Oberösterreich und die November-Revolution 1918

unserem Abgänge waren viele Abmarschierende wieder zurückgekehrt, viele Bauarbeiter und besonders die Schichtler waren gekommen, ein furchtbares Schauspiel, Tausende von Menschen, alle schreiend, „Hunger, Hunger!" Am Stadtplatz stand ein Pavillon, welcher zum Ein­ lagern von Kartoffeln verwendet wurde. Derselbe war aufgesprengt worden. Stadlrat Gall wurde bei der Ab­ wehr tätlich angegriffen. Wir bekamen ebenfalls unsere Hiebe. Während des Wirbels, es waren alle Fenster im Rathause eingeschlagen worden, fuhr ein dem Mehl- händler Eidenberger gehöriger Wagen, mit Mehl be­ laden, über den Platz. Die Menge schnitt die Säcke auf und das so heiß ersehnte Mehl rieselte auf die Straße. Unter Lebensgefahr konnten wir die Leute abhalten und das Mehl sichern. Dann kam, das Militär von Steyr war als unverläßlich nicht aufgeboten worden, eine Einjährig- Freiwilligen-Kompagnie anmarschiert. Mit aufgepflanz tem Bajonett wurde der Grünmarkt, Stadtplatz und die Enge geräumt. Aber es dauerte bis 10 Uhr abends. In der Enge waren Auslagen zertrümmert und teilweise ausgeräumt worden. Es war ein heißer, verhängnis­ voller Tag. Des anderen Tages um 3 Uhr früh, kamen zwei kriegsstarke Bataillone. Aber das Wichtigste kam mit, Brot. Alles atmete auf, trotz des Heerlagers. Alle Bäckerläden, alle öffentlichen Gebäude wurden besetzt. Und dann kan«, eine große Kundmachung, in welcher der Bevölkerung und der Arbeiterschaft bekanntgegeben wurde, die Arbeit sofort und unweigerlich aufzunehmen, bei weiterer Widersetzlichkeit werde das Standrecht verkündet. Gefertigt war dieselbe von Heinrich Baron Dürfeld, Generalmajor und Alexander Wagner, k. k. Statthaltereirat. Run fing die Rache an. Verhaftungen wurden eingeleitet und viele, viele wurden einrückend gemacht. Man wollte die Sache den Organisationen zuschieben, um diese leichter auflösen zu können. Scharfen Verhören wurden die Genossen Vertrauensmänner unterworfen. 81

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2