Oberösterreich und die November-Revolution 1918

Fronten noch nicht dazu bereit. Ein gewaltsames Auf­ lehnen wäre mit fürchterlichen Opfern gebüßt worden. Es war ein Widerstand auf allen Linien zu spüren. Am 3. Juni 1917 brach in Abteilung II, H-Bau, ein neuer Wirbel los, und zwar Lohnstreitigkeiten. Diesmal nmar­ schierte stets alarmbereites Militär ein. Es waren durch­ wegs junge Leute, die zu allem fähig gewesen wären. Die Bewegung war dadurch rasch unterdrückt worden. Biele Kollegen wurden wieder verhaftet und einrückend ge­ macht. Es gelang der Organisation eine Teuerungszu­ lage zu erreichen. Ende des Jahres 1917 war die Lage schon furchtbar geworden. Ein elendes Maisbrot, total zerfallen, wurde den Frauen mit der Schaufel in die Tasche gegeben. Verzweiflung, Wut, beherrscbte alle. Elendes Mehl, 3 Dekagramm Fett, Fleisch war ein Luxusartikel. AIs ich zu Weihnachten 1917 auf Urlaub in Steyr weilte, den Vertrauensmännern von Rußland und seiner Arbeit erzählte (ich stand damals in Ru­ mänien, wo wir durch Flugblätter aus den Aeroplanen über Rußland informiert wurden), da ging ein Raunen durch die kampferprobten Männer. „W i r müssen es auch russisch machen." „Gründen wir Arbeiter­ und Soldatenräte." Von Wiener-Neustadt aus wurde die Iännerbewe- gung in Szene gesetzt, es wurde eine umfassende Sache, an der die radikalen Elemente mit Begeisterung mit­ arbeiteten. Es kam dann der große Jännerstreik 1918. Der Wille der Massen gipfelte in der Forderung: „Schluß mit dem Kriege." Am Wieserfeld fanden große Versammlungen statt, in welchen die Genossen Dieminger, Klement und S ch e e r referierten. Es war dann eine stürmische Sitzung in der Direktionskanzlei, bei welcher außer den Vertrauensmännern, die Direktion, Oberst Roderer und Major Berger anwesend waren. Die Bewegung wurde nach drei Tagen eingestellt, weil die heutige Tsche­ choslowakei nicht mit eingriff. Es war an diesem Miß­ erfolge das Feststehen der Front die Ursache. Rach diesem 83

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