerisch Ehmoa gesprochen) von Ottenheim unter der Pfarre Oftering (jetzt Ottenham), Michael Ehmeirs, Tag¬ löhners daselbst ehelicher Sohn, heiratete 1660 in Pap¬ penheim eine Metzgerstochter. Zwei Kirchstettener haben sich in Holzkirchen bei Oettingen angesiedelt: Simon und Mattheus Bauer, vielleicht Brüder, 1657 und 1668 genannt. Ein dritter Kirchstettener lebte 1680 in Balgheim: Matthias Triendorff, Flur¬ und Nachtwächter von Kirchstetten. 1665 heiratete Maria Haberfelderin, Tochter des Stefan Haberfel¬ der zu Mittelbach in Oberösterreich (wohl Mistel¬ bach), Matthias Lehner, weiland Michael Leh¬ ners zu Marientränkh (Marchtrenk) nachgelassenen Sohn in Windsfeld bei Gunzenhausen. Ebenfalls aus Mi¬ stelbach stammte der Zimmergesell Philipp Heutzin¬ ger (11. 8. 1668 in Regensburg). In Alerheim im bayeri¬ schen Schwaben siedelte sich vor 1643 Wolfgang Schneider von Grevin bei Buchkirchen (Gra¬ fing) an, ebendort 1644 Stephan Mittretter aus dem Nachbarort Epping, Buchkirchner Pfarr, der Ro¬ sina Badamann, Tochter des Hans Badamann, ebenfalls von Epping, heiratete. Noch zwei Buch¬ kirchner kamen nach Alerheim: Regina Ober¬ moser, die 1644 dort einen Eferdinger Exulanten hei¬ ratete, und 1652 Jörg Hubmayr. Im benachbarten Heroldingen finden wir 1647 Elias Hiebner, ebenfalls aus der Buchkirchner Pfarr. Als letzter Buchkirchner be¬ gegnet am 30. 10. 1679 in Regensburg Schöniler Matthias, Pestintrager (?). Aus Prisching wan¬ derte im Sommer 1666 der Taglöhner Georg Lackh¬ ner aus (14. 9. 1666 in Regensburg). In Mönchsdeg¬ gingen bei Oettingen heiratete 1657 Martin Ohne¬ mus von Oberprisching im Landl, 1668 Marig Ohnemus, weiland Jakob Ohnemus, gewesenen Bauers zu Oberpriesching, Ofteringer Pfarr nachgelassene Tochter. Martin und Maria dürften wohl Geschwister ge¬ wesen sein: in Priesching lebt noch heute eine evangelische Bauersfamilie Animus (der bayerische Pfarrer hat auch hier wieder den Namen in der dialektischen Aus¬ sprache wiedergegeben), also über 300 Jahre auf einem Hof. Abraham Niedermair, früher Soldat, später Wirth, aus Hartheim, ist, wie so mancher Glaubenstreue seines Gewerbes in die Fremde gezogen; am 14. Mai 1678 kam er durch Regensburg.

