Oberösterreich und die November-Revolution 1918

Niederösterreich, ja auch in Steiermark für eine große Bewegung gegen die Fortführung des Krieges, der da­ mals von uns schon als verloren angesehen wurde, schei­ terte auch vollständig. Freitag nach Pfingsten, um 24. Mai, fand dann eine große Versammlung im Brau­ hausgarten statt, an der Genosse Domes teilnahm und uns die Aussichtslosigkeit des Kampfes klarlegte, es wurde nach längerer Debatte, die mit Begeisterung, Ruhe, Mut und Disziplin geführte Bewegung eingestellt. Montag wurde die Arbeit wieder aufgenommen. Wie vorausge­ sehen, endete auch dieser Kampf mit einer Niederlage, doch war das Ansehen der Organisation gewahrt uttö stieg auch dann an. Alle führenden Genossen und sehr viele andere Mitkämpfer erhielten Marschbefehl und wir verließen Dienstag unsere Wirkungsstätte. Ungewissen Verhältnissen entgegen, Tage vorher mußten schon viele uns Liebwerte das gleiche Los teilen, sehr oft wurden die Kollegen von der Oe.-W.-G. verschickt und wie Tiere unter Bewachung verladen. Und dann kam doch das Ende. Die Fronten brachen ein, nicht die Waffen, der Hun­ ger hatte das Ende herbeigeführt. Nun kam unheimlich rasch die Umwälzung. Der Arbeiterrat, der Soldatenrat bekam die Geschicke der Stadt in die Hände. Es ist für den Revolutionär ein eigenes Vergnügen im bürgerlichen „Steyrer-Tagblatt-Alpenbote", von damals zu lesen, wie das Bürgertum bangte um sein weiteres Schicksal. „Das Heer löst sich auf!" Als dieser Schreckensruf ertönte, er­ faßte die Besitzenden bleiche Furcht. Vorbei aller Kriegs­ taumel. Am 1. November 1918 erschien ein Aufruf von Gschaider, Erb, W o k r a l, Karl Fischer gefertigt, der die Gründung Deutschösterreichs als selbständigen Staat anerkennt. Die Offiziere und Truppen von Steyr be­ kannten sich zum neuen Staat. Eine Volkswehr wurde gegründet, ein Wehrausschuß übernahm die Werbung. Die größte Sorge war die Ernährungsfrage. Die Er­ klärung Oesterreichs zur Republik wurde in Steyr nnt größter Begeisterung aufgenommen. Am 13. November 89

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