Oberösterreich und die November-Revolution 1918

An den Bedürfnisorten, die beliebtesten Versammlungs­ stätten (sogenannte Häuselparlamente), ging es stürmisch zu. Und mittags, nach der Arbeitsaufnahme brach plötzliche der Sturm los, aus allen Objekten der alten und neuen Fabrik strömten die Arbeiter ins Freie. Alles eilte auf den Stadtplatz, die anderen Betriebe, besonders die Reithoffer-Werke, schloffen sich an. Ueberall dröhnte der Ruf: Brot, Hunger! Ich begab mich sofort auf den Stadtplatz, auf welchem bereits verschiedene Vertrauensmänner warteten. Nach kurzen Ansprachen an die Arbeiter, welche Gen. Klement und ich hielten, machten wir den Vorschlag, eine Depu­ tation zum Bürgermeister zu senden. Es wurden die Ge­ nossen Klement, Dieminger Anton, Frühwald Anton, Schmied Robert, Stepanek Iaroslaw und ich sowie einige andere mittels Zuruf aufgefordert, die Wünsche der Massen dem Bürgermeister vorzutragen. Und nun kam das Verhandeln. Ich sehe noch heute den Bürgermeister Gschaider, furchtbar blast und erregt vor uns stehen. „Wjas soll ich tun, was wollen Sie, meine Herren!" „Hören Sie denn nicht, das Volk will Brot", war unsere Antwort. Tosende Pfuirufe tönten vom Platze herauf, von schrillen Frauenstimmen die Rufe „Wir wollen Brot, wir haben Hunger!" Ich sagte zum Bürgermeister, verlangen Sie dringend Brot von Linz, dann kann alles rasch in Ordnung kommen." Er sah ein, daß nur rasches Handeln die Situation retten konnte. Die Landesregierung sagte auch Hilfe zu. Inzwischen stieg die Erbitterung ins Maßlose, vom Bal­ kon des Rathauses teilten wir der Masse mit, daß Brot von Linz zugesagt sei. Unsere Mahnung, zur Arbeit zu gehen, wurde mit stürmischem Protest aufgenommen. Nachdem Klement und Dieminger noch gesprochen, wurde der Bürgermeister verlangt. Mit tosendem Schimpfen wurde er empfangen, als er unserem Drängen Folge 78

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