Die evangelische Pfarre Wallern erstreckt sich vom Innbach an der Kleinbahn Wels=Aschach bis zum Innfluß an der bayerischen Grenze. Aus dem Pfarrort Wallern sind bisnun keine Exulanten bekannt. In Sau¬ senhofen ist 1644 ein Siegmund, Liehard Mayers zu Breitwiesen, Dallerer Pfarr, hinterlassener Sohn verzeichnet. Statt Dallerer — der Name findet sich in ganz Oberösterreich nicht — wird Wallerer Pfarr zu lesen sein, zumal in Breitwiesen früher ein Meirgut bestand. Ob Esther Pollheimer von Kützing, die am 5. 8. 1639 durch Regensburg kam, dem Kitzing in der Gem. Wallern entstammte oder einem der beiden anderen in der Nähe von Mattighofen oder Manhartsberg, sei dahingestellt. Von St. Marienkirchen kamen der Maurer Michael Eckmair (6. 3. 1661) und der Bauer Georg Flohimeyr (1671 in Aufkirchen, Oet¬ tingen, Mittelfranken). Von Pernau bei St. Marienkir¬ chen Georg Pernauer (1641 in Theilenhofen bei Gunzenhausen). Gabriel Mairhofer, Schuhmacher von Schlüsselberg, zog bereits 1636, 9. 8., durch Regensburg. Aus Grieskirchen sind uns, einschlie߬ lich der näheren Umgebung, 19 Exulanten bekannt: Hans Haydinger (1640 in Alerheim, Grafschaft Oettingen in Mittelfranken); Simon Ploberger, Bürger und Metzger von Grieskirchen, seine Frau Maria und seine Kinder Christian und Maria wanderten nach Roth bei Nürnberg aus. Die Mutter starb am 16. 2. 1674 in Roth. Der Vater übersiedelte nach Ansbach, wo die Tochter Maria beim fürstlichen Hofe in Diensten stand. Noch im selben Jahre freite sie der wohlgeachtete Jo¬ hann Reichart Kühnlein, angehender Bürger in der Stadt Roth. Sein Sohn Christian Ploberger wurde evangelischer Pfarrer in Treuchtlingen im Pappenhei¬ mischen und starb daselbst, 54 Jahre alt, 1711. In Ober¬ österreich besteht noch heute eine weitverzweigte, angesehene Fleischhauerfamilie Ploberger, der allerdings in der harlen, über eineinhalb Jahrhunderte währenden Unterdrückungs¬ zeit, wie so vielen Tausenden, der Zusammenhang mit dem Glauben der Väter verloren ging. In Eibach bei Schwabach findet sich 1659 ein Hertmontinger, in Schwabach selbst 1667 ein Schein, beide von Grieskir¬ chen. In Aufkirchen bei Oettingen liest man in der Ma¬ trik von 1675 den Namen Wolfgang Holtzinger aus Rühringsdorf bei Grieskirchen, 1683 Adam Metter aus Grieskirchen selbst. Ein Kellner, Martin Mayr aus Tollet, dem Sitz der treu evangelischen Jörger, begegnet 1652 in Regensburg. Von „Katzehove, so zur Pfarr Grießkirch gehört“ zog der Bauer Georg Katzmayer in die Fremde. Sein Sohn Hans hei¬ 18

ratete nach des Vaters Tod, 1643, in Sausenhofen bei Gunzenhausen. 1682 starb er; das Sterbebuch nennt ihn # einen „gottseligen Exulanten, auch treuen Pfarrfreundt“ Ebenfalls in Sausenhofen heiratete vier Jahre später Georg Helmlinger, weiland Hans Helmlin¬ gers in Krengebecker Pfarr (Krenglbach bei Wal¬ lern), ehelicher Sohn Martha, Siegmund Eders, am Drinßhofergut in Grießkircher Pfarr gehörig, selig, hinterlassene Tochter. Ihre letzte Ruhe fand in Sausenhofen Maria Grens aus der Nahe von Gries¬ kirchen und wohl auch ihr Vater Sebastian. In Tei¬ lenhofen bei Gunzenhausen treffen wir 1656 den Zim¬ mermann Elias Schönerhofer, Grieskirchner Pfarr. In Königshofen bei Ansbach Michael Oberhuber von Grieskirchen, der dort, 55 Jahre alt, 1671 starb; seine Tochter Susanna Oberhuber heiratete 1674 eben¬ dort. In Roth bei Nürnberg heiratete am 1. 