Oberösterreich und die November-Revolution 1918

unserer Unterjochung. Die Genossen Domes und S ch o rsch aus Wien weilten oft bei uns, ebenso Ge­ nosse Wiedenhofer, um für die Interessen der Steyrer Arbeiter zu wirken. Leider stets mit zu wenig Erfolg. Wie bescheiden waren wir, nur genügend Brot war das Verlangen. Fünf große Bewegungen gab es in Steyr während des Krieges: 1. Der Brotstreik am 16. September 1916. 2. Der Beuschelstreik am 7. und 8. Mai 1917. 3. Die Arbeitseinstellung auf Abteilung II, H-Bau, im Juni 1917. 4. Der Iännerstreik 1918 und 5. Der große Maistreik 1918. Schon im August 1916, Mangel an Brot. Mehl, Fett und Kartoffeln. Der Magistrat versagte, er konnte nicht genügend Lebensmittel erhalten. Alle, auch aus­ wärts Wohnende, mußten verpflegt werden. Taqelanges Anstellen der Frauen bis tief in die Nächte, kein Brot, alle Mühe umsonst. Arbeiten — Hungern. Damals ging der Vorstand der Metallarbeiter — wir zählten damals 600 Mitglieder — zum Direktor Duffek, welcher uns ver­ sprach, sich nach Wien zu wenden und uns zu verständi­ gen. Fertig! Inzwischen immer größere Not. Die Nacht­ schichtarbeiter bekamen Tage hindurch in der Pause ein elendes Sauerkraut, kein Brot, keine Kartoffeln. Am 16. September brach mittags spontan die Bewegung aus. Einige Genossen wollten, daß der Vorstand die Be­ wegung leiten solle, eine gefährliche Sache jedoch, weil die Auflösung der Ortsgruppe, welche angedroht, voll­ zogen worden wäre. Schon in der Frühe merkte man, daß was im Zuge wäre, überall große Erregung, uner­ hörte Erbitterung. Allüberall stehen Frauen auf den Straßen, schreien um Brot für den arbeitenden Mann, für die hungernden Kinder. Verschafft uns Brot tönt es überall auf dem Wege zur Arbeit. In großen Gruppen standen die Arbeiter und Arbeiterinnen beisammen, ob­ wohl jede, selbst die kleinste Ansammlung verboten war. 77

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