Oberösterreich und die November-Revolution 1918

Strenge Strafen wurden über die „Plünderer" verhängt, die jedoch nicht in Vollzug gesetzt wurden, denn die Ülr* beiter mußten ja schmieden. Daß nichts weiteres mehr passierte, ist trotz der furchtbaren Erregung lediglich ein Beweis der Disziplin der Arbeiter. Die Steyrer Organisationen gediehen nun erst recht. An die 1500 Metallarbeiter waren im Verbände. Die Ernährungsverhältnisse waren etwas besser geworden. Der Arbeitertag zu Beginn November 1916 in Wien brachte neuen Mut. Steyr schloß sich der von Fritz Adler und Danneberg geführten Linken an. Unter den 17 Genossen, die mit allen Mitteln den Krieg verhindern wollten, war auch ich. Am 16. November mußte ich einrücken mit dem Steckbrief „Militärfeindlich, politisch unverläßlich" ver­ sehen. Fast alle Arbeiter, welche einrückend gemacht wurden, waren mit P. U. klassifiziert. Der Beuschelstreik am 7. und 8. Mai 1917 ging von der Kantine aus. Nach langem, gab es wieder einmal „Beuschel", aber in einem Zustand, ungeputzt, mit den Borsten versehen, war das Fleisch verarbeitet worden. Die Erregung wurde so groß, daß die ganze Arbeiter­ schaft die Arbeit einstellte. Die Bemühungen der Ge­ nossen Klement, Dieminger und Stepanek, Ruhe zu schaf­ fen, waren vergebens. Eine Vertrauensmänner-Versamm- lung hatte ebenfalls kein befriedigendes Ergebnis. Ge­ nosse Schorsch erschien anderen Tages und es gelang diese Bewegung einzudämmen. Es war eine unpopuläre Sache. Dieser Streik, der keine so große Ursache wie die 1916er Bewegung hatte, war letzten Endes der Kriegs­ müdigkeit aller zuzuschreiben. Immer öfter ertönte der Ruf: „Wir wollen keinen Krieg mehr!" Die bunt gemischte Arbeiterschaft Steyrs hatte massenhaft viele Kriegsgegner unter sich, doch konnte ein Umsturz noch nicht gewagt werden, denn zu fest war noch die Macht der Monarchie. Zu viel standen noch willig an den Fronten. Doch der Umsturz in Rußland revolutionierte die Massen. Ausharren im Streik, früheres Ende oes Krieges, hofften viele. Es waren aber die Brüder an den 82

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2