Oberösterreich und die November-Revolution 1918

nahmen zu treffen. Androhung mit dem Ent­ zug der Lebensmittel und der Ä u s f p e i f u n g i m BetriebderO e.-W.-G. Die gesamte Verpflegung der Arbeiterschaft war damals in den Händen der Direktion. Die militärische Leitung sandte Patrouillen aus, um die Kollegen gewaltsam in den Betrieb zu bringen, Anschläge mit Androhung des Standrechtes erschienen. Einrückungs- befehle wurden nur so herausgeschleudert und zugestellt, denen sich viele Kollegen dadurch entzogen, daß sie nicht heimgingen und die Frauen dieselben nicht annahmen. Der Damberg war für viele damals Nachtquartier und Speisehaus, da die Frauen das Essen dahin brachten. Zum Glück waren schöne Maientage, der Himmel hatte Einsicht für die um mehr Brot kämpfenden Menschen. Trotz aller Schikanen bewahrte die Kollegenschaft eiserne Ruhe und Disziplin, bewunderungswürdig gegenüber der Nervosität der Direktion und militärischen Leitung. Um sich mit den Kollegen besprechen zu können und da wir in Steyr, wenn wir Versammlungen abhielten, über­ wacht und umzingelt wurden, mußten diese auswärts so in der Unterhimmel-Au und irrt St. Ulricher Walde ab­ gehalten werden. Wie es damals zuging, davon tritt einiges: Wir hatten int „goldenen Pflug" eine Vertrauensmännerversamm­ lung, plötzlich erschien Militär. „Militär kommt!" war der Ruf, es rette sich, wer kann. Einige sprangen aus dem Fenster auf die Frauenstiege, andere verkrochen sich am Dachboden und irgendwo hin. Eine Anzahl Kollegen konnte nicht entwischen und wurde mitgenommen. Man führte diese zum Obsekt IX. Während des Weges ent­ schlüpfte einer nach dem anderen, so daß nur ein kleines Häuflein dort anlangte. Es wurde der Werkführer Stei- ninger wegen Uebernahme gerufen, der sedoch erklärte, daß keiner von seinen Leuten dabei wäre. Der Führer der Soldaten machte ein dummes Gesicht und verärgert ließ er sämtliche wieder laufen, so kläglich endete diese Aktion. Man könnte dieser Episoden noch mehr schildern. Jedoch trotz aller dieser Machenschaften hielt die Arbeiter­ SS

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