9. 1667 Wolf Schrödenhammer, Tagwerker zu Unterhecken¬ hofen, in der Grieskirchner Pfarr. Wo über Grieskircher hinaus derzeit eine sehr dünn gesäte evangelische Dia¬ spora besteht, war ehedem gut und treu gesinnte evange¬ lische Bevölkerung. Aus der Kallhamer Pfarr ken¬ nen wir acht Exulanten: Anton Moser und seine Tochter Magdalena (1651 in Dornstadt, Oettingen), Maria Satler, die sich 1667 in Aufkirchen, Oettin¬ gen, aufhielt, Rosina Bieringer, weiland Abra¬ ham Bieringers zu Hochholz, Pfarre Kallham, Witwe, die 1658 in Solnhofen, Pappenheim, einen Bau¬ erssohn aus der Gegend von Schwanenstadt heiratete, und Hans und Maria Schwenle, deren Sohn Johan¬ nes, ein Knecht, 1675 in Bieswang bei Pappenheim in die Ehe trat. Von Neumarkt stammte Stefan Wiesmeir (25. 9. 1643 in Regensburg) und Hans Weikna¬ gel, Sohn des Michael (getraut 1669 in Aha bei Gunzenhausen). Johannes Schwenk, 1635 auf der Wies Kallhamer Pfarr geboren, wanderte mit seinen Eltern Hans und Maria Schwenk nach Bieswang bei Pappenheim aus, wo sein Bruder Bern¬ hard bereits eine selbständige Wirtschaft gehabt zu haben scheint. Am 4. 11. 1675 starb er daselbst. Der Bauersknecht Abraham Maringer von Neumarkt heiratete 1652 in Solnhofen Rosina Stadelbauer, Tochter des Bastel Stadelbauers in Pfarre Taufkirchen. 3 Jahre früher hatte schon ein anderer Taufkirchner, Georg Brattauer in Laubenzedel bei Gunzenhausen geheiratet. 3 Wiesmayr, vielleicht Brü¬ der, treffen wir, ein Jahrzehnt später, als Taufkirchner Exulanten auf dem Durchzug durch Regensburg: am 29. 19

5. 1658 Wolf Wiesmayr, Tagwerker; am 7. desselben Jahres Georg Wiesmayr; am 13. 3. 1660 Paulus Wiesmayr. Hans Staudhartinger von Gadern in der Pramer Pfarr ist 1660 in Aufkirchen verzeichnet, Sebastian Jeringdorfer von Tobl (Doppl) Pramer Pfarr in Stetten bei Gunzenhausen. Das Nibelungenstädtchen Eferding im fruchtba¬ ren Donautal, noch heute Mittelpunkt einer weitver¬ streuten evangelischen Gemeinde, die sich bis Passau erstreckt, war vor 300 Jahren eine gut evangelische Stadt. Johannes Kepler fand hier seine Gattin, Su¬ sanna Reutlinger. Sie ist mit ihrem Manne 1626 von Linz aus ins Eril gegangen. In der Stadtkirche zu Schwahach in Mittelfranken findet sich das Grab¬ mal einer anderen Eferdingerin: Agnes Dangrißin geb. Amain, Gattin des Leonhard Dangries, Müllers aus Eferding. Am 25. 1. 1628 waren die Eheleute in der neuen Heimat angekommen; bereits 4 Jahre später, am 7. 10. 1632, starb die Frau, erst 36 Jahre alt. 30 Jahre später treffen wir in der Schwabacher Traumatrik nochmals einen Eferdinger, einen gewissen Holzmann, 1663. In Merkendorf bei Gunzenhausen lebte 1655 Michel Steiniger, Mau¬ rergesell von Oefferling (natürlich Eferding zu lesen). In Baldingen im Oettingenschen finden sich 1683 Hans Bürger, Leinweber, und Anna Bürger, beide aus Eferding. Aus der Eferdinger Pfarre stammten: Johannes Steingruber, Bauersmann (1644 in Ehingen bei Oettingen), Thomas Haußen Weber, und seine Tochter Maria, die 1649 in Ap¬ petshofen bei Oettingen heiratete, Michael Jung¬ mair, und sein Sohn Matthias, ein Wagner von Au, 1651 in Gunzenhausen verheiratet, Jörg Bit¬ tinger, der 1652 in Alersheim bei Oettingen Anna weiland Simon Dantzers, Bauers aus Rappolts¬ stein im Landl, Tochter heiratete, und Hans Entzls¬ perger, der erst 1690, 20. 