Oberösterreich und die November-Revolution 1918

schüft stand und nur wenige fanden sich freiwillig zur Arbeit ein, die meisten davon wurden hiezu gezwungen. Nun steigerte sich aber die Ernährungsschwierigkeit. Pfingstsonntag waren die Vertrauensmänner und ver­ läßlichen Genossen im St. Ulricher Walde beisammen, zu beraten, wie der Kampf nun weiter geführt werden solle. Zur Deckung wurden Posten aufgestellt, ganz un­ auffällig ein, zwei oder höchstens drei Kollegen in harm- lofe Gespräche vertieft, schlichen sie dem Sammelplatz zu. Nach einem Informationsbericht des Gen. W o k r a l und Aussprache hierüber wurde beschlossen, eine Depu­ tation nach Wien zur Verbandsleitung zu delegieren und durch Intervention derselben eine Vorstellung beim Kriegsministerium zu erreichen, um dort an Ort und Stelle unsere Wünsche vorzubringen. Delegiert wurden Kiemen t, Dieminger, Karl Mischer, Ste- p a n e k. Nächsten Tag dampften wir ab. Wohl bestand wenig Hoffnung, etwas zu erreichen, aber der Versuch mußte wenigstens gemacht werden. Dienstag hatten wir eine Aussprache mit der Verbandsleitung. Genossen Domes und Wiedenhofer. Doch alle Bemühungen dieser Genossen, beim Kriegsministerium vorzusprechen, blieben erfolglos. Mit den Worten: „M i t streiken­ den, aufrührerischen Arbeitern wird nicht verhandelt," waren wir erledigt. Unver­ richteter Sache mußten wir die Heimfahrt antreten, noch von dem Glücke begünstigt, daß wir nicht alle wegen Auf­ ruhr verhaftet wurden. In Steyr wieder angelangt, wurde einigen die freudige Nachricht zuteil, daß sie der Einrückungsbefehl erwartet. Wir waren aber dann noch einige Tage nicht zu treffen und da derselbe eigenhändig zugestellt werden mußte, verging einige Zeit, bevor mir diesen in Händen hatten. Die Ernährungskrise nahm zu. In Wien wurde uns bedeutet, wir müssen den Kampf doch beenden, es hilft ein weiteres Ausharren nichts, auch waren schon viele Arbeiter in den Betrieb zurück­ gekehrt, sehr viele, wie schon erwähnt mit Zwang. Eine Aktion von Kollegen, anderer Betriebe in Ober- und 68

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