Oberösterreich und die November-Revolution 1918

Der Bürgermeister fragte: „Wer garantiert, daß mir nichts geschieht?" Ich sagte: „Gehen Sie mit mir." Es dauerte eine lange Weile, bis das schwer verbarri­ kadierte Tor frei war. Unbehelligt kamen wir alle in die Direktion. Hier warteten die Herren General Dürseld, Hauptmann Berger, mehrere andere Offiziere, sowie der ganze Stab der Direktion. Oberinspektor Förster fuhr gleich Klement an: „Das hat Ihre Organisation angezettelt." Klement: „Nein, die Sache ist spontan ausgebrochen." „Das ist in der Kantine ausgebrochen" (der spätere Herd der revolutionären Bewegung), meinte der Bureau­ chef Maier. Förster frug: „Werden die Leute heute noch ar­ beiten?" Darauf sagten Klement und ich: „Wenn die Leute kein Brot bekommen, werden sie nicht arbeiten gehen." „So, dann werden wir sie zwingen oder es müssen alle jene, die nicht zur Arbeit kommen, sofort einrücken," näselte jetzt der Herr General. „Es ist bereits um Mili­ tär telephoniert worden." Darauf meinte ich: „Vernünftiger wäre es, sofort Brot herbeizuschaffen." Förster behauptete, daß die ganze Bewegung arran­ giert worden sei. Ich erwiderte hierauf den Herren, wenn die Leute acht Tage kein Brot, kein Mehl, kein Fett, nur Kraut für zwölfstündige Arbeit erhalten, braucht nichts mehr arran­ giert werden, da dann der Hunger diktiert. Der General: „Ist es wirklich so arg?" Der Bürgermeister: „Ja, es ist so, alles Schreiben und Bitten bleibt unbeachtet." Da wurde die Unterredung plötzlich unterbrochen, das Telephon schrillte, am Stadtplatz unerhörter Tumult. Es wird sogar geplündert, wir sollen sofort kommen und die Leute beruhigen. In einem Auto sausten wir, Stadt­ rat Gall, Klement und ich auf den Stadtplatz. Nach 80

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