10., als Exulant durch Regensburg kam. In Schwimbach, Mittelfranken, fin¬ det sich unterm 14. 7. 1642 Erasmus Winkler aus der Pfarr „Petuinger“ im Landl. Eine solche gibt es nicht. Wohl aber findet sich der Name Winkler in der Gegend von Eferding. 1660, am 7. 5., wird in Frankfurt Steffan Winkler von Straß in Oester¬ reich gemeldet; in Straß bei Eferding gibts ein Winkler¬ gut. Wir werden nicht fehlgehen, beide Winkler dort heimisch zu denken. In Birkbach scheint am 8. 2. 1657 Hans Grimbler nahe bei Eferding zu Straß auf. Aus Alkoven sind bekannt: Abraham Zehen¬ der, Sohn des Bauersmannes Michael Zehender 20

(noch heute gibt es ein Zehentergut in Alkoven), 1658 in Solnhofen verheiratet, und Gabriel Zehender, 1663 im Beichtbuch von Dornstadt bei Oettingen, ferner Hans Eckmann, Alkoffer Pfarr, 1660 im früher ge¬ nannten Emetzheim, Stefan Felner, Salzträger, am 4. 7. 1681 in Regensburg, Stefan Nider¬ meir, Preuknecht, am 12. 8. 1681 in Regensburg, Simon Robolist, 20. 7. 1695 in Regensburg, schließlich Joachim Fliegenmeyer, Holzauswerfer und Glöckelmann, 1697 in Regensburg, und Georg Fellner, Branntweinbrenner, 23. 3. 1699, Regens¬ burg, und Maria Fellnerin, eine Witwe von Alkoven, 27. 3. 1693 in Regensburg. All die letztge¬ nannten sind wohl schon Kinder der heldenmütigen Streiter von 1626; wie tief muß das Evangelium in der Alkovener Gegend eingewurzelt gewesen sein, daß noch so viele 60, 70 Jahre später zum Wanderstab griffen, um in der Fremde frei ihres evangelischen Glaubens leben zu können. Tiefer und inniger als in vielen anderen Ländern hat der Oberösterreicher das Evangelium verstanden und ergriffen. Das zeigen uns auch die anderen Gebiete der jetzigen evangelischen Pfarre Eferding, vor allem Hartkirchen, Peuerbach und Waizenkirchen. Von Aschach sind mit ziemlicher Sicherheit Mi¬ chel Dresch (24. 1. 1640 Regensburg), Tomas Lehner (11. 11. 1642 Regensburg), Salomon Sterl, Handelsmann (16. 2. 1643). Bei zahlreichen anderen ist's zweifelhaft, ob sie nicht aus den sonstigen zahlreichen Aschaus stammen. Von Hartkirchen stammte Wolf Besen¬ matter und sein Sohn Georg, der 1651 in Pfo¬ feld bei Gunzenhausen heiratete; vielleicht ist der letz¬ tere identisch mit dem Knecht Jerg Besenmarter, Ländler, der sich im Beichtregister von Windsfeld fin¬ det. Der Name ist in unserer Gegend ganz selten. Eine Familie Besenmatter, die in Straßham wohnt, stammt aus der Gegend von Eferding. Paul Meyer, Zim¬ mermann zu Hilkering, Hartkircher Pfarr heiratete 1655 in Dornhausen bei Gunzenhausen. Adam Schwerdtberger von Hartkirchen findet sich 1659 in Ebermergen bei Oettingen, die Bauersleute Paul und Maria Bögler in Dornstadt 1659, Georg Kirchöffer, Zimmermann und Witwer, Haarkircher Pfarr bei Ascha, erscheint 1663 in Königs¬ hofen. Der Krämer Hans Schellenberger kam am 25. 8. 1665 durch Regensburg. Im Totenbuch zu Dornstadt steht unterm Jahre 1727 Johann Georg Schachners Eheweib, Hartkircher Pfarr, Blemel¬ hof, in Westheim evangelisch geworden, 73 Jahre alt,

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